Alles, was ist: Roman (German Edition)
hatte sie selbst gesagt. Es war schön und weit. Das Licht war unvergleichlich, die Luft und der Wind vom Meer. Sie vermied es, in die Stadt zu fahren, und Bowman kam an den langen Wochenenden zu ihr heraus. Er wurde von ihrem Gefühl des Glücks begrüßt. Ihr glorreiches Lächeln. Am Straßenrand wurde von Anhängern frisches Obst und Gemüse verkauft, Maiskolben, Tomaten und Erdbeeren direkt vom Feld. Kunden gegenüber eher grimmig gestimmt, lächelten sie bei ihr, wenn sie mit vollen Armen an der Rampe stand.
Sie hatte beschlossen, ihre Maklerlizenz zu erneuern, und suchte Evelyn Hinds auf, deren Namen sie auf vielen »Zu verkaufen«-Schildern gelesen hatte. Mrs Hinds Büro befand sich in ihrem Haus in einer Seitenstraße der New Town Lane, es war weiß mit einem weißen Bretterzaun und einem in feinen Lettern beschriebenen Schild.
Evelyn Hinds war eine rundliche Frau mit wachen Augen, die alles in sich aufnahmen, und hatte ein offenes Lachen. Sie war eine umgängliche Person. Ihr erster Mann war bei einem Unfall auf See gestorben – das nahm man zumindest an, man hatte ihn nie wieder gesehen –, danach war sie noch zweimal verheiratet gewesen, und sie verstand sich gut mit ihren beiden früheren Ehemännern. Christine kam in einer dunklen, weiten Hose und einer kurzen Leinenjacke.
»Chris, kann ich Sie Chris nennen?«, sagte Mrs Hinds. »Wie alt sind Sie, wenn ich so direkt sein darf?«
»Vierunddreißig«, sagte Christine.
»Vierunddreißig. Wirklich? Das denkt man gar nicht.«
»Ja, manchmal sage ich sogar, ich wäre noch etwas jünger.«
»Und wohnen Sie hier draußen?«
»Ja, ich bin hierhergezogen. Ich habe eine sechzehnjährige Tochter. Ich habe sieben Jahre in der Stadt als Maklerin gearbeitet.«
Es war nicht ganz so lange, aber Mrs Hinds stellte es nicht in Frage.
»Für wen haben Sie gearbeitet?«
»Für eine kleine Firma im Village, Walter Bruno.«
»Im Verkauf oder in der Vermietung?«
»Größtenteils im Verkauf.«
»Ich liebe es, Kunden mit Häusern zusammenzubringen.«
»Ja, das mag ich auch.«
»Als würde man sie verheiraten. Sind Sie verheiratet?«
»Nein, ich lebe getrennt«, sagte Christine. »Ich suche auch gerade keinen Mann.«
»Na, Gott sei Dank.«
»Was meinen Sie?«
»Da hätte ja niemand mehr eine Chance«, sagte Mrs Hinds.
Sie mochte Christine und stellte sie ein.
Es war ein kleines Büro, sie waren nur zu viert. Sie sagte Bowman, sie werde sich dort sicher wohl fühlen.
»Ich habe ihren Namen schon mal gelesen«, sagte er. »Wie ist sie so?«
»Sehr direkt. Aber da ist noch eine andere Sache. Jetzt, wo ich wieder dabei bin«, sagte sie, »werd ich dir ein Haus suchen.«
Anet, die von der Schule nach Hause gekommen war, wartete mit ihrer Mutter am Bahnhof, und Bowman sah sie zum ersten Mal, als er aus dem Zug stieg. Sie hatte ein frisches, junges Gesicht und trödelte ein bisschen hinter Christine her. Waggontüren wurden zugeschlagen, und Familien riefen einander zu.
»Wir hatten hier ein paar wunderschöne Tage«, erzählte ihm Christine, als sie zum Auto gingen. »Es heißt, es werde das ganze Wochenende so bleiben.«
»Wann bist du angekommen?«, fragte er Anet.
Er wollte, dass es zwischen ihnen entspannt war.
»Wann bin ich angekommen?«, wandte sie sich an Christine.
»Am Mittwoch.«
»Großartig, dass du da bist«, sagte er.
Sie arbeiteten sich aus den dicht stehenden Autos am Bahnhof und fuhren in den frühen Abend, die hellen Scheinwerfer strömten voraus wie eine Einladung zu einer wunderbaren Nacht.
»Wo sollen wir hingehen?«, sagte er zu Christine. »Hast du etwas gekocht?«
»Ich hab ein paar Sachen zu Hause«, sagte sie.
»Sollen wir zu Billy’s fahren? Ja, lass uns das machen. Kennst du schon ein paar Orte hier?«, fragte er Anet etwas töricht.
»Nein«, sagte sie.
»Ich würde lieber in das erste Restaurant gehen, zu den beiden Brüdern«, sagte Christine.
»Du hast recht. Eine viel bessere Idee.«
Auf den Stufen hinauf ins Restaurant überkam Bowman ein wohliges Gefühl von Glück, die beiden Frauen und die Aura, die sie verströmten. Anet redete während des Essens, aber nur mit ihrer Mutter. Bowman genoss ihr Beisammensein, alles schien ihm behaglich. Auf dem Heimweg fuhren sie durch ein tiefes, luxuriöses Blau, vorbei an Häusern und ihren beruhigenden Lichtern.
Anet war nicht schüchtern, aber sie wahrte ihren Abstand zu ihm. Sie gehörte zu ihrer Mutter und, ganz gewiss, zu ihrem Vater. Sie war beiden treu. Es war
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