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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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gelehnt verliert und ihren Café-Job kündigt und sich nicht traut, ihren Eltern davon zu erzählen. Aktuell steht sie also ohne Schulabschluss da, ohne Job, ohne Großmutter und mit einer ziemlich verwickelten Beziehung zu ihren Eltern.«
    Fanny holt noch mal tief Luft, ehe sie fortfährt.
    »Also, das würde ich schon definitiv eine Krise nennen, ja.«
    Ich sitze stumm auf der anderen Seite des Tisches und sehe Fanny an. Ich fasse es nicht, dass das mein Leben sein soll, das sie da zusammengefasst hat. Obwohl ich einzelne Versatzstücke der Geschichte natürlich wiedererkenne. Alles, was sie gesagt hat, stimmt. Ich habe es nur bis jetzt noch nie auf diese Weise als Vollbild betrachtet. Als Krisenpaket, sozusagen.
    »Shit«, sage ich überrumpelt. »Das ist wahr. Alles, was du sagst, ist … wahr. «
    Fanny sieht mich mit freundlichen Augen an.
    »Ja«, sagt sie.
    »Ich habe eine Krise!«
    Ich bin richtig aufgeregt.
    »Eine Krise!«
    Fanny lacht und schüttelt den Kopf über mich.
    »Ist das ein Grund zur Freude?«, fragt sie skeptisch.
    Eigentlich nicht, eigentlich ist das furchtbar, aber ich fühle mich total euphorisch bei der Vorstellung, dass ich jemand bin, der total verrückte Dinge tut und sich sonderbar benimmt, weil er in einer tiefen Krise steckt. Das ist doch spannend. Und hebt mein ganzes Dasein auf eine völlig neue Ebene. Außerdem ist es praktisch. So muss ich vielleicht gar nicht unbedingt vor schlechtem Gewissen vergehen, weil ich mich Fanny gegenüber wie das letzte Arschloch benommen habe? Oder dass ich bei Omas Beerdigung keine Träne verdrückt habe? Oder dass ich Mama und Papa noch nichts von meiner Kündigung erzählt habe? Das liegt alles nur daran, dass ich eine Krise habe.
    Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir der Gedanke. Krisenkonzept = ein Ozean neuer, ungeahnter Möglichkeiten.
    * * *
    »Ich habe den Café-Job gekündigt.«
    Es wird totenstill am Küchentisch. Gefolgt von einem dumpfen Schlag, als Papas Hand auf die Tischplatte fällt. Er legt das Besteck weg.
    »Sag das noch mal.«
    »Ich habe den Café-Job gekündigt«, wiederhole ich ruhig.
    Papa schließt die Augen. Seine Nasenflügel weiten sich bei jedem Ausatmen. So sitzt er ein paar Sekunden da und sagt kein Wort, dann schlägt er die Augen auf und sieht mich müde an.
    »Aber, Alicia …«, sagt er nur und verstummt wieder.
    Ich schiele zu Mama, um zu sehen, wie sie die Information aufnimmt. Nicht so gut, scheint es. Sie sieht ein bisschen aus, als würde sie sich an den Rändern auflösen.
    »Und warum hast du das getan?«, fragt sie schließlich. Ihre Stimme ist gepresster als sonst. »Wenn die Frage erlaubt ist.«
    Ich ziehe die Schultern hoch.
    »Ich befinde mich in einer Krise«, erkläre ich und finde es ungeheuer befriedigend, so ein Argument auf Lager zu haben. Ich denke bei mir, dass das ja wohl einen gewissen, dämpfenden Effekt haben sollte, wenn Eltern mitbekommen, dass ihr Kind in einer Krise steckt. Das müsste doch einiges relativieren. Leider macht Mama eher den Eindruck, als wollte sie jeden Augenblick explodieren.
    »Außerdem war das ein Scheißjob«, füge ich noch hinzu.
    Olle kichert nervös auf seinem Platz.
    »Du hast Scheiß gesagt«, flüstert er und sieht mich an.
    Er sieht so verängstigt aus, dass ich ein schlechtes Gewissen kriege. Warum spare ich mir solche Mitteilungen für Mama und Papa nie auf, bis er im Bett liegt? Oder vor der Glotze hockt? Oder bei einem Freund ist? Ich weiß genau, wie schrecklich er es findet, wenn wir uns streiten, dann sitzt er total angespannt da und nimmt alles, was gesagt wird, mit Riesenantennen auf, sobald wir lauter werden.
    Die Luft ist zum Schneiden. Papas bebende Nasenflügel und Mamas irrer Blick füllen den ganzen Raum. Das macht mich total fertig.
    »Freut euch doch«, sage ich trotzig. »Ihr fandet den Job im Café doch eh unter aller Würde. Das ist euch nicht anspruchsvoll genug, dass ich Kaffee serviere!«
    Papa stößt einen tiefen, gepressten Seufzer aus und muss sich richtig anstrengen, nicht laut zu werden.
    »Das haben wir nie gesagt!«
    Seine Worte schnüren mir die Luft ab. Das ist so typisch Papa, so was zu sagen! Als ob das irgendeine Rolle spielt, was er gesagt hat oder nicht, als wäre er ein verkanntes Genie, das eigentlich allen nur Gutes will.
    »Das ist auch gar nicht nötig!«, schreie ich und stehe auf. »Ich bin ja nicht blöd!«
    Mama sieht mich mahnend an.
    »Alicia, beruhig dich wieder. Lass uns vernünftig

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