Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
Vom Netzwerk:
wohl kaum etwas ändern.«

    »Warte es nur ab«, prophezeit Jan. »Erzähl mir nur mehr über das Wesen der Wurst.«

    »Komm mich doch mal besuchen, da wo ich arbeite«, sagt der Mutant und schlackert mit seinen beachtlichen Lauschern. »Du wirst es interessant finden. Und ich brauche dir dann vielleicht gar nichts mehr zu erzählen.«

17

    Eigentlich war die Ente B54 ein passables Mittagessen gewesen, aber nachdem Zucker mich aufgeklärt hatte, lag sie mir schwer im Magen. Im Allgemeinen zählte ich mich zu denen, die die ungeschminkte Wahrheit der Illusion vorziehen, doch bei Kantinenessen empfahl es sich wohl, eine Ausnahme zu machen.

    Ich verließ die Wurstfabrik und schnappte auf dem Parkplatz frische Luft. Das flaue Gefühl verging allmählich, dafür kam ich nicht von der Stelle, weil der Anlasser streikte. Ich brauchte fast fünf Minuten, bis ich den Wagen dazu überredet hatte, hustend und stotternd anzuspringen.

    Und die Pannenserie ging weiter. Noch bevor ich die Umgehungsstraße überquert hatte, bemerkte ich etwas Schwarzes vor mir auf der Fahrbahn, etwas mit Kopf und Beinen, und trat instinktiv in die Bremsen, aber zu spät. Ich stieg aus. Das Tier, eine schwarze Katze, hatte kein Chance gehabt. »Was hast du dämliches Vieh auch auf der Straße verloren?«, motzte ich den Kadaver an und schaffte ihn an den Straßenrand. Er trug ein rotes Halsband, an dem eine silberne Blechmarke baumelte. Ich werde vermisst, stand darauf und eine Telefonnummer.

    Also gut, darum würde ich mich später kümmern. Ich packte die tote Katze in eine Plastiktüte und legte sie auf den Rücksitz. Dann drehte ich den Zündschlüssel. Als hätte er nur auf diese Gelegenheit gewartet, keuchte der Anlasser wie ein Schwerkranker, der bei jedem Atemzug mit dem Ableben rechnete. Das Keuchen wurde leiser und immer langsamer. Dann war es still im Wagen.

    »Scheiße!«, fluchte ich, verließ das Auto und beförderte die Plastiktüte zurück auf die Straße.

    In dem Moment fuhr ein rostiger Cinquecento vorbei, stoppte und setzte zurück. Die Fahrertür öffnete sich, heraus schaute Schadewaldt, Haberlands Hausangestellter.

    »Probleme?«

    »Haben Sie vielleicht Interesse an einem Zweitwagen?«, gab ich unfreundlich zurück. »Nehmen Sie die Karre, ich schenke sie Ihnen.«

    Schadewaldt lächelte dünn. »Jetzt ist es an mir, Ihnen aus der Patsche zu helfen«, sagte er. »Also steigen Sie ein. Ihr Gepäck können Sie auch mitnehmen.«

    »Ach, lassen Sie nur«, meinte ich, aber er schnappte sich höchstpersönlich die Plastiktüte und verstaute sie in seinem engen Kofferraum. Bevor er mich einsteigen ließ, bürstete er kurz mit der Handfläche über den Beifahrersitz. Im Wagen duftete es nach Cockpitspray.

    »Wohin kann ich Sie bringen?«

    »Setzen Sie mich einfach am Bremer Platz ab.«

    Er startete.

    »Schöner Wagen«, lobte ich. »Weiß Herr Wallenstein Ihre Ordnungsliebe eigentlich zu schätzen?«

    Schadewaldt schüttelte den Kopf. »Ich würde es nicht als Ordnungsliebe bezeichnen. Ehrlich gesagt, bin ich eher das, was man einen chaotischen Menschen nennt, und wovon Herr Wallenstein profitiert, ist wohl eher meine starke kreative Seite.«

    »Trotzdem könnten Sie mir vielleicht helfen, ein paar Dinge, die ihn betreffen, zu ordnen.«

    Ein misstrauischer Blick traf mich. »Dinge, die ihn betreffen?«

    »Es geht um einen dunklen Punkt, den es angeblich in seiner Vergangenheit geben soll. Sie wissen, was ich meine.«

    »Nein, weiß ich nicht.«

    »Irgendeine Sache, die man nicht so gern ausplaudert. Die einem peinlich ist oder der Karriere schaden könnte.«

    Der Fahrer gab sich weiterhin begriffsstutzig. »Nennen Sie mir ein Beispiel.«

    »Vor zwanzig oder dreißig Jahren hat man jemanden von der Brücke gestoßen und will heute nicht mehr so gern daran erinnert werden.«

    Entrüstet schüttelte Schadewaldt den Kopf. »Wie kommen Sie nur darauf, dass es in Herrn Wallensteins Leben etwas Derartiges gibt?«

    »Ich meine beispielsweise eine Liaison mit einer gewissen Selma. Wallenstein ging mit ihr tauchen, nur um sich an sie ranzumachen. Er schwängerte sie auch, aber als sie durch einen Haiangriff zwei Finger verlor, wollte er nichts mehr von ihr wissen.«

    Wir bogen gerade von der Bremer auf die Schillerstraße ab. Der Blinker tickte, aber nicht nur er. Schadewaldts tadelndes »Ts, ts, ts« hörte sich genauso an. »Woher stammt denn dieser Blödsinn?«

    »Von einem seiner alten Freunde. Ulf

Weitere Kostenlose Bücher