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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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innere, wesenhafte. Also gab ich mir alle Mühe, innerlich Humphrey Bogart zu sein.

    »Schon gut«, sagte ich. »Es gibt nun einmal Dinge, die gesagt werden müssen, und es kommt nicht darauf an, wer sie sagt. Ich war nur jemand, der zur Stelle war.«

    »Was haben Sie denn gesagt?« Ingrid Bergman lächelte neugierig. »Entschuldigen Sie, aber Lars bestand darauf umzuschalten …«

    »Zu Deutschland sucht den Superstar. Verstehe.« Immerhin hatte sie es nicht selbst getan.

    »Sie glauben also, dass mein Vater auch mit dem Verschwinden von Jens zu tun hat?«

    Ich legte die Hand auf Lauras Arm. »Ich werde das herausfinden. Vertrauen Sie mir.«

    Sie zog den Arm nicht weg. »Sollen wir nicht Du sagen?«, schlug sie vor. »Ich bin Laura.«

    »Gern.« Meine freie Hand griff nach meinem Teepott. »Henk.«

    Die hauseigene Anlage wechselte von Gipsy Kings zu BAP.

    »Wann hast du Jens Defries das letzte Mal gesehen?«, erkundigte ich mich.

    »Es war ungefähr vor zwei Wochen, da kam er gerade von Malin und wirkte regelrecht elektrisiert. Er sagte, dass er jetzt einen Plan hätte.«

    »Einen Plan? Für was?«

    »Das hat er nicht gesagt.« Laura zuckte mit den Schultern. »Aber vorher hatte er offenbar keinen gehabt und dann passierte etwas, und er hatte einen.«

    »Malin? Ist das seine Freundin?«

    »Sie ist seine Therapeutin. Eine Bekannte von Professor Haberland. Jens konsultiert sie immer, wenn es schlimm wird.«

    »Wenn was schlimm wird?«

    »Die Stimmen, die er hört. Die Träume. Und die Gesichter, die ihn heimsuchen.« Laura nickte bedächtig. »Er hat mir davon erzählt. Eine solche Gabe kann eine Last sein.«

    »Nicht nur für ihn«, nickte ich zustimmend.

    Ihre Lippe zuckte verdächtig.

    »Ich meine damit, die Weltgeschichte wimmelt von großen Persönlichkeiten, die Gaben hatten und sie auch als Last empfanden«, präzisierte ich. »Denk doch an Kaiser Nero, Elvis oder Die Toten Hosen.«

    BAP war zu Ende, Grönemeyer folgte auf dem Fuße. Es wurde Zeit zu gehen.

    »Sollten wir nicht noch woanders einen Happen essen?«, schlug ich vor. »Was meinst du?«

    »Danke für den Tee.« Laura erhob sich. »Ich rufe dich an.«

    »Gruß an Mirko!«, rief ich ihr nach, aber sie war schon zu weit weg.

14

    In der folgenden Nacht träumte ich allerhand wirres Zeug. Zum Beispiel, dass ich mit dem Wagen im Stau stand. Hinter mir begann ein Hupkonzert, und es dauerte lange, bis ich endlich begriff: Alles wartete nur darauf, dass ich weiterfuhr. Ich startete, aber das nervtötende Gehupe hörte nicht auf, es verstärkte sich nur noch und entpuppte sich als Grönemeyers aufdringliches Organ, das mir in den Ohren trötete, jammernd und klagend wie der Geist eines nach langem Siechtum verschiedenen Hochlandschafs.

    Ich wachte auf, drohte wieder einzunicken und kämpfte dagegen an, denn aus Angst vor Grönemeyer wollte ich auf jeden Fall wach bleiben. Dachte an Laura und schämte mich für mein peinliches Pennälergehabe. Verzweifelt versuchte ich Dinge aufzuzählen, die hundertmal wichtiger waren und irgendeinem anderen Zweck dienten als dem, Laura Brück zu beeindrucken. Davon gab es aber nicht viele, ja, momentan fiel mir nicht mal ein einziger ein. Wie denn auch? Liebe macht bekanntlich blind. War es denn wirklich von Belang, dass eine Frau, die das gewisse Etwas hatte, unwesentlich jünger war als man selbst oder dass ihre Sicht auf die Dinge eine, vorsichtig ausgedrückt, recht einfache war?

    Wenn einem diese Frau über den Weg lief, lohnte es sich doch wohl, alles zu geben, um sie zu gewinnen. Und wenn es darum ging, Kröten zu schlucken, überlegte man es sich lieber hundertmal, bevor man sagte, nein danke, es ist sicher köstlich, aber eigentlich vertrage ich gar keine Amphibien. Nur, wo war das Ende der Fahnenstange? Musste die Verblendung wirklich so weit gehen, dass man einen Mann suchte, der sich für den Messias hielt, nur weil er einem ein paar Bier ausgegeben hatte?

    Nein, aber wenn du jetzt einknickst, sagte meine innere Stimme, dann hättest du dir den peinlichen Auftritt im Grünen Winkel auch sparen können. Eigentlich hättest du dir alles sparen können. Du wärest froh, in deinem neuen, aber viel zu teueren Büro am Hafen zu sitzen und deinem sogenannten Partner dabei zuzusehen, wie er sich deinen Stuhl schnappt, um mit einem weiblichen TV-Cop rumzumachen.

    Diese Vorstellung verdarb mir endgültig die Lust auf Schlaf. Es war acht Uhr dreißig. Ich stand auf, frühstückte kurz und fuhr

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