Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Empfangstussi. Meine Mutter entwickelt eine ungekannte Schamlosigkeit und lässt die Zeitschrift in ihrer Handtasche verschwinden.
»MUMMY, leg das zurück!«
Sie sieht mich widerwillig an. »Ich mache nur noch ein bisschen weiter, während du untersucht wirst. Außerdem ist es eine schöne Überraschung für den nächsten Leser dieser Zeitschrift.«
Mit diesen Worten geht sie vor mir her in eines der Behandlungszimmer.
Der Frauenarzt ist ein gut aussehender Mann in den besten Jahren oder vielleicht ein wenig darüber hinaus.
Er wirkt sehr sympathisch und einfühlsam. Er hat graue Schläfen, eine goldgeränderte Brille und einen sehr teuren Füller.
Er muss ziemlich gut verdienen. Also muss er ziemlich gut sein. Fantastisch.
Er legt eine neue Patientenakte an und schreibt meinen Namen auf die erste Seite.
»Hallo, Mrs Cowen.«
Oh nein, nicht schon wieder.
»Bitte nennen Sie mich Sam.«
»Na gut, Sam, wann hatten Sie das letzte Mal Ihre Periode«
Meine letzte Periode Wovon redet der Kerl
»Meine Güte, irgendwann Mitte November, ich weiß das genaue Datum nicht mehr.«
»Haben Sie eine ungefähre Vorstellung«
Ich versuche mich zu erinnern, aber ich weiß es nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass man mich diesbezüglich in den Zeugenstand rufen würde.
»Nein, leider nicht, aber ich kann Ihnen die Nacht nennen, in der das Kind gezeugt wurde.«
»SAM!« Meine Mutter ist peinlich berührt. Die Folgen von Geschlechtsverkehr sind durchaus ein Gesprächsthema, aber nicht der Akt an sich.
Eine solche Schüchternheit lasse ich nicht gelten, und schon gar nicht von einer Kreuzworträtselkleptomanin. Ich mache eine entsprechende Bemerkung. Der Doktor wartet geduldig, bis sich die Cowen-Damen wieder beruhigt haben. Dann ergreift er erneut das Wort.
»Soll ich einfach Mitte November eintragen«
Da fällt mir etwas ein. »Nein, wissen Sie was, es war am elften November letzten Jahres. Da bin ich mir sicher, weil Martin und ich einen romantischen Wochenendtrip geplant
hatten, dann aber doch nicht fuhren, da unter diesen Umständen …«
Meine Mutter und der Gynäkologe starren mich an. Der Doktor schiebt die Kappe zurück auf seinen Füller.
»Das können wir nachher auch noch ausfüllen«, sagt er jovial. »Schauen wir uns das Ganze erst mal an, einverstanden«
Zehn Minuten später liege ich mit angewinkelten Beinen und heruntergezogenem Höschen auf einem Tisch. Daneben steht ein großer Computer mit Bildschirm, Tastatur und Maus. Daneben wiederum befindet sich ein Drucker, und an der Wand dahinter hängt ein riesiges schwarzes Brett voller Babyfotos. Neugeborene, drei Monate alte Babys, Babys in Kinderwagen, in Brutkästen, in den Händen des Herrn Doktor. Ich finde das äußerst tröstlich. Lauter stillschweigende Beweise für die Brillanz meines neuen Arztes. Bestens.
Sofort finde ich es nicht mehr ganz so merkwürdig, dass meine Mutter und der Arzt geburtshelferische Bemerkungen über meine Vagina austauschen.
Meine Mutter bestaunt die ganze Technik, die für einen Ultraschall notwendig ist.
»Was ist das«
Der Gynäkologe drückt Gel auf einen alarmierend großen Gegenstand.
»Das ist ein vaginaler Schallkopf. Wenn das Baby, wie Sie sagen, erst acht Wochen alt ist, benutzen wir noch nicht die Konvexsonde. Sie ist nicht so empfindlich wie der vaginale Schallkopf, deshalb erfasst sie die Herzaktivität des Fötus zu diesem frühen Zeitpunkt nicht so zuverlässig.«
»Was ist eine Konvexsonde«
Der Arzt zeigt auf einen kleinen beigefarbenen Plastikgriff, der auf dem Computer liegt. Er sieht aus wie eine Hundebürste ohne Borsten.
»Diese Sonde wird abdominal, also von außen benutzt, um den Fötus sichtbar zu machen.« Er lächelt mich beruhigend an. »Wenn ich Sie das nächste Mal untersuche, ist das Kleine groß genug, dass wir es von außen ansehen können.«
Juhu.
Er führt den Schallkopf ein. Meine Mutter und ich sind viel zu gespannt auf das, was nun kommen wird, um uns darüber Gedanken zu machen, dass wir Händchen halten, während ein wildfremder Mann etwas in meine Gebärmutter einführt und damit darin herumstochert.
Plötzlich hält er inne.
»Da ist es.«
Wir schauen alle auf den Bildschirm. Dort befindet sich ein … Spiegelei. Meine Mutter ergreift als Erste das Wort.
»Sieht aus wie ein Spiegelei.«
»Das ist nur der Kopf«, sagt der Gynäkologe und bewegt die Sonde ein wenig. Plötzlich treibt ein kleiner Alien ins Bild. Er hat einen riesigen Kopf und winzige Anhängsel,
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