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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zögerte. Was ist ein Spiel?
    Bill Tür spürte, wie sich Hoffnung in ihm regte.
    ICH KÖNNTE ES DIR ZEIGEN…
    Der Griff der Sense traf ihn am Kinn und schleuderte ihn an die Wand. Langsam sank er zu Boden.
    Wir entdecken einen Trick. Wir hören nicht zu. Der Schnitter achtet nicht auf die Stimmen des Getreides.
    Bill Tür versuchte sich aufzusetzen.
    Erneut traf ihn der Griff.
    Wir wiederholen keinen Fehler.
    Bill sah auf. Der neue Tod hielt nun die goldene Lebensuhr in der Hand – ihre obere Hälfte enthielt keinen Sand mehr. Um sie beide herum veränderte sich die Landschaft. Ein rötliches Glühen ging von ihr aus, und sie gewann ein unwirkliches Erscheinungsbild: die Realität von der anderen Seite her gesehen…
    Deine Zeit ist abgelaufen, Bill Tür.
    Der neue Tod zog die Kapuze zurück.
    Darunter zeigte sich kein Gesicht, nicht einmal ein Schädel. Rauch wallte formlos zwischen dem Umhang und einer goldenen Krone.
    Bill Tür stemmte sich auf den Ellenbogen hoch.
    EINE KRONE? Zorn vibrierte in seiner Stimme. ICH HABE NIE EINE KRONE GETRAGEN!
    Du wolltest nie herrschen.
    Die Gestalt holte mit der Sense aus.
    Dann begriffen der alte und neue Tod, daß die Zeit keineswegs stehengeblieben war. Sie verstrich auch weiterhin mit einem leisen Zischen.
    Der neue Tod zögerte und holte erneut die goldene Lebensuhr hervor.
    Er schüttelte sie.
    Bill Tür blickte ins leere Gesicht unter der Krone. Verwirrung zeichnete sich dort ab, obgleich gar keine Züge existierten, die einem solchen Empfinden Ausdruck verleihen konnten. Der Rauch schien sich einfach vor Verwunderung zu verdichten.
    Die Krone drehte sich.
    Frau Flinkwert stand mit geschlossenen Augen in der Nähe und hielt die Hände etwa dreißig Zentimeter weit auseinander. Dazwischen zeigten sich die vagen Konturen einer Lebensuhr, in der Sand schneller rieselte als sonst.
    Die beiden Manifestationen des Todes lasen den Namen der imaginären Uhr: Renata Flinkwert.
    Die Verwirrung des neuen Todes wuchs. Er wandte sich Bill Tür zu.
    Für DICH?
    Bill Tür stand auf, und das Feuer des Zorns brannte immer heißer in ihm. Er lebte nun von geliehener Zeit, streckte die Hände aus und griff nach der Ernte-Sense.
    Der gekrönte Tod sah sie kommen und hob seine eigene Waffe, aber vermutlich gab es im ganzen Universum nichts, das die zerkratzte Klinge aufhalten konnte. Wut und Entrüstung verliehen ihr eine Schärfe, die über alle Definitionen des Begriffs »Schärfe« hinausging. Sie schnitt durch das Metall, ohne langsamer zu werden.
    KEINE KRONE, sagte Bill Tür und starrte direkt in den Rauch. KEINE KRONE. NUR DIE ERNTE.
    Der Umhang faltete sich unter der Klinge zusammen. Irgend etwas heulte hinterm Horizont des Hörens, und eine schwarze Säule – wie das Negativ eines Blitzes – raste vom Boden gen Himmel.
    Tod wartete eine Zeitlang, bevor er den Umhang vorsichtig mit dem Fuß anstieß. Die ein wenig verbogene Krone rollte einen Meter weit, bevor sie sich in Rauch auflöste und verschwand.
    OH, sagte der Tod. Es klang geringschätzig. DRAMA.
    Er ging zu Frau Flinkwert und drückte sanft ihre Hände zusammen. Das Abbild der Lebensuhr verflüchtigte sich. Der blaue und violette Dunst am Rande des Blickfelds wich wieder der üblichen, mit Substanz ausgestatteten Realität.
    Im Ort schlug die Glocke des Uhrenturms Mitternacht.
    Die alte Dame zitterte. Tod schnippte mit den Fingern.
    FRAU FLINKWERT? RENATA?
    »Ich… ich wußte nicht, was ich unternehmen sollte, und du meintest, es sei nicht schwierig…«
    Tod schritt in die Scheune. Als er wieder nach draußen trat, trug er seinen Mantel aus absoluter Schwärze.
    Frau Flinkwert stand noch immer wie erstarrt.
    »Ich wußte nicht, was ich tun sollte«, sagte sie wie zu sich selbst. »Was ist geschehen? Haben wir’s überstanden?«
    Tod sah sich um. Graue Gestalten schwebten über den Hof.
    VIELLEICHT NOCH NICHT, sagte er.
     
    Weitere Karren erschienen hinter den Soldaten. Sie sahen aus wie die kleineren, silbrig glänzenden Arbeiter; hier und dort zeigte sich das goldene Schimmern eines Kriegers.
    »Ziehen wir uns zur Treppe zurück«, schlug Doreen vor.
    »Ich glaube, genau dorthin wollen sie uns treiben«, sagte Windle.
    »Von mir aus… Beschtimmt kommen die Räder nicht mit Treppenstufen zurecht, oder?«
    »Außerdem kann man wohl kaum einen Kampf auf Leben und Tod gegen sie führen«, meinte Ludmilla. Lupine hielt sich dicht neben ihr und beobachtete die Räder.
    »Wie man’s nimmt«, murmelte Windle. Sie

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