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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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ihnen los war, und sie an Hauptkommissarin Sanne Schweikert verwies. Dass ich auch noch Geld von ihnen annahm, das sie für mich zusammengelegt hatten. Wie tief konnte man als Privatschnüffler noch sinken?

    Auf dem Nachhauseweg wurde mir allmählich klar, dass ich dies nur aus einem einzigen Grund getan hatte, genauer gesagt wegen einer einzigen Frau. Und als sich die Wohnungstür hinter mir schloss, sträubte ich mich nicht länger gegen die Erkenntnis, dass es einfach keinen Sinn hatte, auf die Gunst dieser Frau zu hoffen, die nichts anderes im Sinn hatte, als Tiere zu retten. Kürzlich erst hatte ich gelesen, dass über neunzig Prozent von dem, was ein Mann in einer Frau sieht, bloßes Produkt seiner eigenen Fantasie ist. Bei Laura, das schien offensichtlich, waren es mindestens hundert Prozent. Wäre ich ihr Vater gewesen, hätte ich mich für ein Kind geschämt, das einen Veterinär-Heiland anschmachtete.

    Das Telefon klingelte. Ich nahm ab.

    »Hi « , sagte Laura. Der Klang ihrer Stimme ließ mich schlagartig meine Grübeleien vergessen. »Was machst du so?«

    »Ich bin damit beschäftigt, deinen Guru zu suchen«, versicherte ich. »Wir sollten uns irgendwann mal treffen, dann kann ich dir Bericht erstatten.«

    »Irgendwann?«

    »Demnächst. Möglichst bald. Wie wär’s mit jetzt gleich?«

    »Geht leider nicht. Mirko kann jeden Moment kommen. Am Donnerstagabend kochen wir immer zusammen.«

    »Tja, dann wünsche ich euch guten Appetit«, schnappte ich ein.

    »Hast du denn morgen Abend schon etwas vor?«

    »Keine Ahnung.« Die Eifersucht ließ meine Stimme eisig klingen. »Mal sehen, über die Promenade schlendern oder telefonieren. Herumsitzen. Warum interessiert dich das überhaupt?«

    »Warum sollte es das nicht?«

    »Übrigens glaubt die Kripo, dass er ermordet wurde. Sein Auto wurde gefunden.«

    »Blödsinn. Wer sollte ihn denn ermorden?«

    »Und Malin, seine Therapeutin, ist der Ansicht, dass dein Defries psychisch ziemlich angeschlagen ist.«

    Laura schluckte. »Glaubst du das auch?«

    »Warum nicht? Die Stimmen und die Träume und die Gesichter, die ihn heimsuchen. Das kann eine Last sein, hast du selbst gesagt.«

    »Du bist gemein.«

    »Ich? Ich bin doch wohl nicht schuld daran, dass dieser Mann einen an der Waffel hat − Laura, hörst du mir überhaupt zu?«

    Schweigen. Ich konnte sie genau vor mir sehen, ihre gerunzelte Stirn, die vorgeschobene Unterlippe.

    »Laura?« Immerhin hatte sie nicht aufgelegt, das war ein ermutigendes Zeichen. »Heh, es tut mir leid. Vergiss einfach, was ich gerade gesagt habe, es war dumm. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Es war so ähnlich wie bei dem geschmacklosen Witz über Katzen mit Kartoffelbrei.«

    Sie antwortete nicht.

    »Du erinnerst dich doch«, schob ich nach, »ich hatte ihn aufgeschnappt auf dem Robin-Food- Treffen …«

    »Du hast es also gar nicht so gemeint?«

    »Es geschieht mir recht, wenn du jetzt auflegst. Ich wäre dir nicht böse.«

    »Henk?«

    »Ja?«

    »Ich fände es trotzdem schön, wenn du morgen kommst.«

    »Ich möchte nicht, dass Mirko auf falsche Gedanken kommt«, stichelte ich.

    »Er wird gar nicht da sein. Wir kochen etwas Schönes. Und später …«

    »Später was?«

    »Also, was sagst du: Ja oder nein?«

    Wozu sollte ich ihr noch weiter widerstehen? ›Und später …‹ Die Engelsgleiche versprach nicht nur ein Essen, sondern mehr als das. Etwas, das anschließend stattfinden würde. Es würde sich erst im Laufe des Abends ergeben, nach einem guten Rotwein und einem duftenden Bad, einer gemeinsamen Dusche, wenn wir, in ein einziges flauschiges Badetuch gehüllt, angeregt durch die kuschelige Wärme des knisternden Kaminfeuers …

    »Henk?«

    »Ja, ich bin noch dran. Morgen um zwanzig Uhr dreißig bin ich bei dir.«

Kapitel 5: Der Anschlag

    Ein abscheulicher Ort, es riecht nach Tod und Verwesung. Wer hat den Rächer hierher gelockt? Das sieht ihm ganz nach einer Falle aus. Er hätte niemals herkommen sollen. Aber er muss stark sein. So schnell lässt er sich nicht unterkriegen.

    Da tritt ihm ein Mann in den Weg, ein seltsamer Bursche mit eigentümlichen rattenhaften Gesichtszügen. »Ich kenne dich doch. Du bist der Kerl, der meine Freundin anbaggert«, behauptet er streitsüchtig. »Im Schlaf murmelt sie deinen Namen. Das wird mir allmählich zu bunt.«

    »Das Murmeln bedeutet mir nichts«, gibt Jan kalt zurück. »Sicher könnte ich alle Frauen haben, nach denen mir verlangt. Auch dem

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