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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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Nähe betrachtet, und bat sie um einen Tipp wegen des Nagellacks, damit der nicht immer abblättert, obwohl mich diese Dinge eigentlich gar nicht so interessieren. Und das macht die Sache nur noch schlimmer, der Umstand, dass mir das Rouge Noir völlig schnuppe ist, und ich fange an, sie furchtbar vollzuquatschen, und es dauert eine Weile, bis ich kapiere, dass ich Natalie gern zur Freundin hätte .
    Das sage ich meinem Freund, und der sagt: »Sie ist doch deine Freundin.« Was nur beweist, wie wenig er von diesen Dingen versteht. Doch mit der Zeit fängt sie an, uns zu mögen, aber es blieb ihr auch kaum eine andere Wahl. Es kann ihr nicht leichtgefallen sein: ihr Freund voll im Stress, seine Mutter auf dem Sofa, während ich daherplappere, dass ich mir vielleicht mal die Beine enthaaren lassen will – ich meine, Natalie macht die Sachen einfach, ohne vorher groß darüber zu reden, und es scheint, als wär’s in all den Monaten nur darum gegangen, überhaupt nichts zu machen.
    Dann, im Frühjahr, wachsen die Haare von Billys Mutter wieder und weisen diesen erstaunlichen Rotschimmer auf, den sie schon als Kind gehabt hatte. Nach all den Monaten als Flüchtlinge in der Pommesbude treiben wir uns also wieder in Billys Küche rum, Billys Mutter bleibt verheiratet und so verrückt, wie sie schon immer war, und überglücklich, und dafür bewundere ich sie einfach nur. An die folgenden paar Monate können Billy und mein Freund sich nur verschwommen erinnern, weil sie beide ihre Abschlussprüfung hatten. Also hängen Natalie und
ich zusammen rum, und die Sache mit Natalie ist – sie ist’ne richtig klasse Frau. Es klingt so, als würde ich sie als so’ne Art Zicke oder so hinstellen, aber das ist sie überhaupt nicht. Sie ist wirklich total cool und sehr nett.
    Im Sommer hat mein Freund einen Job bei der örtlichen Tankstelle gekriegt, sodass seine Klamotten nach Benzin riechen und seine Hände nach Geld, denn der Typ, dem das Ding gehört, hat seit drei Monaten keine Seife mehr in die Toiletten gelegt, obwohl sie auch Kaffee ausschenken. Ich frag ihn, warum er nicht seine eigene Seife mitnimmt, aber mein Freund glotzt mich an, als wollte ich’nen Schwulen aus ihm machen.
    Er spart fürs College. Und ich weiß, dass ich ihn verlieren werde, wenn er geht. Also halte ich strengste Diät und quatsche mit Natalie ununterbrochen über das Kleid, das ich beim Debütantinnenball tragen werde. Ich meine, ich weiß, dass er mich liebt, aber ich werde dieses Kleid tragen, und mein Freund wird mich mit einem einzigen Blick mustern, und er wird begreifen, was er verlieren wird. Alles das.
    Billy ist von zwei Colleges in England angenommen worden, doch ich glaube nicht, dass seine Familie genug Geld hat, und da seine Mutter erst noch gesund werden muss, möchte er in der Nähe bleiben. Im September sind Billy und Natalie ein Jahr zusammen, auch die Diagnose von Billys Mutter ist ein Jahr her, und es ist der Monat unseres letzten Tanzes, bevor die Jungs in den Krieg ziehen. Doch irgendwie bin ich so dankbar, dass sich das Blatt gewendet hat. Ich laufe durch die Wälder und erinnere mich daran, an welcher Stelle wir’s beinahe
mal getrieben hätten, mein Freund und ich, und ich denke – ein bisschen wie Billys Mutter -, wenn wir schon abtreten, dann mit Schwung.
     
    Eines Tages schicke ich Natalie eine SMS, und sie erwähnt beiläufig, dass sie ihr Kleid bereits hat: »Weiß! Weiß! Weiß!« Und ich brauche ungefähr zwei Jahre, bis ich auf meiner Tastatur »Ganz Renée Zellweger!!!« zusammenbuchstabiert habe.
    Schließlich muss ich meine kleine Schwester in die Stadt mitnehmen – was sich nach einer sterbenslangweiligen Angelegenheit anhört, aber wenn’s um Kleidung geht, ist sie wie besessen, es ist, als würde man mit’ner ganzen Girlband losziehen. Gemeinsam lösen wir das Problem mit’nem Sub-Westwood-, Sub-Grufti-Bustier, dem langen Seidenrock meiner Mutter und’nem traumhaft schönen Laméschal aus’nem Secondhandladen, oder sollte ich sagen: Vintage?
    Billys Mutter sagt, wir sollen uns vor dem Ball in ihrem Haus treffen, damit sie uns nach Whiskeyfläschchen filzen kann, außerdem will sie mich in meiner ganzen Pracht sehen. Und ich sage: »Mrs Casey, ich vertrag nicht mal den Geruch von Whiskey, Wodka ist das einzig Wahre.«
    Als Natalie anruft, bitte ich sie, ihr Glätteisen mitzubringen, und sie sagt: »Das ist aber ziemlich groß.«
    »Nicht mit ins Hotel«, sage ich, »nur rüber zu Billy, bevor wir

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