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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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erschoss er sich. Sein Kopf fiel auf den Teller und stieß im Fallen das Glas mit dem Wasser um. Es rollte vom Tisch und fiel auf den Boden, aber da ging es nicht zu Bruch.« Sie deutete mit dem Finger in den Papierkorb. »Und jetzt sehen Sie sich das an.«

    »Haushaltskrepp«, sagte ich. »Jemand hat etwas aufgewischt.«

    »Und somit wüssten wir auch, was Fricke nach seinem Tod als Erstes tat!« Frau Schweikert durchbohrte mich mit ihrem schwarzen Blick und mir wurde kalt. »Er holte Haushaltstücher und wischte das Malheur auf seinem Schreibtisch auf, das er im Zuge seines Ablebens angerichtet hatte.«

5

    Mochte das widersprüchliche Ende des Biotop -Besitzers, gekoppelt mit dem mysteriösen Fingerfund, auch eine harte Nuss für die Hauptkommissarin werden, ich brauchte mir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich konnte es mir nicht leisten, meine Zeit auf einen Fall zu verschwenden, dessen Honorierung mein Klient bereits im Anfangsstadium durch plötzliches Versterben vereitelt hatte. Also machte ich mich davon, stahl mich in die Restaurantküche und stopfte mir im Vorbeigehen ein Biowürstchen in den Mund, das dem Zugriff der Kripo entkommen war.

    »Sie dürfen hier nichts essen«, sagte jemand hinter mir. »Die Polizei hat alles beschlagnahmt.«

    Ich fuhr herum. Da stand sie, die himmlische Schönheit mit dem wundervollen Schmollmund. Ich starrte sie blöde an und vergaß vor Schreck zu kauen.

    »Henk«, stellte ich mich mit vollem Mund vor. »Ich meine: Henk Voss.«

    »Laura Brück. Sind Sie ein neuer Kollege?«

    »Nur zu Ermittlungszwecken. Ich bin Privatdetektiv.«

    »Privatdetektiv.« Sie schien beeindruckt zu sein. »Hat man schon einen Verdacht, wer den Mord begangen haben könnte?«

    »Warum glauben Sie denn, dass es sich um Mord handelt?«

    »Was sollte es sonst sein?«

    »Selbstmord. Herr Fricke ist der einzige Verdächtige. Er hat einen Abschiedsbrief hinterlassen.«

    Laura schüttelte den Kopf. »Mein Chef hätte niemals Selbstmord begangen«, erklärte sie. »Es sei denn vielleicht, es hätte ihm etwas eingebracht.«

    »Fällt Ihnen denn jemand ein, der als Mörder infrage käme?«, erkundigte ich mich.

    »Mein Chef wollte hochwertige Bioprodukte für kleine Leute erschwinglich machen. Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht.«

    »Wer sollte denn etwas dagegen haben?«

    »Mein Vater zum Beispiel. Er fürchtete um die Exklusivität seines eigenen Lokals.«

    »Ihr Vater?«

    »Götz Wallenstein.«

    Ich nickte. »Herr Fricke war davon überzeugt, dass er hinter den Erpressungsaktionen steckt. Das aber macht es eher unwahrscheinlich, dass er der Mörder ist.«

    »Wieso denn?«

    »Ein Erpresser ermordet sein Opfer gewöhnlich nicht«, dozierte ich. »Das wäre ja so, als wollte man die Kuh schlachten, die einem Milch gibt.«

    Sie dachte eine Weile nach. »Aber es kommt doch immer wieder vor, dass Kühe geschlachtet werden.«

    »Ihr Vater«, wechselte ich das Thema, »schreibt also nicht nur Bücher, sondern betreibt auch ein Restaurant?«

    »Den Grünen Winkel . Eine Nobeladresse für den gehobenen Geschmack.«

    »Warum arbeiten Sie nicht bei ihm, sondern bei der Konkurrenz?«

    Laura zuckte mit den Schultern. »Auch dagegen hat er etwas.«

    »Aber deswegen wird man nicht zum Mörder.«

    »Vielleicht nicht«, räumte sie ein. »Alle Welt hält ihn für einen Heiligen, einen Wegbereiter und Vordenker. Aber das ist er nicht. Im Gegenteil. Einem Detektiv sollte das zu denken geben.«

    »Ich arbeite aber nicht mehr an dem Fall«, sagte ich. »Kein Auftraggeber, kein Fall.«

    »Nur einmal angenommen, Sie täten es doch.« Mit einer Geste voller Anmut griff Laura nach einer Haarsträhne, die vorwitzig in ihr Gesicht baumelte, und strich sie sanft, beinahe zärtlich zu den anderen. »Wie würden Sie dann vorgehen?«

    »Nun ja«, sagte ich wichtigtuerisch. »Ohne vorschnell über Ihren Vater zu urteilen, ist doch zu bedenken, dass die Weltgeschichte voll ist von Vordenkern und Wegbereitern, von denen keiner wusste, was die so taten, wenn das Fernsehen mal nicht hinschaute.« Ich setzte das Lächeln auf, das ich für mein bestes hielt. »Warum fragen Sie ihn nicht einfach, ob er es getan hat?«

    »Vielleicht werde ich das tun«, meinte Laura.

    Ich kramte eine von den frisch gedruckten Visitenkarten hervor und überreichte sie ihr. »Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich gern jederzeit an.«

Kapitel 1: Die Berufung

    Der kleine Junge ist vielleicht vier, höchstens fünf

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