Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
Vom Netzwerk:
harmlos-naiven Masche hat sie nicht nur ihren Daddy im Wursthallenstreit vor ihren Karren gespannt, sondern auch Bölling. Fricke tanzte ebenfalls nach ihrer Pfeife, aber dann wollte er nicht mehr auf sein Billigfleisch verzichten. Frau Nebel kam ihr auf die Schliche und wurde beseitigt.«

    Inzwischen waren wir nach rechts in den Stadthafen eingebogen. Die Kneipen auf dem Hafenweg waren proppenvoll, und in den Fensterscheiben der Detektei Kittel, Voss & Armbruster spiegelte sich die Nachmittagssonne.

    Das Boot schien zu ahnen, dass dieser Kanalarm eine Sackgasse war. Es verlangsamte und ging auf halbe Kraft. Der Motor lief unruhig, stockte und stotterte. Dann ging er aus.

    Die Meatball schaukelte friedlich auf dem Wasser. »Sprit ist alle«, kommentierte Castrop schadenfroh. »Tja, das wär’s dann ja wohl gewesen.« Er zückte sein Handy und begann, eine Nummer zu tippen, aber Kim nahm ihm das Ding aus der Hand und schleuderte es ohne zu zögern ins Wasser.

    »Sind Sie vollkommen übergeschnappt, oder was?«, protestierte der Dicke aufgebracht, während die Amerikanerin binnen weniger Sekunden das Sprechfunkgerät untauglich machte. Wahrscheinlich hatte sie auch einen Terrorismus-Grundkurs in Saudi-Arabien absolviert.

    »Das ist Sachbeschädigung, dafür mache ich Sie schadensersatzpflichtig. – Heh!«, wandte er sich an Kittel. »Halten Sie die Tussi gefälligst davon ab, James Bond zu spielen!«

    »Sie weiß schon, was sie tut«, meinte Kittel. »Miss Armbruster ist Antiterrorexpertin.«

    Kim entriegelte die Halterung für das Beiboot und ließ es ins Wasser, wo es aufgeregt neben der Jacht auf den Wellen hüpfte.

    »Kommst du mit, Henk?«, lud mich Kittel ein. »Wir könnten drüben am Kai ein Bier trinken. Was hältst du davon?«

    »Sie können mich doch nicht einfach hier zurücklassen!«, beklagte sich Ulf Castrop. »Ich bin Nichtschwimmer!«

    »Machen Sie’s gut, Castrop«, sagte ich. »Wir werden der Kripo Ihren Standort durchgeben.«

    Kim und Kittel warteten schon im Rettungsboot.

    Castrop packte mich am Arm. »Die haben recht«, sagte er. »Mit den Morden habe ich nichts zu tun. Sie haben den Falschen geschnappt.«

    »Kennen Sie das Cui-bono-Prinzip, Castrop? Sie sind derjenige, der davon profitiert, was Fricke angeht, nicht Laura.«

    »Ist es in dieser Gesellschaft neuerdings verboten, von etwas zu profitieren?«

    Ich begann, die Aluminiumleiter hinabzusteigen.

    »Wenn schon, dann holen Sie sich den Richtigen.«

    »Wer wäre das denn?«, erkundigte ich mich.

    »Na, wer schon? Götz.«

    »Götz Wallenstein?«

    »Über alles ist er immer haushoch erhaben, dieser Scheißhohepriester. Und auch jetzt tut er so, als habe er mit all dem nichts zu tun. Lässt andere die Suppe auslöffeln.«

    Ich kletterte wieder hinauf. »Erzählen Sie von der Suppe.«

    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er eines Tages angekrochen kommen würde. Und das tat er dann auch. Schulden ohne Ende und keine Chance, sie zurückzuzahlen. Wie denn auch? Bei dem mageren Umsatz, den seine feinen Luxusrestaurants machten. Gutes Essen hat seinen Preis. Schon klar, hab ich ihm gesagt. Aber die oberen Zehntausend taugen nicht zur Massenkundschaft. Er wollte nicht auf mich hören. Und dann saß der gute Mann von Münster in der Klemme.«

    »Verstehe. Sie machten ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Sanierten ihm seinen Laden mit den Einnahmen aus Ihren Gammelfleisch-Deals. Dafür bekamen Sie von ihm hochwertige Ware und räumten die Biosiegel ab.«

    »Dieser Pharisäer lebt von der Kohle, vor der er sich öffentlich ekelt. Die Leute seien es leid, sich von dem zu ernähren, was die großen Fleischfabriken ihnen vorsetzen. Wenn ich das schon höre. Dass die Leute das wirklich leid sind, davor hat der Kerl die meiste Angst.«

    »Kommst du jetzt, Henk?«, drängelte Kittel.

    »Ich danke Ihnen für das Gespräch«, sagte ich und lächelte dem Wurstfabrikanten schadenfroh zu. »Und jetzt entschuldigen Sie mich.«

     
    Aus dem Bier am Kai wurde doch nichts. Kittel und Kim beharrten auf ihrer abstrusen Theorie, derzufolge Laura eine fanatische Mörderin war, und taten so sehr von sich und ihrem kriminalistischen Können überzeugt, dass mir trotz der gelungenen Aktion auf dem Boot die Aussicht, mit ihnen künftig zusammenzuarbeiten, absurd erschien. Also bestieg ich mein Fahrrad und rief auf dem Weg nach Hause den Hohepriester an.

    »Bei Wallenstein?«

    »Sind Sie das, Schadewaldt? Hier ist Henk Voss. Wo steckt

Weitere Kostenlose Bücher