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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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mal, die TÜV-Plakette ist ja längst abgelaufen.«

    Der rote Ford Fiesta war über und über mit Schlamm besudelt. Im Inneren standen Pfützen und es wimmelte von Würmern, Egeln und anderen Moorbewohnern, die sich in dem Kleinwagen schon häuslich eingerichtet hatten.

    Es roch faulig.

    »Was wissen Sie über Herrn Defries?«, wandte sich die Kommissarin an mich.

    »Frau Nebel will, dass er die Hauptrolle in ihrem Täuferspektakel spielt. Anstatt zu den Proben zu erscheinen, hat er sich aber verdrückt.«

    »Er hat sich verdrückt? Wohl nicht ganz freiwillig, wie es aussieht.«

    Ich trat vor und wischte mit einem Papiertaschentuch über die Heckscheibe. Ein Aufkleber kam zum Vorschein, auf dem I love Utrecht stand.

    »Was wissen Sie noch von ihm?«

    »Nicht viel. Er ist schließlich verschwunden und ich habe den Auftrag, ihn zu suchen.«

    »Sie meinen, wenn Sie ihn gefunden haben, können Sie mir mehr über ihn sagen?«

    »So ähnlich. Als ich ihn traf, sprach er davon, dass er nach Strich und Faden verarscht worden sei. Und dass er vorhabe, das zu klären.«

    »Sie kennen ihn also?«

    »Nein. Er ist mir zufällig über den Weg gelaufen.«

    Frau Schweikerts todbringende Augen fixierten mich. »Dann sind Sie vielleicht der Letzte, der ihn lebend gesehen hat. Bis auf seinen Mörder, versteht sich.«

    »Falls er ermordet wurde.«

    »Zweifeln Sie etwa daran?«

    »Bisher haben wir doch nur seinen Wagen.«

    Die Hauptkommissarin schnaufte unwillig. »Ja, was glauben Sie denn? Dass der Mann sein Auto im Moor entsorgt hat, um die Verschrottungskosten zu sparen, oder was?«

    Ich stieß die Beifahrertür des Fiesta mit dem Fuß auf und ging in die Hocke. Dann beugte ich mich vor und öffnete das Handschuhfach. »Die Frage, wie der Wagen hierhergekommen ist und was mit Herrn Defries geschah«, erklärte ich, »soll ja wohl die Ermittlung klären.« Im Fach lag ein Stück Papier, das vom Wasser verschont worden war, weil es in einer Plastikhülle steckte. Ich nahm es heraus und wischte mit dem Ärmel den Schlamm ab.

    »Geben Sie das sofort her! Wie sollen wir denn ermitteln, wenn Sie Spuren vernichten.« Die Hauptkommissarin riss mir meinen Fund aus der Hand, aber ich hatte schon einen Blick darauf geworfen. Auf das Papier hatte jemand mit Kugelschreiber einen Mann gekritzelt, der ein Messer schwang. Oder war es ein Schwert? Darunter stand: Ich kriege euch alle.

    »Was könnte das wohl bedeuten?«, sinnierte Sanne Schweikert, die die Zeichnung in der Plastiktüte betrachtete. »Eine Drohung?«

    »Herr Defries ist Zeichner«, erklärte ich. »Diese Leute bekritzeln alles, was sie finden können.« Ich wandte mich zum Gehen. »Ich wünsche Ihnen baldige Ermittlungsergebnisse.«

    »Wollen Sie etwa schon los?«

    »Ich habe einen Fall zu lösen, Frau Kommissarin. Das mit den Plastiktütchen überlasse ich Ihnen.«

    »Was lässt Sie vermuten, dass Defries noch lebt?«

    »Meine Nase sagt mir das.«

    »Ach ja, der Privatschnüffler und seine berühmte Nase. Mehr können Sie mir anscheinend nicht bieten.«

    »Rufen Sie doch meinen Partner an. Kittel versteht eine Menge von moderner Ermittlungstechnik.«

     
    Sanne Schweikert neigte zur Rechthaberei, so viel stand fest. Deswegen, dachte ich, während ich mit dem Bus zurück in die Stadt fuhr, hatte ich die große Lippe riskiert, von wegen bisher hätten wir ja nur das Auto. Natürlich musste man nicht gleich auf ein Gewaltverbrechen schließen, wenn die Parkuhr anzeigte, dass ein Autofahrer seit einer halben Stunde keine Münze mehr nachgeworfen hatte. Aber wenn man das Auto aus dem Moorschlamm hievte, waren gewisse Spekulationen um ein unschönes Schicksal des Besitzers doch angebracht. Ehrlich gesagt, war es nicht nur Frau Schweikerts Art, sondern auch Laura, die mich zögern ließ, an dieses unschöne Schicksal zu glauben. Wenn sie ihr Idol nicht frisch und unversehrt zurückbekam, stand zu befürchten, dass sie vorerst ihre Nächte damit verbringen würde, meine Hand zu halten und in Taschentücher zu weinen. Das hatte herzlich wenig mit dem zu tun, was ich mir für die Nächte mit ihr vorgestellt hatte.

20

    Gegen fünf war ich zurück am Bremer Platz, stieg auf das Fahrrad um, das ich wenige Minuten später auf der Papenburger Straße gegen eine Hauswand lehnte. Am Himmel waren dunkle Wolken aufgezogen und es hatte zu nieseln begonnen.

    Malin öffnete mir im Bademantel. Der Duft, den sie ausströmte, ließ mich vermuten, dass sie gerade geduscht hatte.

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