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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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hatte ein Mann die Bodenplatte der defekten Rolltreppe entfernt. Was die Kette betraf, so hatte sie recht gehabt – hier war sie, schlang sich um die Stufen, die eigentlich Keile waren, wenn man sie von der Seite betrachtete. Sie drängten sich um den zentralen Zapfen wie große Stücke einer Pastete aus Metall, schoben sich dann auf dem Weg nach oben auseinander, wobei sie ihre stufenbildenden Dreiecke baumeln ließen.
    Der Rolltreppenmann warf ihr einen flüchtigen Blick zu, während sie in das Antriebssystem starrte, dann hantierte er weiter mit seinem Phasenprüfer und tippte das Metall sanft mal hier, mal dort an. Er hatte Flaum auf dem Handrücken, fein und zart: einer dieser großen behaarten
Männer mit durchtrainierten Muskeln und unsicherem Blick. Kitty blieb lange stehen und brachte ihn dadurch in Verlegenheit. Wieder warf er ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu, nahm sie aber nicht wirklich wahr – und das war völlig in Ordnung.
    In der dreizehnten Woche verlor Kitty das Baby, oder verlor zumindest etwas. Sie betrachtete das Blut auf dem Toilettenpapier und fragte sich, ob sie sich am Ende doch in den Wechseljahren befand. Vielleicht hatte sie sich das Baby ja nur eingebildet, vielleicht hatte es gar nicht existiert. Sie meldete sich krank, legte sich ins Bett und konnte nicht weinen.
    Am Wochenende fuhr sie ihren Jüngsten zum Fußballspiel im Phoenix Park. Sie musste in einiger Entfernung parken, weil er sich wegen des Autos schämte. Außerdem mochte er es nicht mehr, wenn seine Mutter am Spielfeldrand stand, sodass Kitty, darüber amüsiert, stattdessen einen Spaziergang machte. Sie spielte mit dem Gedanken, sich die Rehe anzuschauen. Und da waren sie auch schon, eine Herde Ricken und ihre Kitze. Sie standen oder lagen, und alle ästen und betrachteten, genau wie sie, zwei Kinder und ihr Spielzeugflugzeug, das am anderen Ende der Senke umherschwirrte.
    Jetzt war sie sich sicher, dass es ein Baby gewesen war – dass sie sich nicht getäuscht hatte. Ihr Bauch war noch ganz warm davon und schmerzte. Die Rehe ästen weiter und störten sich nicht an ihr, während der Spielzeugflieger summte, ins Stottern geriet und zu Boden fiel.
    Die Wechseljahre.

    Ein Wechsel stand bevor, so viel war sicher, obwohl sie selbst stillzustehen schien. Ging es aufwärts oder abwärts?, fragte sie sich. Aufwärts oder abwärts? Die Kinder warfen das Flugzeug erneut in die Luft, und wieder drehte es am Ende des Drahtes seine Runden. Kitty setzte ihren Spaziergang fort. Es war ein Baby gewesen, sie wusste es. Sie war heimgesucht worden. Wie könnte es abwärtsgehen, da sie solche Freude empfand?

Natalie
    Natalie hat mir also die Leviten gelesen. Wer weiß schon, was Natalie will oder was sie mag. Aber was sie nicht mag, das wissen wir jetzt, so viel ist sicher.
    »Gut«, sagte ich, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, »ich werd dir nicht mehr in die Quere kommen.«
    Natalie sollte ein Star werden. Das heißt, wenn sie erwachsen ist. Natalie sollte etwas wirklich Beeindruckendes werden. Denn wenn sie’s nicht ist, wird’s ziemlich einsam um sie sein. Ich meine, wie viele Freundinnen hat sie schon, die sie verlieren könnte?
    Wenn ich erwachsen bin, werde ich Schriftstellerin, und dann schreibe ich alles auf, das ganze Durcheinander zwischen Natalie und mir, das angeblich mit Billys Mutter zu tun gehabt hat, aber eigentlich glaube ich das nicht. Billy ist Natalies Freund. Einmal wäre ich fast mit ihm gegangen, aber das ist schon lange her und war auch nur so halb. Mittlerweile ist er der beste Kumpel von meinem Freund, den das ebenso wenig interessiert wie Natalie. Also auch darum geht es nicht.
    Ich wache mitten in der Nacht auf, so sehr beschäftigt mich das. Ich meine, als ich den Hörer auflegte, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte – Natalie ist so höflich,
dass man kaum sagen kann, wir hätten uns gestritten. Dann liege ich mit weit aufgerissenen Augen da, starre, wie sich herausstellt, die Decke an (du Dummkopf, was sonst?) und frage mich, was für ein furchtbarer Gedanke mich da eben aufgeweckt hat.
    Meine Schwester schläft auf der anderen Seite des Zimmers – sie hat so eine Art Leuchtstein, der ganz langsam die Farbe wechselt, und sie liegt zwischen’ner Unmenge Zeugs: Bücher, kaputte Nintendos und aufblasbare Barbiekissen. Gott weiß, was sich sonst noch in diesem Haufen findet, außer den Atemgeräuschen, die von irgendwo tief unten hervordringen. Dann muss ich an die Milch in

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