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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Freundin, von der er gerne sagte: »Ich könnte sie auch ausweisen lassen«, über Robert Boyd, den ehemaligen Prediger, den Eddins nie getroffen hatte, den er aber so mochte. Boyds Vater war gestorben, und er lebte jetzt allein auf dem Land, wie immer in einer aussichtslosen Lage.
    »Sie würden ihn mögen. Seine Briefe haben immer eine solche Würde.«
    Sie hörte ihm gebannt zu. Sie fragte, ob er zu ihr zum Abendessen kommen wolle.
    »Ich werd uns was Gutes kochen.«
    Sie verabredeten sich für Freitag in derselben Woche. Dann, im Zug auf dem Weg dorthin zwischen all den Menschen, die von der Arbeit kamen, merkte er, dass er es bereute. Sie fuhren alle nach Hause zu ihren Familien. Ihr Leben war ihnen vertraut.
    Sie holte ihn vom Bahnhof ab, und sie fuhren fünf oder sechs Blocks weit zu ihrem Haus. Es war ein Reihenhaus mit Ziegelstufen und einem Eisengeländer. Im Innern dann war es gemütlicher. Sie wollte seinen Mantel aufhängen, aber er sagte nein, sie solle ihn auf dem Stuhl lassen. Sie schenkte ihnen Champagner ein und bat ihn, mit in die Küche zu kommen, wo sie sich über ihrem Kleid eine Schürze umband und kochte, während sie sprachen. Sie schien jünger und aufgeregt.
    »Schmeckt der Champagner nach irgendwas?«, fragte sie. »Ich geh immer nach dem Preis.«
    »Sehr gut.«
    »Ich bin froh, dass Sie kommen konnten«, sagte sie.
    »Wohnen Sie hier schon lange?«
    »Probieren Sie mal«, sagte sie und hielt ihm einen Löffel mit Consommé hin.
    Es war köstlich.
    »Alles selbst gemacht. Von der Pike auf.«
    Der Tisch war für zwei gedeckt. Sie zündete die Kerzen an, als sie sich gesetzt hatten, schien sie ein wenig zu entspannen. Das Licht im Zimmer war weich und gedämpft, vielleicht durch den Champagner eingefärbt. Sie füllte ihre Gläser neu. Plötzlich stand sie auf – sie hatte vergessen, sich die Schürze abzunehmen, sie zog sie über den Kopf und zerzauste dabei ihr Haar. Sie setzte sich, dann stand sie wieder auf und beugte sich zu ihm herüber, um ihn zu küssen. Sie hatten sich zuvor noch nicht geküsst. Die Consommé stand vor ihnen; sie hob ihr Glas ein wenig.
    »Auf die Nacht der Nächte«, sagte sie.
    Es gab gebratene Tauben, die Vögel ruhten saftig und braun auf einem Bett aus Butterreis. Er erinnerte sich nicht, wie es von da an weiterging. Das Bett war breit, und sie schien nervös wie eine Katze. Sie versuchte, von ihm wegzukommen, und zog ihn gleichzeitig zu sich, sie hatte sich noch nicht entschieden oder wechselte andauernd die Meinung. Sie strampelte und drehte sich unter ihm weg, er hatte das Gefühl, als versuchte er, sie zu fangen. Danach entschuldigte sie sich und sagte, es wäre das erste Mal seit drei Jahren, dass sie mit jemandem schlief, seit ihrer Scheidung, aber sie fände es ganz wunderbar. Sie küsste seine Hände, als wäre er ein Priester.
    Am Morgen war sie ungeschminkt. Aus irgendeinem Grund – der Reinheit ihrer bloßen Züge – sah sie aus wie eine Schwedin. Sie sprach von ihrer Ehe. Ihr Exmann war Geschäftsmann gewesen, Verkaufsleiter. Bei Tageslicht wirkte das Haus fade. Es gab keine Bücherregale. Das magische Esszimmer hatte eine Art gestreifte Tapete, bemerkte er. Sie sei schon da gewesen, als sie eingezogen waren, sagte sie.

20. Das Haus am Teich
    Alles schlief, noch unberührt vom Tag. Entlang der Straße lagen Farmhäuser, manche mit Land darum, eines davon, ein altes weißes Haus, war eine Pension. Man konnte wochenweise Zimmer mieten oder für die ganze Saison, über die flachen, ungepflügten Felder sehen, kontemplative Spaziergänge machen oder auf einem klapprigen Fahrrad die eine Meile zum Strand hinunterfahren. Etwas weiter lag ein Friedhof, die Straße bog sich darum wie um ein Schiffswrack, und noch ein Stück weiter ein altes, nicht gestrichenes Haus unter ein paar Bäumen, das an junge Leute vermietet wurde, die manchmal am Abend draußen bis spät in die Nacht Partys feierten mit kreuz und quer geparkten Autos und kanisterweise billigem Wein.
    Am Anfang waren viele Maler gekommen, weil es billig war und wegen des Lichts, klares, transzendentes Licht, das an langen Nachmittagen über das ganze Land schien. Das Leben war entspannt. Große Häuser verbargen sich hinter Hecken oder von der Straße versetzt auf verwinkelten Grundstücken. Manche stammten noch aus den allerersten Tagen, bevor die Flut der Entdecker hereingebrochen war. In den Dünen standen einfache Cottages, ein paar gehörten den Farmern.
    Christine gefiel das Land, das

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