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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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Finger verlor. Ein Hai griff sie während eines Tauchgangs im Meerfelder Maar an.«

    »Seit wann gibt’s denn in der Eifel Haie?«

    »Eben, Frau Kommissarin. Da stimmt etwas nicht. Aber immerhin haben wir das Fingermotiv. Wenn Sie mich fragen, da spielt jemand Bancos Geist und spukt unter Berufung auf ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit.«

    »Und was ist mit den Drohbriefen, die Fricke erhielt?«

    »Die haben nichts mit dem Fall zu tun, sondern stammen von Robin Food, einer versponnenen Umweltorganisation. In Person eines gewissen Mirko Bölling.«

    »Bölling, der Privatschnüffler?«

    »Er ist Enthüllungsjournalist.«

    »Das hat er Ihnen erzählt, was?« Frau Schweikert grinste, was seltsam aussah. Eine Medusa, die einen Witz machte. »Herr Voss, Sie sollten nicht alles glauben. Bölling hat vor Jahren eine Detektei eröffnet, ist damit aber baden gegangen. Seitdem lebt er davon, Skandalöses und Peinliches auszugraben und es an den Meistbietenden zu verhökern.«

    »Woher haben Sie das?«

    »Man hört eben so dies und das.«

    Wir saßen uns schweigend gegenüber. Ich schlürfte meinen griechischen Kaffee, ein fürchterliches Gesöff, ebenso bitter wie zuckersüß, und ließ meinen Blick ein wenig schweifen. Genauer gesagt, ich versuchte es, aber Medusa hielt währenddessen den ihren unablässig und geradezu starr auf mich gerichtet. Eine Weile tat ich so, als bemerkte ich das nicht, stibitzte eine Olive von ihrem Teller, steckte sie mir in den Mund und kaute darauf herum. Der Kern blieb zwischen den Zähnen hängen, sodass ich ihn mit Daumen und Zeigefinger hervorpulen musste.

    Schweikerts Blick bekam einen spöttischen Zug. »Wollen Sie wissen, was Ihr Partner über Sie gesagt hat?«, fragte sie.

    »Kein Interesse«, brummte ich sauer, verpackte den Olivenkern in eine Papierserviette und ließ ihn in meiner Hosentasche verschwinden. »Ein Kerl, der hinter meinem Rücken anderen Leuten Dinge über mich ausplaudert, ist ja wohl kaum mein Partner.«

    »Sie seien zwar kein Sherlock Holmes, aber recht begabt darin, einen Fall richtig einzuschätzen. Das Dumme sei nur, dass Sie sich praktisch jedes Mal in irgendetwas verrennen würden.«

    »Das hat er gesagt?«

    »Ziemlich wörtlich.« Frau Schweikerts Gesicht fixierte mich unbewegt, nur ihr rechter Mundwinkel zuckte. Offenkundig amüsierte sie sich. »Und das scheint mir in diesem Fall genau der Punkt zu sein.«

    »Wenn Sie das nächste Mal Dr. Watson über mich ausfragen«, gab ich patzig zurück, »und seine amerikanischen Ermittlungsmethoden bewundern, sollten Sie sich vorher klarmachen, dass der Kerl in Englisch nie über eine Fünf hinausgekommen ist.« Ich stand vom Tisch auf. »Und die coole Kappe hat er bei Karstadt vom Wühltisch.«

    Aus ihrer Handtasche piepste die Melodie von Mission Impossible. Frau Schweikert holte ihr Handy heraus und nahm das Gespräch an. »Was gibt’s denn?«

    Ich wandte mich zum Gehen, aber ihr erhobener Zeigefinger hielt mich zurück.

    Sie legte auf. »Das könnte Sie vielleicht auch interessieren, Herr Voss.«

    »Ein Telefonanruf«, sagte ich mit gespieltem Erstaunen. »Jetzt bekomme ich eine Ahnung davon, was Sie mit moderner Ermittlungstechnik meinen, Frau Kommissarin.«

    »Meine Kollegen haben einen Pkw aus dem Venner Moor gefischt. Er ist zugelassen auf einen gewissen Jens Defries.«

19

    Das Venner Moor zählte zu den beliebtesten Ausflugsgebieten vor den Toren der Stadt. Es bestand aus Heidelandschaft, ein bisschen Wald, Tümpeln mit schwarzem Wasser und morastigen Spazierwegen. Hunde waren an der Leine zu führen, obwohl es hier weit und breit keine gefährdeten Tierarten gab, nur einige besonders penetrante und völlig ungefährdete Mückenarten. Natürlich kursierten viele Sagen über Irrlichter, die einen ins Moor lockten, und Tote mit augenlosen Schädeln, die aus dem fauligen Wasser stiegen, um arglose Spaziergänger in das schwarze Nass zu ziehen. Dabei war die Gegend so übersichtlich, dass man sich nicht mal verlaufen konnte, und Moorleichen hatte man noch nie gefunden.

    Auch der heutige Tag machte davon keine Ausnahme. Es war halb vier Uhr nachmittags, die Mücken stachen schon und die Kripo hatte erheblichen Aufwand betreiben müssen, damit die übliche Bergungstechnik auf dem weichen Untergrund überhaupt zum Einsatz kommen konnte.

    »Das ist also das Fahrzeug des von Ihnen vermissten Herrn Defries«, meinte Frau Schweikert, trat näher und deutete auf das Kennzeichen. »Sehen Sie

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