Alles über Elfen (German Edition)
stehend kennzeichnet: Nur die Kinder, auf den sie ihren Feenstaub herabrieseln lässt, können fliegen und schaffen so den Übergang von ihrer gewohnten Umgebung in die Anderswelt (in diesem Fall die Insel Nimmerland). [Christiansen: »Hier, da hast du ein bisschen was von meinem Feenstaub, und schon kannst du fliegen.« Hört sich für mich verdächtig nach Drogen an.]
Möglicherweise bin ich J.M. Barrie gegenüber auch viel zu ungerecht, denn Tinker Bell ist ja eben »nur« Beiwerk zu seiner berühmtesten Figur: Peter Pan. Peter selbst trägt nämlich ebenfalls klar erkennbare Züge eines Angehörigen des Schönen Volkes, und vielleicht haben wir es bei ihm sogar mit einer besonders behutsamen und interessanten Auseinandersetzung mit elfischen Charakteristika zu tun.
Und ich meine nicht derlei banale Dinge wie seine grüne Blätterkleidung und sein musikalisches Talent an der Flöte. Nehmen wir nur einmal Peters Wunsch, niemals erwachsen werden zu wollen. Handelt es sich hierbei eventuell um eine kluge Aussage darüber, dass ewige Jugend nicht zwingend immer mit großer Weisheit einhergeht?
Oder bedenken wir doch einmal den Umstand, dass Peter nur nachts erscheint, um Wendy aus ihrem eher tristen Umfeld zu befreien. Ist das etwa kein kluger Kommentar zur Funktion des Elfenprinzen als naiver Wunschtraum? Als herbeigesehnter Retter in der Not, der es einem abnimmt, sich den Realitäten zu stellen?
Bei allem Groll, den man als Elfologe gegenüber Tinker Bell und ihrem Beitrag zur (vorübergehenden) weltweiten Verfestigung des Elfenbilds als »süßes Blumenkind« hegen kann, sollte man zugleich nie vergessen, dass Barries Schaffen selbst ausreichend Ansatzpunkte für äußerst spannende, ernsthafte Forschungen zum Verständnis des Elfen im Allgemeinen in sich birgt. Wer nichts für Flatterfeen übrig hat und sich darüber enervieren möchte, dem bieten diverse Medienerzeugnisse jüngeren Datums nämlich eine noch wesentlich größere Reibungsfläche.
Zuckersüße Feen für die Allerkleinsten –
Prinzessin Lillifee und Mia and Me
Ich hätte diesen Abschnitt genauso gut »Das Kitschimperium schlägt zurück« nennen können. Der Kampf um das Elfenbild in der modernen Gesellschaft ist nämlich auch nach Peter Jacksons Verfilmungen der Werke Tolkiens noch lange nicht entschieden. Nach wie vor besteht die reelle und greifbare Gefahr, dass kommende Generationen den Elfen nicht in seinem gesamten faszinierenden Facettenreichtum wahrnehmen werden, sondern lediglich als niedliches Merchandising-Produkt, das alles von der Brotdose über den Anspitzer bis zur Bettwäsche zieren kann.
Ich sprach eben davon, Dunkelelfen wären »pervertierte« Elfen. Nicht anders verhält es sich mit der Blütenfee Lillifee, einem wahren Dämon in Rosa, der multimedial sein Unwesen treibt. [Plischke: Sogar ins Kino hat er es geschafft!] Ganz abgesehen davon, dass Lillifees bester Freund ein Schwein namens Pupsi ist (in Rosa, wie sich versteht, und wenn seine Flatulenzen sichtbar wären, wären sie auch rosa), wird hier das wenige altehrwürdige Elfenwissen, worüber wir Menschen verfügen, dazu missbraucht, völlig überkommene Geschlechterrollen zu zementieren und generell hanebüchenen Unsinn zu verbreiten. Sie wollen eine Kostprobe? Bitte schön, aber auf eigene Gefahr:
Unmut in Rosarien (der Heimat Lillifees) bekämpft man am besten durch die Aufführung eines Musicals.
Böse Hexen zeichnen sich dadurch aus, dass sie unschuldige Rehkitze gefangen halten.
Wie gewinnt man Tanzwettbewerbe im Feenreich? Mit Ballett.
Eine wichtige Kunst, die jede Feenprinzessin beherrschen muss, ist das Backen.
Nur was glitzert und funkelt, ist auch richtig schön.
Eigentlich ist es eine Schande, auch nur ein Wort über diesen Albtraum für Elfologen verlieren zu müssen, weil man damit letztlich doch nur Werbung für ihn macht. [Christiansen: Ich finde, man sollte noch erwähnen, dass es zu Lillifees Aufgaben gehört, morgens die Blumen wachzuküssen.]
Einen kleinen Tick besser macht es da schon Mia and Me . In dieser internationalen Koproduktion bleibt wenigstens der Gedanke von den Elfen als Grenzgänger zwischen den Welten erhalten: Die Eltern der Titelheldin gelten als vermisst, und sie wird bis auf Weiteres in einem Internat in Florenz »zwischengeparkt«. Mit Hilfe eines magischen Armreifs aus dem Vermächtnis ihrer Eltern kann Mia in das Elfenreich Centopia wechseln, wo sie dann diverse Abenteuer zu bestehen hat. [Plischke: Das ist sogar in
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