Alles über Sally

Staatsopernchor weiter, die angeboten habe, Eriks Horoskop zu erstellen. Nadja glaube, er werde entsetzlich einfahren. Sie habe ihm am Vortag eine SMS geschrieben: Bitte schicke mir bis Ende des Monats die von dir angedachten Scheidungsmodalitäten. – Bis jetzt keine Antwort.
    Nein, zurückholen wolle sie ihn nicht, wozu hinter etwas herjagen, was schon zu Ende ist.
    Nadja klopfte gegen ihre Jackentasche, in der sie ihren iPod hatte. Sie sagte, sie höre jeden Tag mindestens dreimal Cher, Strong enough to live without you . Erik solle sich das Lied ebenfalls gut anhören, sie wisse, früher oder später wolle er wieder ins warme Nest. Der Dummkopf!
     
    Ja, dieser Dummkopf! Dieser lausige Mistkerl, ich hätte mich mit diesem Trottel besser nicht eingelassen. Er ist ein Arschloch, und das in mehr als nur einer Hinsicht. Diesmal soll er endlich einmal bezahlen für einen seiner Fehler. Er soll das erste Mal in seinem Leben Farbe bekennen, und zwar auf eigene Kosten und nicht auf Kosten anderer. Er versteckt sich ja so gern unter dem Deckmäntelchen des missverstandenen, völlig unschuldig in die Situation geratenen Opfers. Aber ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er ein Versager ist, menschlich und sexuell, ein Arschloch hoch drei. Ich denke, so etwas müsste den Stolz ein wenig kränken, aber seine Selbstüberschätzung ist enorm, dagegen ist schwer anzugehen. Es ist auf alle Fälle gut, ihm die Wahrheit gesagt zu haben, von alleine kommt er ja nicht drauf.
     
    Es stimmt, in seinem Beruf ist er wer, da gibt es nichts zu sagen. Aber als Mensch ist er ein kläglicher Versager. Das habe ich immer gewusst, und wenn nicht immer, dann ziemlich bald. Er hat mir eigentlich schon früh leid getan, in der ersten Zeit dachte ich noch, ich kann ihn anspornen, aber er hat seine Energien immer nur an seine kleinen Mädchen verpufft. Na, ich möchte die Sache nicht weiter vertiefen, ich erwähne es nur, weil man es wissen muss, um das Ganze zu verstehen.
    Jetzt soll er seine neue Braut nehmen und sich mit ihr in die Taiga verziehen. Ich habe die Nase gestrichen voll von seinem Geschwätz, ich bin es satt. Was für ein geradliniger Mensch er doch ist! Er kann mir mit seiner ganzen Selbstzufriedenheit gestohlen bleiben. Sibirien sollte groß genug sein für sein Ego.
     
    Die Russin? – Sie heißt Lena, Lena, wie der Fluss, Zitat Erik. Er behauptet, sie sei ebenso wie er im Umbruch, das verbindet die beiden. Davon abgesehen ist die Frau ein Phantom, ich weiß praktisch nichts über sie, es lässt sich auch nichts recherchieren . Niemand kennt sie.
    Ich habe mir manches vorstellen können und mich zwischendurch auch gefragt, ob Erik ein Verhältnis mit dir hat. Aber dass er mit einer elf Jahre jüngeren Blondine aus Russland durchbrennt, dafür ist die Meinung, die ich von ihm hatte, noch nicht schlecht genug gewesen.
     
    Allein die Tatsache, dass er mit den Sparbüchern das Haus verlassen hat, ist ein Scheidungsgrund, gleichzeitig behaupteter, er wolle, dass alles in Ruhe über die Bühne geht, man müsse über das Wie und Was sprechen.
    Erik: Sag mir deine Positionen. Vorschläge? Wünsche?
    Nadja: Besprich das mit einem Juristen. Ich habe keine Ahnung von der Rechtslage.
    Erik: Ich will nicht, dass wir Anwälte füttern.
    Nadja: Es ist dein Neuanfang, nicht meiner, ich habe keine Wünsche zu äußern.
    Erik: Es geht jetzt nicht mehr um uns, es geht um die Kinder.
    Nadja: Irrtum, es geht zumindest auch um mich.
    Erik: Die Kinder stellen keine Streitfrage dar. Ich will kein Sorgerecht für Fanni, es soll keinen Streit über Besuchstage geben. Ich bin jederzeit für die Kinder da, sie können mich immer anrufen und kommen.
    Nadja: Ist es dir Ernst und nicht nur eine Phase?
    Erik: Es ist keine Phase.
    Nadja: Sucht ihr eine gemeinsame Wohnung?
    Erik: Nein.
    Nadja: Aber das kann ja auch gelogen sein. (Kommentar für Sally: Lauter ungedeckte Aussagen. Der Mann ist mit Vorsicht zu genießen.)
    Erik: Letztlich, was kümmert es dich? Hauptsache, ich verhalte mich dir gegenüber korrekt.
    Nadja: Dass ich nicht lache!
    Erik: Ich zahle alle Daueraufträge weiter und komme für die Kinder auf.
    Nadja: Wie nett von dir!
    Erik: Hast du einen anderen Vorschlag?
    Nadja: Ich werde mich informieren, was zu tun ist. Esgibt für alles Regeln, du wirst dich wundern. Ohne Anwalt geht gar nichts mehr. Ziegler macht mir hoffentlich einen guten Preis, und abgesehen davon, du trägst so oder so die Kosten. Ich rede nicht mehr mit dir, das ist