Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
Vom Netzwerk:
verdrehte die Augen. »Meine Katze. Viele meinen vielleicht, er ist doch nur ein Tier, hat er gesagt. Warum sollte man sich eines Katers wegen Kopfschmerzen machen? Aber selbst wenn Katzen nur halb so viel wert sind wie Menschen, dann zählen zwei von den Tieren ja wohl genau so viel wie einer von uns.«

    »Kopfschmerzen wegen eines Katers«, kicherte ich anerkennend. »Das hat er schön gesagt.«

    »Mögen Sie Katzen?«

    »Klar«, grinste ich. »Wenn es dazu Rotkohl und Kartoffelbrei gibt.«

    Ein schlechter Witz. Lauras untere Schmolllippe schnellte vor. »Ich hätte mir so gewünscht, dass Sie Jens für mich finden«, sagte sie beleidigt. »Aber jetzt bin ich mir nicht sicher, ob Sie der Richtige dafür sind.«

    Na, klasse! Endlich konnte ich aufstehen und mich vom Acker machen. Das war das Beste für alle Beteiligten. Warum klebte mein Hintern nur schwer wie Blei auf dem ungemütlichen Cafeteriastuhl?

    »Es war nur ein Scherz«, versicherte ich.

    Ihre Unterlippe rührte sich aber nicht von der Stelle.

    »Glauben Sie mir, ich finde diese Bemerkung ebenso geschmacklos wie Sie«, kroch ich eilig zu Kreuze. »Neulich erst, es war auf einem Robin-Food -Treffen, kam jemand damit um die Ecke. Statt zu lachen, habe ich ihm gesagt, dass ich nicht über die Qualität seiner Pointe urteilen werde, da meine Überzeugung mir verbiete, über Scherze auf Kosten von Minderheiten zu lachen.«

    Wir schwiegen eine Weile, während die hauseigene Anlage einen uralten Titel der Gipsy Kings zum Besten gab.

    »Sie sind Mitglied von Robin Food? «, erkundigte sich Laura schließlich, sichtlich beeindruckt, wie ich gehofft hatte.

    »Nun ja, für eine Weile war ich es jedenfalls«, antwortete ich so beiläufig wie möglich. »Jetzt sagen Sie bloß, Sie auch.«

    Laura Brück strahlte wieder. »Natürlich! Erinnern Sie sich noch an das Gericht für Frau Hambüchen, in dem der Finger gefunden wurde? Das hatten wir direkt aus dem Restaurant meines Vaters akquiriert.«

    »Verstehe: den Reichen nehmen, um es den Armen zu geben, was?« Ich prostete ihr mit meiner Teetasse zu. »Venceremos!«

    »Und warum sind Sie nicht mehr dabei?«

    Ich gab mir Mühe, nachdenklich dreinzuschauen. »Mir fehlt der vegetarische Aspekt. Tiere zu essen, das ist doch wohl noch viel schlimmer als Witze auf ihre Kosten zu reißen, meinen Sie nicht?«

    Darüber hatte Laura bisher wohl noch nicht nachgedacht. »Sie haben recht«, gab sie zu und lächelte anerkennend. Anscheinend war ich jetzt doch wieder der Richtige.

    »Was würden Sie davon halten, wenn wir uns gelegentlich in einem anderen Rahmen träfen?«, nutzte ich die Gunst des Augenblicks. »Bei Ihnen zum Beispiel. Oder bei mir …«

    Sie antwortete nicht, sondern richtete ihren Blick stattdessen in eine undefinierbare, sorgenvolle Ferne. War die Engelsgleiche etwa eine der Frauen, deren Umgang mit Männern sich im Engagement für eine bessere Welt erschöpfte? Ich wagte nicht, sie danach zu fragen, denn ich fürchtete ihre Unterlippe. Ein falsches Wort und ich kam selbst für die Weltverbesserung nicht mehr infrage. Also begnügte ich mich damit, ihr blöde grinsend gegenüberzusitzen.

    »Ich mache mir solche Sorgen wegen Jens«, sagte Laura. »Am Ende ist ihm noch etwas zugestoßen.«

    »Was soll ihm denn schon zugestoßen sein?«, fragte ich leichthin.

    Ein tiefschwarzer Blick war die Folge. Wie kannst du so etwas fragen?, tadelte er. Schwarzenegger ist doch auch verschwunden, das war schon schlimm genug. Und jetzt noch Jens Defries. Der schwarze Blick beantwortete meine Frage: Sei so für mich da, wie Jens für mich da war, als der blöde Kater verschwunden ist, erklärte er. Dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass zwischen uns etwas läuft.

    »Ich wollte damit sagen, dass wir ihn nur finden werden, wenn wir unseren kühlen Verstand gebrauchen«, berichtigte ich. »Zuallererst die Ungereimtheiten aufklären.«

    »Ungereimtheiten?«

    »Ich habe mit Professor Haberland gesprochen, der für Jens wie ein geistiger Vater ist. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass er mir ein paar wichtige Dinge verschweigt. Außerdem ist er ein alter Freund Ihres Vaters.«

    Endlich erhellte sich ihre Miene, und Lauras Augen sahen direkt in meine. »Was Sie neulich im Fernsehen zu ihm gesagt haben …«

    Zum ersten Mal fiel mir auf, dass sie große Ähnlichkeit mit Ingrid Bergman hatte. Bisher hatte ich das übersehen, vielleicht weil es keine äußerliche Ähnlichkeit war, sondern eher eine

Weitere Kostenlose Bücher