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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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immer noch im Kofferraum von Schadewaldts Cinquecento lag. Mochte ›jemand, der es gut mit Ihnen meint‹ auch eher nach Schadewaldt klingen, so war ich doch bereit, jeden Betrag zu wetten, dass der Briefschreiber ein anderer war. Einer, der sich für sehr clever hielt und vorhatte, demnächst ein Buch darüber zu schreiben.

    Mirko Bölling stand nicht im Telefonbuch, aber vielleicht gab es noch andere Möglichkeiten, seine Adresse ausfindig zu machen. Ein weiteres Mal radelte ich zum Büro zurück. Während meiner Unterredung mit den Täufern war mir aufgefallen, dass der Zettel mit Kittels Nachricht nicht mehr auf dem Monitor klebte. Und richtig, er hatte den Treiber inzwischen erfolgreich installiert. Gotcha lief reibungslos.

    Ich konnte verschiedene Optionen anklicken: Ringfahndung, Rasterfahndung, deutschlandweit, europaweit, weltweit. Ich brauchte nur wenige Minuten, um seine Adresse herauszufinden und auch welches Auto er fuhr, wie viel Miete er zahlte und welchen Zahnarzt er bevorzugte. Eine weitere, um das Haus in der Nähe der Warendorfer Straße, in dem er lebte, mithilfe von Google Earth heranzuzoomen. In welchem Zimmer er sich momentan aufhielt, ließ sich nicht erkennen.

    Mirko Bölling konnte mir nicht entkommen.

24

    Sein weißer Mini Cooper, der auf der Warendorfer Straße parkte, wies mir den Weg zu ihm. Trotzdem hätte ich seinen Unterschlupf ohne Google Earth nicht so leicht gefunden. Der windschiefe Flachdachbau war von der Straße aus praktisch unsichtbar, da er sich im Innenhof eines mehrstöckigen Häuserblocks befand. Ein trauriger Ort, an dem sich die Sonne maximal zwanzig Minuten am Tag blicken ließ, sodass man schon Licht anknipsen musste, wenn sich draußen am Aasee die Leute noch mit Sonnenmilch eincremten. Permanent den Blicken der Nachbarn ausgesetzt, musste man auch noch das Quietschen der Schaukel ertragen, deren rostiges Eisengestell direkt neben dem Wohnzimmerfenster einbetoniert war. Für ein Nagetier wie Bölling der ideale Ort.

    Kurz vor der Haustür stieß ich mit einem Mann vom Pizzaservice zusammen, der offenbar gerade geliefert hatte. Ich nahm seine Entschuldigung entgegen und klingelte an der Tür.

    »Ich habe Ihnen doch reichlich Trinkgeld gegeben«, polterte Bölling von drinnen, dann öffnete er die Tür. »Sie?«

    »Das riecht aber lecker«, sagte ich und schnüffelte. »Pizza quattro stagioni, habe ich recht? Wusste gar nicht, dass es die auch aus der Mülltonne gibt.«

    »Was wollen Sie von mir?«, brummte er. »Sie sind wohl kaum zum Essen hier.«

    Ich zog den Erpresserbrief aus der Tasche und hielt ihn ihm unter die Nase. »Es geht um Ihr nicht sehr nettes Schreiben«, sagte ich. »Als Schnüffler sollten Sie wissen, dass Erpressung strafbar ist.«

    Bölling warf einen kurzen Blick darauf. »Keine Ahnung, wer das geschrieben hat«, sagte er. »Aber ich an Ihrer Stelle würde alles tun, was der Mann sagt.«

    Ich folgte ihm in seine Küche. »Hören Sie auf mit dem Theater«, sagte ich pampig. »Sie händigen mir jetzt auf der Stelle die Fotos aus.«

    »Fotos?« Der Mann mit dem Nagetiergesicht sägte an seiner Pizza herum.

    »Jetzt tun Sie bloß nicht so.« Ich packte ihn an der Schulter, aber er entwand sich mir und zückte sein Messer, an dem Teig und Tomatenmark klebten.

    Dann ließ er die Waffe sinken. »Okay.« Ein breites Grinsen platschte förmlich auf sein Gesicht und verschwand sofort wieder. »So kommen wir doch nicht weiter. Nehmen wir mal an, ich hätte die Fotos, die Sie haben wollen.«

    »Also haben Sie sie.«

    »Nur angenommen. Warum sollte ich das zugeben?«

    Ich schob ihn beiseite, schnappte mir ein Stück Pizza und stopfte es mir in den Mund. »Zum Beispiel«, sagte ich kauend, »weil Sie gern Ihr Abendessen genießen wollen.«

    »Na schön. Eine andere Frage: Wie kommen Sie darauf, dass ich die Fotos habe? Wozu sollte ich Sie erpressen?«

    »Sie wollen mich bei Laura als Tierkiller anschwärzen, damit Sie freie Bahn bei ihr haben.« Ich griff nach dem nächsten Stück. »Aber das könnte Ihnen so passen.«

    »Ich würde Sie niemals anschwärzen, Kollege,« schleimte Bölling. »So etwas habe ich nicht nötig.«

    »Haben Sie doch.«

    »Scheiße, nehmen Sie Ihre Finger weg. Das ist mein Abendessen, verstanden!«

    »Sagen Sie mir die Wahrheit, dann bestelle ich Ihnen eine neue Pizza.« Ich steckte das Stück in den Mund und hielt meine Finger hoch. »Haben Sie vielleicht etwas zum Abwischen da?«

     
    Bölling ließ sich auf

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