Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
abwehren. Aber nicht beide gleichzeitig.
Zurück zu Sandras Haus. Von außen sieht es aus wie ein Palast. Ich nehme an, dass sein Inneres ähnlich beeindruckend ist. Zumindest sollte es das, wenn ich mir die Autos, die davor parken, so ansehe. Ihre Besitzer sind alle zu »Sandras Einführungsvortrag« gekommen. Ich quetsche meinen kleinen zuverlässigen fahrbaren Untersatz zwischen einen BMW X5 und ein Mercedes-Cabrio, wuchte mich aus dem Wagen und watschele die Auffahrt hoch. Phineas, der Wachmann, sitzt auf einem Klappstuhl, über ihm prangt ein Riesenschild mit der Aufschrift »Babybuddies Ltd.«. Sein Namensschild funkelt in der untergehenden Nachmittagssonne, als er mich von oben herab mustert.
»Kommen Sie zur Geburtsvorbereitung«, fragt er. Ich starre ihn an. Ist das sein Ernst Denkt er, ich kann nicht lesen
Ich wage es, einen Witz zu machen. »Ach so, geht es hier nicht zu den Weight Watchers
Er sieht mich verständnislos an.
»Das. Hier. Ist. Der. Geburtsvorbereitungskurs«, sagt er langsam. Er denkt, ich bin schwer von Begriff. Tut mir leid, Junge, dass ich versucht habe, einen Scherz zu machen.
»Nein, so viel weiß ich auch«, sage ich fröhlich. »Das sollte ein Witz sein.«
»Kommen Sie zur Geburtsvorbereitung«, fragt er. Schon wieder.
»Ja, in der Tat. Tut mir leid.« Oh bitte, lass mich rein!
»Bekommen Sie ein Baby«
Das kann unmöglich sein Ernst sein. Ich bin in der zweiunddreißigsten Woche und sehe aus, als würde ich ein Mammut gebären. Ich wiege hundertzwei Kilo. Dieser Mann macht sich über mich lustig.
»Jawohl.« Ich lächle tapfer. Jede einzelne Krampfader in meinen Beinen droht zu platzen. Ich muss mich dringend setzen.
Phineas grinst breit und drückt langsam auf den Türöffner. Er verspricht mir, dass mein Auto in Sicherheit ist, bis ich wiederkomme. Er streckt seine Hand aus.
Ich würde ihm das Grinsen liebend gern aus dem Gesicht prügeln. Am liebsten würde ich mich auf ihn setzen, bis er um Gnade winselt. Ich möchte seine um Trinkgeld bettelnde Hand mit diesem funkelnden Namensschild durchbohren.
Aber dieser Mann ist der Torwächter. Er kann mich nicht nur daran hindern, dieses Gebäude zu betreten, sondern auch, es wieder zu verlassen. Also tue ich nichts dergleichen. Ich ringe mir ein Lächeln ab, drücke eine Fünf-Rand-Münze in seine ausgestreckte Hand und sage danke – schwanger ist nur ein anderes Wort für Kompromiss.
In Sandras Haus ist sogar der Hund hochnäsig. Ein großer Afghane schläft im Vorgarten und ignoriert mich völlig, als ich um das Gebäude herum auf eine große Terrasse watschele. Auf ihr stehen blütenweiße Korbsessel mit großen geblümten Polstern. In der Mitte der Terrasse steht ein Holztisch, er ist mit einem schneeweißen Tischtuch bedeckt. Es gibt Platten mit Sandwiches, Krüge mit eisgekühltem Mineralwasser, in dem Zitronenschnitze und Minzblätter schwimmen, und natürlich Millionen von Gratis-Pröbchen. Nippelcreme, Popocreme, Handcreme, Fußcreme, Brustpflaster und Salzlösungen, um Babys Nase wieder frei zu bekommen, wenn sie verstopft ist – ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Kind auf so was scharf ist. Sandra steht auch auf der Veranda, die aussieht wie die der
Southfork-Ranch aus Dallas . Schon bevor sie den Mund aufmacht, weiß ich, dass ich sie abgrundtief hassen werde.
Sandra erinnert mich an meine frühere Hockeylehrerin. Sie hat etwas Pragmatisches an sich, wie meine Mutter sagen würde, graues dauergewelltes Haar und eine große Oberweite (auch so ein Begriff meiner Mutter). Letztere wird von einer bügelfreien Bluse mit Blümchenmuster bedeckt. Ihre Hose ist farblich perfekt darauf abgestimmt.
Sie ist das reinste Energiebündel, schafft es, überall gleichzeitig zu sein, stellt sich vor, stellt Fragen, beantwortet sie und erklärt, wo ihre drei wunderbar dekorierten Bäder liegen. Außer mir sind noch sieben weitere Schwangere da. Alle sind noch schwangerer als ich. Alle sind zierlicher. Alle sind besser angezogen, und keine von ihnen kaut Nägel.
»Nun, liebe Muttis und Vatis«, sagt Sandra fröhlich, »beginnen wir mit unserem Kurs.«
Wir marschieren in einen heiter gestrichenen Raum mit Stühlen und einem Fernseher. Die Wände sind mit Bildern und Fotos von Neugeborenen sowie mit 3-D-Ultraschallbildern von Ungeborenen bedeckt. Ich sehe, wie mindestens einer der Männer das kalte Grausen bekommt. Mein eigener Mann hat mich heute Abend im Stich gelassen. Er sagte, er hätte eine Besprechung.
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