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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Bild von ihm.«
    »Ich hätte mehr kaufen sollen«, gestand Wiberg.
    Sie sah in letzter Zeit nicht mehr so gut aus, dachte er. Sie wirkte ein wenig abgespannt. Er traf sie nur noch gelegentlich auf Gesellschaften, aber er war sehr beeindruckt, dass sie Francis Bacon begegnet war, auch wenn sie sich nun mal in derlei Kreisen bewegte. Sie lebte immer noch allein, soweit er wusste. Sie hatte ihn in der Vergangenheit mehrere Male gefragt, ob er nicht eine Stelle für sie wüsste – sie könne ein wenig Öffentlichkeitsarbeit machen, aber er war sich sicher, es wäre falsch, sie einzustellen. Catarina würde es erfahren, und er wollte sich nicht verteidigen müssen. Ihr Glamour schien auf jeden Fall ein wenig müde geworden. Aber es gab Frauen, die immer interessant waren, auch wenn ihre Attraktivität verblich, und er hatte an Enid immer ihre Aufrichtigkeit gemocht. Sie war nicht selbstmitleidig.
    »Ich fürchte, ich habe meinen Zenit überschritten. Man kann sich nur eine bestimmte Zeit lang auf sein Aussehen verlassen, ich meine, wirklich verlassen«, sagte sie resigniert.
    »Da geht es uns wohl allen gleich«, sagte er.
    Machte er Witze?
    »Du wirst immer gut aussehen«, sagte sie.
    »Ich fürchte, es lässt nach.«
    »Solange du dein Geld behältst«, fügte sie hinzu.
    Er hatte gehört, es hätte in einem Restaurant eine Szene gegeben.
    »Ja«, gestand sie leidig.
    »Mit wem warst du dort?«
    »Mit niemandem.«
    »Mit niemandem?«
    »Ich habe allein zu Abend gegessen.«
    Sie wusste, sie hatte in letzter Zeit nicht gut auf sich geachtet. Sie hatte an dem Abend viel zu viel getrunken und eine Menge Geld ausgegeben. Sie wollte sich nicht unbedingt daran erinnern. Danach war sie in einer Bar gewesen, wo eine Frau mit ihrem Hund auf der Polsterbank saß. Sie hatte hinübergegriffen, um ihn zu streicheln.
    »Was für ein schöner Hund. Wie heißt er?«
    Sie erinnerte sich nicht, was die Frau gesagt hatte.
    »Ich hatte einmal einen wunderbaren Hund«, sagte sie. »Es war ein Greyhound. Ein Champion, das schönste Tier überhaupt. Haben Sie mal einen rennen gesehen? Als würden sie fliegen. Wunderschön. Wirklich. Und so sanft, das ist das Erstaunliche. Vollkommen sanft und mutig.« Sie wusste, dass sie gefühlsduselig wurde. »Man muss sie einfach lieben. Zu der Zeit hatte ich keine Sorgen.«

25. Il Cantinori
    Bowman war ein Freund der Baums, auch wenn er und Robert Baum nie wirklich enge Freunde waren. Abgesehen von gelegentlichen Partys sahen sie einander außer im Verlag nur selten, eines Abends aber gingen sie in einem von Baums Lieblingsrestaurants essen, Il Cantinori, ein großer Raum, der wie ein privates Esszimmer wirkte, mit weißen Tischdecken, Blumen und in einer ruhigen Straße gelegen. Die Bedienung war sehr gut – Baum war ein regelmäßiger Gast –, und das Essen war ausgezeichnet. Er und Diana waren gerade aus Italien zurück. Es sei immer schwer, wieder nach Hause zu fahren, sagte sie. Sie liebe Italien. Abgesehen von allem anderen sei es einer der wenigen Orte, an dem die eigenen Hoffnungen für die Zukunft zurückkehrten. Wunderschöne, unberührte Landschaften mit Feldern und Hügeln. Große Häuser, in denen seit fünfhundert Jahren die gleiche Familie lebt. Es hatte etwas zutiefst Beruhigendes. Und dann die Freundlichkeit der Menschen. Sie wollte zur Post gehen und fragte einen Mann vor einem Geschäft nach dem Weg. Er erklärte ihn ihr, als ein Passant bei ihnen stehen blieb und sagte, das wäre nicht der beste Weg, und ihr einen anderen beschrieb. Die Männer fingen an, hin und her zu diskutieren, bis der Passant zu ihr sagte: Signora, per piacere , viene , und sie eine Reihe kleiner Straßen hinunter über einen Platz zu einem prachtvollen Gebäude führte, im Grunde wie eine Nationalbank, wo sie Briefmarken kaufen konnte.
    »Wo sonst auf der Welt passiert einem so etwas?«, sagte sie.
    Diana war über die Jahre zu einer einflussreichen Persönlichkeit geworden, zu einer Frau mit festen Prinzipien und durchaus gefürchtet. Sie war eine ernsthafte Person, modisch oder chic waren bei ihr Worte der Kritik, wenn nicht gar Verachtung. Was sie interessierte, waren politische Überzeugungen und, wenn überhaupt, Meinungen über Bücher. Sie sah sich Filme an, um sich zu unterhalten, nahm sie aber nicht ernst. Das Theater war etwas anderes. Sie war nicht schön – sie war es nie gewesen, und es war auch nicht mehr wichtig, aber sie hatte ein beneidenswertes Gesicht, bis hin zu den leichten Schatten

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