Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
Vom Netzwerk:
Oberfläche glatt und von keiner Welle gekräuselt, mit einem rötlichen Strahl Abendsonne darauf, der durch die hohen Fenster hereinfiel.

    »Am besten, Sie setzen sich dorthin.« Der Hall verlieh Schadewaldts Stimme etwas Andachtsgebietendes. Er deutete auf eine Holzbank, die früher einmal den Bademeister getragen hatte. »Damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen.«

    »Was für Gedanken?«, fragte ich.

    Schon wenige Minuten später hatte er mich mit einer Wäscheleine auf der Bank verschnürt.

    »Hören Sie, Schadewaldt«, sagte ich. »Allmählich wird die Sache lächerlich.«

    »Keine Sorge, Herr Voss, es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. So festgeknotet können Sie ja nicht schwimmen gehen, nicht wahr?«

    »Schwimmen gehen?«

    Er hatte inzwischen eine Art Gerätekammer geöffnet, holte einen Stromgenerator heraus und wuchtete ihn zum Planschbecken für Kleinkinder. »Der war für den Fall, dass hier der Strom ausfällt«, sagte er.

    »Woher wissen Sie das bloß alles?«

    Schadewaldt richtete sich auf. »Dieses Bad war früher einmal mein Arbeitsplatz«, erklärte er mit Stolz.

    »Warum machen Sie sich diese Mühe, Schadewaldt? Wieso knallen Sie mich nicht einfach ab?«

    Er nickte wohlwollend, während er sich mit dem Generator abmühte. »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass ich eine starke kreative Seite habe, Herr Voss? Bei Fricke der Abschiedsbrief, bei Bölling die grobe Salami. Sie bekommen einen Stromschlag, das ist in der Fleischbranche eine geläufige Tötungsmethode.«

    Knatternd sprang der Generator an.

    »Warum tun Sie das, Schadewaldt?«, fragte ich. »Sie bringen drei Menschen um, nur damit es Ihrem Chef nicht an den Kragen geht? Das ist vergebliche Mühe, der Kerl ist doch so gut wie fällig.«

    »Haben Sie schon mal von dem Prinzip mitgefangen – mitgehangen gehört?«

    »Aber warum mussten Sie sie gleich umbringen? Fricke hat doch nur auf den Putz gehauen. Antje Nebel war auf der Suche nach Defries, und was war mit Bölling? Er wollte Wallenstein erpressen, weil er von dem Fleischdeal Wind bekommen hatte, stimmt’s?«

    »Fleischdeal.« Schadewaldt schüttelte abfällig den Kopf. »Darum geht es doch gar nicht.«

    »Nicht?«

    Ein gnädiges Lächeln. »Wissen Sie, ich habe genug Fernsehkrimis gesehen, um zu wissen, dass der Mörder in einer Situation wie dieser üblicherweise seinem Opfer seine Taten samt Motiven haarklein erklärt, sozusagen als Entschädigung dafür, dass er danach sterben muss.«

    »Richtig, also worauf warten Sie noch?«

    »Das ist hier kein Fernsehkrimi. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich mich nicht mit langatmigen Erklärungen aufhalte.« Schadewaldt machte mich von der Bank los, ließ aber Hände und Füße gefesselt. »Zeit zum Schwimmen.«

    »Wie soll ich denn so schwimmen?«

    »Hände und Füße brauchen Sie nicht«, beruhigte er mich. »Es ist ein Kinderbecken. Außerdem wird es ganz schnell gehen. Ein paar Sekunden, das war’s.« Schadewaldt schubste mich in Richtung des Planschbeckens.

    Glücklicherweise bekam der Generator gerade rechtzeitig einen Hustenanfall. Dann verstummte er.

    »Einen Augenblick«, meinte Schadewaldt. Vorsichtshalber fuchtelte er mit dem Revolver, dann ging er zum Generator und malträtierte ihn mit Fußtritten. »Verdammtes Scheißding!«, fluchte er. »Schon damals habe ich gesagt, das Gerät taugt nichts. Nicht nur einmal, ich habe es hundertmal ges-«

    Es geschah im nächsten Moment, nicht blitzartig, sondern fast gemächlich, wie in Zeitlupe. In der Absicht, einen besonders heftigen Fußtritt auf dem Generator zu landen, rutschte Schadewaldt aus, verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem Platsch ins Kinderbecken. Während er im Wasser zappelte, kehrte Leben in die alte Strommaschine zurück. Alt und verbraucht war sie, aber das bedeutete nicht, dass sie keine Selbstachtung besaß und nicht auf ihre Chance gewartet hatte, sich für die Fußtritte zu rächen. Es zischte, dann knallte es. Rauch stieg über dem Babybecken auf. Noch ein letzter Knall, dann war es still. Weder der Generator noch Schadewaldt regten sich.

    Niemand würde mir die Fesseln abnehmen.

39

    Nach einer Weile meldete sich das Handy in meiner Hosentasche. Ich zuckte, schüttelte mich und machte die seltsamsten Verrenkungen. Endlich purzelte das Dinge heraus. Ich ging auf die Knie und betätigte mit der Nasenspitze die grüne Taste.

    »Henk, wo steckst du?« Kittel. Er hörte sich sehr entspannt an.

    »Im Hallenbad.«

    »Bei

Weitere Kostenlose Bücher