Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Meiner Meinung nach ist das eine Ausrede. Er konnte von Tabby und Katie nicht überzeugt werden und hält den Kurs für reinen Schwachsinn. »Tut mir leid, Schatz, ich muss Steve und Denise treffen. Du kannst mir hinterher erzählen, wie’s war.« Er grinst und hält mich für ziemlich albern.
Es ist nicht sehr hilfreich, dass ich insgeheim befürchte, er könnte recht haben. Das macht mich doppelt wütend.
»Das glaube ich kaum!«
Inzwischen lacht er ganz unverhohlen, seine Augen hinter den Brillengläsern funkeln mich verschmitzt an. »Nein, Schatz, das glaube nun ICH wieder nicht.«
Ich bin die einzige »Alleinerziehende« im Raum. Ich setze eine, wie ich hoffe, tapfere Leidensmiene auf und lehne mich in meinem Stuhl zurück.
»Oh, haben Sie da etwas zwischen den Zähnen« Die junge Frau neben mir kramt in ihrer Tasche und zückt eine Handvoll in Plastikfolie eingeschweißte Zahnstocher. Sie bietet mir einen davon an.
»Warum Sehe ich so aus« Ich weiß nicht, ob ich beleidigt oder neugierig sein soll. Leute, die dermaßen organisiert sind, haben mich schon immer fasziniert.
»Sie haben so einen komischen Gesichtsausdruck gemacht.« Sie kramt wieder in ihrer Tasche. »Und da ich Minze vom Mineralwasser zwischen den Zähnen hatte, dachte ich …«
Sie holt eine Rolle Toilettenpapier hervor und hält sie hoch, als wäre es die olympische Fackel. »Gott sei Dank!«
Aus jemandem, der gut organisiert ist, wird im Nu eine Psychotikerin. Doch jetzt bin ich erst recht neugierig geworden.
»Wieso«, frage ich möglichst leichthin. Sie richtet ihre gro ßen braunen Augen auf mich.
»Ach du meine Güte, Sie müssen mich für völlig verrückt halten!« Sie lacht.
»Na ja, nur ein bisschen«, sage ich wenig überzeugend.
»Ich habe Probleme mit fremden Toiletten«, sagt sie und stopft die Rolle zurück in die Tasche.
»Ich meine, wissen Sie, wie viele Keime da drin sind, nachdem
man sie geputzt hat Tausende, glauben Sie mir, und das allein bei Ihnen zu Hause. Sie können sich vorstellen, wie es woanders aussieht!«
Sie lacht.
»Ich habe am liebsten mein eigenes Klopapier und ein Desinfektionsmittel dabei. Dann weiß ich, dass es einigermaßen sicher ist, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Ich frage sie, wo sie denn das Desinfektionsmittel aufbewahrt. Sie holt eine Sammlung winziger Parfümfläschchen hervor und beginnt sie mir der Reihe nach zu erklären.
»Das Zeug ist hier drin, und in diesem habe ich etwas Flüssigseife, die ohne Wasser auskommt, falls das Waschbecken komisch aussieht. Und hier …«
In diesem Moment fällt mir auf, dass es bis auf uns vollkommen still im Raum ist. Sandra mustert uns kühl.
»Wenn ALLE so weit sind, können wir anfangen.«
Wir sind so weit.
»Also, Muttis und Vatis«, legt Sandra fröhlich los, »zunächst einmal werden wir eine Stunde über die Wehen reden, danach gibt es eine kleine Tee- und Pipipause.«
Tee- und Pipipause Eine Stunde über Wehen
»Als Erstes sehen wir uns ein Video über eine Geburt an, danach nehme ich Fragen entgegen.«
Das werde ich mir auf keinen Fall ansehen. Hätte der liebe Gott gewollt, dass ich mir beim Gebären zuschaue, hätte er den Geburtskanal genau zwischen meine Brüste gelegt. Als Sandra das Licht herunterdimmt und die Vorhänge vorzieht, versuche ich, mich unauffällig davonzustehlen. Aber
wenn man über hundert Kilo wiegt und versucht, sich unsichtbar zu machen, ist die Aktion klar zum Scheitern verurteilt.
»Wo wollen wir denn hin, Mutti« Sandras Stimme erwischt mich von hinten wie ein Stein, der durch eine Glasscheibe geworfen wird.
»Ich muss nur kurz vor die Tür«, sage ich schwach und gehe weiter.
»Aber Mutti, dann verpassen Sie das Video von der Geburt.« So, das reicht. Noch steckt ein wenig Tiger in meinem Tank. Ich drehe mich um.
»Ich heiße Samantha und möchte das Video von der Geburt nicht sehen. Ich komme nachher wieder.«
So.
Ich gehe auf die Terrasse und nehme mir zur Belohnung ein Sandwich. Ich höre, wie das Video anfängt.
Sandra kommt aus dem Vorführraum.
»Samilein, alles in Ordnung«
Ich lächle. »Alles bestens, Sandi, aber ich will das Video nicht sehen. Ich glaube nicht, dass mir das weiterhelfen wird.«
Ich quetsche mich in einen Korbstuhl. Er ist ziemlich eng. Jetzt weiß ich, wie sich mein Kater fühlen muss, wenn er in seinem Korb zum Tierarzt getragen wird.
Noch gibt sich Sandra nicht geschlagen.
»So bekommen Sie eine Vorstellung von dem, was Sie erwartet. Möchten Sie
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