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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Lage ab. Ich würde schätzen zwischen sechzig und zweihunderttausend Dollar südlich des Highways.«
    »Ich will aber kein Haus in den Bäumen, ich meine, im Wald. Ich hätte gern ein Haus in einer schönen Lage mit viel Licht«, sagte er.
    Es war schwer zu sagen, ob sie ein Gespür hatte für das, was er sagte. Sie zeigte ihm nichts, was von Interesse war, bis sie am Ende von anderthalb aufreibenden Stunden, auf einer Straße durch weite, von Bäumen gesäumte Felder, an einer Einfahrt etwas langsamer wurde und sagte:
    »Dies ist etwas teurer, aber ich dachte, ich zeig es Ihnen dennoch.«
    Was sie wirklich zeigte, war ihre Autorität. Sie fuhren eine lange, gerade Straße hinunter, nicht übermäßig gepflegt, im Schatten des Laubdachs über ihnen. Es war fast wie auf einem Friedhof, umgeben von dichtem Grün. Dann öffnete sich der Weg unerwartet vor einem dunklen Holzhaus auf einer leichten Anhöhe, ein Haus fast wie in den Appalachen, zu Ehren der Berggötter gebaut, frei stehend, aber umwölkt von dem hohen Baldachin der Bäume. Es trug den Namen Crossways und war von Stanford White entworfen worden, von dem ein anderes berühmtes Haus, Flying Point, am Meer niedergebrannt war.
    Sie gingen die breiten Holzstufen hinauf und traten in das ruhige Interieur mit bequemem Mobiliar und ohne einen einzigen willkürlich einfallenden Lichtstrahl. Die Böden waren poliert, glänzten aber nicht. Die Fenster waren groß und hell. Das Haus war kreuzförmig angelegt, und jeder Flügel blickte über eine Allee mit Bäumen bis hin zu den Feldern. Es war durch die Hände mehrerer Besitzer gegangen, und der Preis berechnete sich in Millionen.
    Als sie wieder im Auto waren, sagte Bowman:
    »Das hat sich gelohnt.«
    Zu dem Maklerbüro ging er allerdings nicht wieder.
    Er mochte keine Frauen, die auf einen herabsahen, egal aus welchem Grund. Bis zu einem gewissen Grad mochte er das Gegenteil. Alle Eigenschaften, die man suchte, fand man selten in einer Person. Es war nichts, worüber er nachdachte. Er hatte verschiedene Liebesaffären. Mit zunehmendem Alter wurden auch die Frauen älter, sie waren nicht mehr so geneigt, unbekümmerte oder verrückte Dinge zu tun. Aber die Stadt pulsierte, die Frauenbewegung hatte sie verändert. Er trug für gewöhnlich einen Anzug. Zur Arbeit hatte er immer einen an. Auf der Rolltreppe der Grand Central sagte ein Mädchen mit einem hübschen, gelassenen, dunklen Gesicht:
    »Hallo. Gehen Sie irgendwohin?«
    »Entschuldigung?«
    »Ich hab gefragt, ob Sie in der Nähe wohin gehen«, sagte sie.
    »Ich gehe zur einundvierzigsten Straße«, sagte Bowman.
    »Ah. Haben Sie ein Büro?«
    Er wusste nicht genau, was sie wollte.
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich dachte nur, wir könnten vielleicht Nummern tauschen und Sie rufen mal an.«
    »Weswegen?«
    »Geschäfte«, sagte sie einfach.
    Ihr Regenmantel, bemerkte er, war nicht ganz sauber.
    »Was für Geschäfte?«
    »Was Sie wollen.«
    Sie sah ihn offen an. Sie hatte die Würde eines Outsiders, eine westafrikanische Würde vermischt mit einem Hauch Erschöpfung.
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte er.
    »Mein Name? Eunice.«
    Er suchte in seiner Tasche nach Scheinen. Er holte einen heraus und gab ihn ihr, es war ein Zehner.
    »Nein«, sagte sie. »Das müssen Sie nicht.«
    »Nimm es, Eunice. Sieh es als Anzahlung.«
    »Nein.«
    »Ich muss gehen«, sagte er und ging weiter.
    Zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des Verlags gab Baum eine Party in einem französischen Restaurant. Es waren eine Menge Leute gekommen, Bowman kannte fast jeden. Am anderen Ende des Raums bemerkte er Gretchen, die seit langem selbst als Lektorin arbeitete, in einem Taschenbuchverlag. Sie war verheiratet und Mutter. Er bahnte sich einen Weg zu ihr, um Hallo zu sagen.
    »Wie schön, dich zu sehen«, sagte er.
    Sie hatte immer noch die gleiche Ausstrahlung, die ihr erlaubt hatte, die schrecklichen Pickel zu übergehen, die allerdings waren verschwunden. Auf ihrer glatten Stirn und den Wangen waren nur ein paar kleine Narben, fielen aber nicht weiter auf.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Sehr gut«, sagte sie. »Und dir?«
    »Ebenfalls. Du siehst wunderbar aus. Es ist so lange her. Wie lange, sechs Jahre?«
    »Länger«, sagte sie.
    »Wirklich? Kommt einem gar nicht so vor. Wir vermissen dich. Neil ist nicht mehr bei uns, du hast sicher davon gehört. Er arbeitet jetzt für Delovet. Er ist zum Feind übergelaufen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hast ihm damals schwer zugesetzt«, sagte Bowman. »Du

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