Alles über Elfen (German Edition)
vorbei. Christiansen: Danke. Als ob wir Eintagsfliegen wären … und ich möchte dazu nur anmerken, dass grausame Menschenkinder armen Krabbelviechern ab und zu mal gern die Flügel oder die Beine ausreißen, um zu sehen, was dann passiert. Ich habe nämlich oft das ungute Gefühl, dass Elfen manchmal genau das mit uns anstellen. Plischke: Hatten Sie jemals Flügel, Herr Kollege? Oder wurden sie Ihnen gar ausgerissen? Am Ende von einem Elfen? Christiansen: Entschuldigen Sie bitte vielmals, dass ich hier bildlich spreche.] Für uns seriöse Elfologen mag diese Sturm-und-Drang-Phase eine äußerst glückliche Fügung sein (auch wenn ich nicht ausschließen will, dass junge Elfen es »lustig« finden könnten, uns absichtlich mit allerlei Fehlinformationen zu füttern – so etwas in der Art wie »Wenn wir geboren werden, sind wir alle nur daumengroß und haben rosa Schmetterlingsflügel«). In anderen Belangen birgt diese Phase jedoch sehr wohl große Risiken für die Betroffenen: Es mag einigermaßen ungefährlich sein, sich einem gewöhnlichen Menschen zu nähern, aber wenn man vor lauter Übereifer ein innerelfisches Tabu bricht, können die Folgen tödlich sein: In den meisten uns bekannten elfischen Legenden, die einen tragischen Ausgang nehmen, sind die handelnden Figuren in der Regel sehr jung – und wer von Romeo und Julia schon so sehr zu Tränen gerührt wurde, dass er einen Monatsvorrat Taschentücher aufgebraucht hat, der wagt sich am besten erst gar nicht an die elfische Variante einer Geschichte über unglücklich verliebte Jugendliche heran. Das ist besser für die Schleimhäute …
Erwachsenenalter
Wann genau ein Elf als erwachsen gilt, ist als genaue Altersangabe kaum zu ermitteln. Einiges in Tolkiens Schriften deutet darauf hin, dass Legolas gewissermaßen an der Schwelle zum Erwachsenenalter steht. Manche Elfologen interpretieren seinen Aufbruch mit den Gefährten sogar als eine Art ausgedehntes Initiationsritual, eine Prüfung, mit der er den endgültigen Beweis dafür antritt, inzwischen zu genügend Reife gelangt zu sein, um als vollwertiges Mitglied seiner Gemeinschaft anerkannt zu werden. Diese Einschätzung ist nicht ohne Tücken: Zwar gibt es sicherlich auch und gerade unter den wilden Elfenstämmen vergleichbare Vorgänge – beispielsweise dass man als Jugendlicher allein auf eine mehrtägige Jagd loszieht und daheim als Erwachsener empfangen wird, sofern man die beabsichtigte Beute auch wirklich erlegen konnte. Hierin dürften sich diese Kulturen wenig von vergleichbaren menschlichen Gesellschaften unterscheiden. Darüber sollte man aber umgekehrt nicht vergessen, dass es auch unter uns Menschen Stammesgemeinschaften gibt, in denen Kinder bei wichtigen Entscheidungen ein Mitspracherecht besitzen, sobald sie … nun … sprechen können. Schließen wir doch am besten einen Kompromiss: Die Frage, wann ein Elf erwachsen ist, wird höchstwahrscheinlich sehr individuell geregelt. Das mag Ihnen wie ein verschleiertes Eingeständnis absoluter Unwissenheit erscheinen, aber glauben Sie mir, der Fall liegt etwas komplizierter: Selbst hierzulande ist man zwar mit 18 Jahren volljährig, doch das bedeutet eben noch lange nicht, dass jeder Achtzehnjährige von den Vertretern der älteren Generationen im täglichen Umgang als erwachsen wahrgenommen wird.
Beschäftigen wir uns in diesem Zusammenhang doch aber lieber mit Dingen, die klar beobachtbar sind: Erwachsene Elfen entwickeln sich von ihrem Äußeren her weg von einer bloßen Jugendlichkeit hin zu einer gewissen Alterslosigkeit. Sie erhalten jene Gesichtszüge, bei denen es einem Betrachter unglaublich schwerfällt, sich auf ein Alter festzulegen (viele von ihnen wirken – in Menschenjahre umgerechnet – so, als wären sie irgendetwas zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Vierzig). Dass sie dabei in 99 Prozent der Fälle für menschliche Augen auch noch wirklich attraktiv aussehen, sorgt hier lediglich für noch mehr Ungewissheit. Eventuell müssen wir Menschen uns schlicht damit abfinden, dass wir das Alter von Elfen in diesem Abschnitt ihres Lebens niemals zuverlässig einschätzen können. Frustrierend, aber wahr. Lassen Sie mich noch einmal das Bild von den Bäumen bemühen, das Legolas ins Spiel brachte. Bäume und Elfen ähneln sich in einem ganz konkreten Aspekt: Wir Menschen haben kaum Schwierigkeiten, einen sehr jungen Baum von einem sehr alten zu unterscheiden. Bei allen Altersphasen dazwischen sind wir schon ein wenig überfordert –
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