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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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darüber reden.«
    Aber ich bin schon aus der Küche raus und auf dem Weg die Treppe rauf. Ich halt das nicht aus. Ich halt das nicht aus, vernünftig mit ihnen zu reden, wenn sie sich wie zwei Idioten aufführen mit vorgefassten Meinungen, ehe ich überhaupt den Mund aufmachen konnte. Das muss ich mir nicht geben! Ich brauche Unterstützung! Immerhin stecke ich mitten in einer fucking Lebenskrise, wenn ihr euch erinnert?
    Ich knalle meine Tür zu, dass die Bilder an den Wänden wackeln, lege mich aufs Bett und warte. Fühle mich plötzlich schrecklich müde. Gleich wird einer von ihnen die Treppe hochgestapft kommen, an meine Tür klopfen und mich fragen, was für einen konkreten Aktionsplan für meine Zukunft ich denn wohl habe, worauf ich nicht antworten kann, weil ich noch keine Zeit hatte, mir einen konkreten Aktionsplan für meine Zukunft auszudenken, ich hab mir überhaupt nichts ausgedacht.
    Mein Leben ist eine ermüdende Endlosschleife.
    * * *
    Jetzt krieg mal wieder einen klaren Kopf, mein Mädchen.
    Warum? WARUM?
    Weil nichts besser wird, wenn du …
    Hör auf, mir die ganze Zeit damit in den Ohren zu liegen, und hilf mir lieber! Wovon wird es denn besser? Wovon?
    * * *
    Als nach bestimmt fünf Minuten immer noch niemand an meine Tür klopft, wird es mir zu blöd, an die Decke zu starren. Wann hat an die Decke starren die Menschheit schon jemals vorangebracht? Ich stelle den Laptop auf meinen Schoß und öffne ein Dokument. Ich suche mir eine hübsche Schrifttype und schreibe mit fetten Buchstaben KONKRETER AKTIONSPLAN. Das ist jetzt ziemlich untypisch für mich, aber darauf scheiß ich grad mal.
    Zeilenumbruch.
    Untertitel.
    Oder: Alicias zukünftiges Leben.
    Pause.
    Ich habe mir vorgenommen, das Ganze offen und ehrlich anzugehen und zu durchdenken. Ohne Schummelei, Lügen oder Ausreden. Was will ich? Wirklich?
    Das ist längst nicht so einfach, wie man vielleicht meinen könnte. Die Fläche unter der Überschrift ist verunsichernd leer. Woher soll man das wissen? Wie entscheidet man so etwas?
    Ich teile das Dokument in zwei Spalten auf, eine für Dinge, die ich erreichen will, und die andere für Dinge, die ich nicht will. Jetzt ist das schon einfacher. Großtaten, schreibe ich in die erste Spalte und Für hässliche Idiotenchefs arbeiten, die mich des Diebstahls beschuldigen, obwohl ich nichts getan hab, in die andere.
    Das ist doch schon mal ein Anfang.
    Als Papa sehr viel später an die Tür klopft, ist die zweite Spalte fast voll mit Sachen wie Meine Zeit damit verdaddeln, unnötigen Scheiß in der Schule zu lernen und Ein totaler Loser werden. Die erste Spalte hingegen – noch immer erschreckend leer.
    »Darf ich kurz reinkommen?«, fragt Papa. Er scheint sich etwas gesammelt zu haben.
    Ich nicke. Er setzt sich neben mich auf die Bettkante und schielt auf den Laptop. Ich drehe den Bildschirm so, dass er sehen kann, dass ich weder chatte noch facebooke oder sonst irgendwie meine Zeit vergeude, wie er vielleicht meinen könnte, sondern dass ich mir wirklich einen Kopf mache.
    »Was ist das?«, fragt er.
    »Ein Versuch, zur Einsicht zu kommen.«
    »Aha!« Papa zieht die Augenbrauen hoch. »Und wie läuft es?«
    Ich winde mich.
    »Geht so«, sage ich. »Erstaunlich schwer, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Er lächelt.
    »Das haben Einsichten in der Regel so an sich«, sagt er.
    Er redet mit seiner lieben Papa-Stimme, stelle ich erleichtert fest.
    »Darf ich sehen, was du geschrieben hast?«
    Ich denke ein wenig nach, ehe ich antworte. Will ich meinen Vater in meine Lebensstrategie einweihen? Ist das wirklich eine gute Idee? Dann fällt mir wieder ein, dass ich verzweifelt bin, und ich reiche ihm den Rechner. Immerhin kann er hin und wieder ziemlich kluge Dinge von sich geben.
    Zwischen seinen Augenbrauen bildet sich eine kleine Falte, als er meine Punkte durchliest, und der eine oder andere Murmler kommt über seine Lippen, den ich nicht recht deuten kann. Als er fertig ist, legt er seinen Zeigefinger auf die leere Fläche der ersten Spalte und sieht mich an.
    »Du bist schon ganz schön weit gekommen, finde ich«, sagt er. »Aber das sieht noch nach einer Menge Arbeit für uns aus.«
    Ich gucke ihn an.
    »Für uns?«, frage ich.
    »Ja«, antwortet er. »Wenn es okay ist, dass ich dir helfe?«
    Ich mustere ihn skeptisch. Ich weiß nicht so recht, was ich von seinem Angebot halten soll. Das Risiko, dass die leere Fläche mit Zielen gefüllt wird, die sich mein Vater für mich wünscht, ist nicht zu

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