Alles über Elfen (German Edition)
durchgängig von einer höheren geschmacklichen Qualität. Wenn man den Berichten Glauben schenken darf, ist alles, was einem die Elfen reichen, schlicht und ergreifend köstlich. Mehr noch: Bei ihnen schmeckt ein Apfel, ein Stück Brot, eine Scheibe Braten genau so, wie diese Dinge in unserer idealisierten Vorstellung schmecken sollten . Manche Experten finden sehr nüchterne, rationale Erklärungen für diesen Effekt: Sie verweisen darauf, dass die meisten Einschätzungen über die Qualität elfischer Nahrungsmittel von Personen abgegeben werden, die zuvor beschwerliche Reisen mit langen Hunger- und Durststrecken hinter sich gebracht haben. Da schmeckt einem selbstverständlich alles viel besser, als wenn man nur ein paar Schritte zur nächsten gut gefüllten Speisekammer oder dem nächsten gut sortierten Supermarkt hinter sich bringen muss, sobald der Magen knurrt. Andere Fachleute nehmen Abstand von solch profanen Schmähungen: Ihrer Auffassung nach haben die Elfen schlicht einen Vorsprung von mehreren Jahrtausenden bei der Zucht von Nutzpflanzen und der Hege von jagdbarem Wild, ganz zu schweigen davon, dass sich dieses Wissen auch zwangsläufig in raffinierteren Rezepten niederschlägt. [Christiansen: Vorsicht – gleich erzählt er uns noch, die Elfen hätten anderen Völkern auch als Erste das Kochen beigebracht. Plischke: Wenn Sie schon spötteln müssen, dann tun Sie es doch bitte richtig. Ungefähr so: Die Elfen haben andere Völker das Essen an sich gelehrt …]
Wie immer dem auch sei, sind uns leider nur wenige Beispiele für die elfische Küche namentlich bekannt – mit einer berühmten Ausnahme. Lembas ist eine elfische Wegzehrung, die bei Tolkien der Gemeinschaft des Ringes bei ihrem Aufbruch aus Lothlórien mitgegeben wird. Orientiert man sich an Peter Jacksons Interpretation der Tolkienschen Quellenlage, stellt man sich dieses Gebäck am besten als eine Art quadratischen, handtellergroßen Zwieback oder Waffel vor, die sich dank einer quer verlaufenden Einkerbung problemlos in zwei Dreiecke teilen lässt. [Plischke: Hier gilt: quadratisch, praktisch, gut. Christiansen: Schleichwerbung!]
Lembas [Plischke: Was je nach Sprachvariante übrigens so viel wie »Reisebrot« heißt. In einer anderen von Tolkien untersuchten Variante des Elfischen wird es Coimas oder »Lebensbrot« genannt.] wird übrigens auch von den Verfechtern der These einer besonderen Befähigung der Elfen für das Züchten herausragender Nutzpflanzen herangezogen. Nicht ganz ohne Grund: Lembas wird angeblich unter Verwendung eines speziellen Korns hergestellt, dessen Saat zu jeder Jahreszeit ausgebracht werden kann, um dann sehr schnell Frucht zu tragen, solange reichlich Sonne vorhanden ist. Allein Frost und der Schatten gewöhnlicherer Pflanzen schaden dem guten Gedeihen dieses Getreides. Noch dazu wird nicht nur das Korn selbst verwertet, sondern auch die Halme der Pflanze, die sich angeblich hervorragend zum Flechten von Körben eignen, welche Schädlinge fernhalten und anderen Formen des Verderbens ihres Inhalts ebenfalls entgegenwirken. [Christiansen: Der Lembaskorb ist dann also so etwas wie die elfische Tupperbox]
Lembas ist außerdem ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie komplex die Sitten und Gebräuche der elfischen Kultur in allen Bereichen des Lebens einschließlich der Nahrungsmittelgewinnung sind und wie selbst dieser Teilaspekt ihrer Kultur von Tabus geprägt ist: Zum einen wurden die besonderen Felder, auf denen Lembaskorn angebaut wurde, schwer bewacht, zum anderen war es verboten, die Lembaspflanze mit Metall in Berührung zu bringen (das heißt, dass es auch entweder von Hand oder nur mit Werkzeugen aus anderen Materialien geerntet wurde). [Christiansen: Womit mal wieder klar zu erkennen ist, wie viele Zapfen den Elfen so schon von der Tanne gefallen sind – wer wegen lumpigen Getreides mit Waffengewalt droht und Korn mit einer Knochensense oder so erntet, ist doch wohl eindeutig nicht ganz zurechnungsfähig]
Dass man es so streng bewacht und nur in Ausnahmefällen an Fremde gibt, wird vielleicht ein wenig nachvollziehbarer, wenn man berücksichtigt, was für einen erstaunlichen Nährwert Lembas besitzt: Schon kleinste Portionen davon reichen völlig aus, um tagelange Gewaltmärsche zu bewältigen. In den falschen Händen – beispielsweise denen eines machthungrigen Diktators mit einer größeren Armee – könnte so ein »Superproviant« wahre Katastrophen auslösen.
Nicht anders verhält es sich
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