Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
ist gar nicht nötig. Meine Mutter kommt mir um Sekundenbruchteile zuvor.
»Es ist ein Junge. Er heißt Christopher, und Sam wünscht sich etwas, das nicht zu maskulin ist, aber auch nichts mit Lavendel zu tun hat.«
Er macht ein klackendes Geräusch mit den Zähnen.
»Recht hat sie, Mommy, man sollte ein Kind nicht von vornherein mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen befrachten. Kinder entwickeln ihre Persönlichkeit erst noch. Deshalb bieten wir
Motive an, die sich ihren eigenen Bedürfnissen und Vorlieben anpassen lassen.«
»Eine hervorragende Idee«, sagt meine Mutter begeistert. »Bitte nennen Sie mich Mary.« Ich lehne mich in schweigender Bewunderung zurück. Der Typ macht seinen Job wirklich gut. Er nimmt ihren Arm.
»Nun, warum stellen wir beide nicht ein hübsches kleines Kinderzimmer-Ensemble zusammen und zeigen es der werdenden Mami, die sich hier inzwischen auf dem Sessel aus- ruht«
Meine Mutter lässt sich weglotsen.
»Ich heiße Frank, französisch ausgesprochen«, bietet der Blonde an, während er sie wegführt.
»Tatsächlich Fronc«, sagt meine Mutter. »Wir fahren nämlich jedes Jahr für zwei Wochen nach Paris …«
Zwanzig Minuten später verlassen wir den Laden mit einer Daunendecke, einem gelben und einem blauen Bettbezug – einer mit Teddybären und einer mit grinsenden Raupen -, mit einem Stillkissen (wie ich erfahren habe, dient das unter anderem dazu, dass sich mein Kind nicht den Kopf am Bettchen stößt, wenn es sich darin herumwälzt) und mit einer Rechnung über beinahe tausend Rand. Tausend Rand für Bettwäsche, dabei habe ich noch nicht mal das Bettchen! Als wir uns in einem nahe gelegenen Coffee Shop niederlassen, damit ich (wieder mal) die Beine hochlegen und meine Mutter unsere Einkäufe bewundern kann, ist mir immer noch schwindelig. Sie bestellt Filterkaffee und trinkt ihn schwarz ohne Zucker. Mir ist mein Gewicht, das jetzt dem eines Rugbyspielers entspricht, mittlerweile
egal. Deshalb bestelle ich einen Cappuccino und ein Stück Käsekuchen.
Meine Mutter packt sämtliche Einkäufe aus und verteilt sie auf dem Tisch.
»Weißt du, Sammy, das hier ist einfach zu niedlich.«
Sie hat recht. Meine Laune hebt sich. Reine Baumwolle für MEIN Baby. Das macht seine bevorstehende Ankunft noch realistischer. Ich stelle mir vor, wie mein Sohn in seinem Bettchen erwacht, das mit Bienen bestickte Stillkissen und seine Teddy-Bettdecke bewundert. Ich bin gerührt und überglücklich.
»Ich kann es kaum erwarten, ihn darin liegen zu sehen«, sage ich zu meiner Mutter, als der Käsekuchen kommt.
»Da wirst du dich nach der Geburt noch eine ganze Weile gedulden müssen«, sagt sie und nippt an ihrem Kaffee.
Habe ich irgendwas verpasst Es geht hier um Bettwäsche. Ein Neugeborenes schläft etwa zwanzig von vierundzwanzig Stunden. Da wäre es eigentlich nur logisch, dass es gleich nach der Geburt viel Zeit im Bett verbringt. In seiner Bettwäsche. In der mit den Teddybären drauf. Geschützt durch das Stillkissen. Meine Mutter schüttelt den Kopf.
»Nein, in den ersten Monaten wird er noch viel zu klein für das Gitterbett sein.«
Jetzt bekomme ich es mit der Angst. In meinen Büchern muss ein Kapitel ausgelassen worden sein. Das, in dem steht, was passiert, wenn man mit dem Kind nach Hause kommt und es noch nicht in sein Bettchen legen darf: »Wo das Neugeborene schläft.« In allen meinen Büchern steht, ein Bettchen sei ein Bett für kleine Menschen. Eine der ersten und wichtigsten Kaufentscheidungen sei die für das Bettchen. Wo soll das Kind sonst
schlafen, wenn nicht dort Legt man es auf eine Decke in einen Karton wie einen Welpen Gibt es so was wie Anfänger-Bettchen »Wo schläft er dann, wenn nicht in seinem Bettchen«, frage ich meine Mutter.
Sie setzt die Tasse ab und sieht mich überrascht an.
»Na, in der Wiege natürlich.«
Wiege Die einzige Wiege, an die ich mich erinnern kann, war eine Puppenwiege. Ich habe noch nie eine Wiege für ein echtes Baby gesehen.
»Wozu brauche ich eine Wiege, wenn ich doch ein Bettchen habe«
»Weil sich kleine Babys in großen offenen Räumen fürchten. Sie mögen es lieber etwas beengt, wie im Mutterleib. Deswegen kauft man eine Wiege oder einen Stubenwagen, damit sich das Baby nicht so allein und verloren vorkommt.«
Ich schaue an meinem Riesenbauch hinunter. Seiner Grö ße nach zu urteilen, wird Christopher bestimmt gleich die Hälfte des Bettchens mit Beschlag belegen und keine Wiege brauchen. Der fühlt sich sogar
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