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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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kreischen, als ob es um ihr Leben ginge. Ich bin fast taub.
    Agnes macht einen lahmen Versuch, die Situation unter Kontrolle zu bringen.
    »Muss das sein?«, sagt sie flehend ohne den geringsten Effekt.
    »Okay … Aber kein Bier ins Wasser, okay?«
    Ivan prostet ihr zu.
    »Chill mal, Sweetheart.«
    »Ja, aber …«
    »Keep cool, wir kleckern nicht! Versprochen!«
    Ein paar Minuten später ist der Pool voll lärmender Leute, Bierdosen und Klamotten dümpeln auf der Oberfläche. Der ganze Raum ist nass.
    Ich beobachte, wie Agnes kapituliert, ein ziemlich faszinierendes Schauspiel. In weniger als drei Minuten geht das von angespannten Schultern über besorgte Falte auf der Stirn zu Lachen im Blick.
    »Also gut«, sagt sie und knöpft ihre Jeans auf. »Dann spring ich halt auch rein.«
    Als Fanny ebenfalls ins Wasser gleitet, streiche ich die Segel und gehe die Treppe hoch.
    Ich bin sicher, dass keiner mein Verschwinden bemerkt.
    * * *
    Es stürmt und regnet, ich friere wie ein Schneider und werde nass bis auf die Knochen, und mein Leben, wie ich es bisher gelebt habe, kommt mir total sinnlos vor. Das ganze Leid der Welt ruht auf mir. In jedem Haus scheint Party zu sein, nur ich laufe mutterseelenallein mit hochgezogenen Schultern und herbstnassen, strähnigen Haaren durch die Dunkelheit, buhu, buhu, wie konnte es so weit kommen? Meine beste Freundin merkt nicht, dass ich die Party verlasse, meine Oma ist tot, und der Typ, in den ich verliebt bin, antwortet nicht auf meinen Hilferuf. Das Ganze ist irgendwie erbärmlich. Ich tue mir selbst fürchterlich, fürchterlich leid. Ich schniefe vor Kälte, denke aber, dass es genauso gut vor Traurigkeit sein könnte, so tief ist die Verzweiflung. Himmel, hilf, bin ich pathetisch!
    Der Typ, in den ich verliebt bin? Aus meinem Mund? Please! Vor fünf Sekunden wusste ich noch nicht, was ich mit ihm zu tun haben will, und dachte, muss er sich halt gedulden, solange ich meine Eigenständigkeit auslebe und nicht antworte, wenn er mich zu erreichen versucht, weil ich erst mal rauskriegen muss, was ich eigentlich will. Und jetzt, ganz plötzlich, ist eine schnelle Antwort von ihm fast existenziell.
    Oh Mann, wie ich mich selbst verachte.
    Und trotzdem.
    Wieso antwortet er nicht? Hat er es aufgegeben? Schon? Der Gedanke enttäuscht mich. Ich ziehe meine Schultern noch höher und seufze innerlich, bis ich zu Hause bin, als ob mein Leben völlig vermurkst wäre.
    * * *
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich sieben verpasste Anrufe von Fanny und vier ungelesene Mitteilungen.
    Hallo, wo steckst du?
    RUF MICH AN!!!
    Okay, dann ruf eben nicht an. Bist du sauer?
    Und dann, völlig zusammenhangslos: Auch hallo.
    Ich bin zu verschlafen, um das richtig auf den Schirm zu kriegen. Wie viel hat Fanny eigentlich in sich reingeschüttet? Muss ich mir Sorgen machen? Dann geht mir auf, dass die letzte Mitteilung nichts mit den drei anderen zu tun hat. Die ist nicht von Fanny, sondern von Isak. Von Isak!
    Mein Herz macht einen Salto, ehe ich mich selbst ermahne: Lass das, Herztrottel, beruhig dich! Danach grinse ich un
gefähr fünf Minuten ins Kissen. So viel zur Eigenständig
keit.
    * * *
    Vage , schreibe ich im Chat, und obgleich es über vierundzwanzig Stunden her ist, dass er mich gefragt hat, ob ich mich noch an ihn erinnere, springt er unmittelbar darauf an, und dafür liebe ich ihn ein ganz klein bisschen.
    Alter Knacker, Locken, schreibt er. Das letzte Mal gesehen auf dem Küchenfußboden neben dir. Ring any bells?
    * * *
    Es riecht nach Gruft in Fannys Zimmer. Sie zieht sich das Kissen über den Kopf, als ich die Jalousie hochkurbele und das Fenster aufmache, um etwas Sauerstoff reinzulassen.
    »Oh Gott«, nörgelt sie. »Mach keinen Stress! Musst du so ekelig wach sein?«
    Ich steige auf ihr Bett und setze mich mit dem Rücken an die Wand und tippe das Deckenpaket an, das meine beste Freundin ist. Sie grunzt. Ich beschließe, ihr auf die Sprünge zu helfen und ihr Gedächtnis etwas aufzufrischen.
    »Du hast Drinks getrunken«, sage ich. »Ziemlich viele.«
    Fanny wimmert. »Das ist nicht dein Ernst?«
    »Und du hast im Pool gebadet«, informiere ich sie munter weiter.
    »Uuh.«
    »In durchsichtiger Unterwäsche.«
    »Schhhh!«
    Sie wirft mit dem Kissen nach mir, daneben. Wir sehen uns schweigend an.
    »Und du bist nach Hause gegangen«, stellt sie schließlich fest. »Ohne was zu sagen.«
    Ich nicke und versuche, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Es ist schwer, zu sagen, ob sie sauer

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