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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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Castrop winkte leutselig zurück. Rechter Hand tauchte das Ostbad auf, gleich dahinter überquerten Radfahrer auf der Manfred-von-Richthofen-Straße den Kanal.

    Castrop, spöttisch grinsend, sah aus wie ein harmloser Freizeitkapitän.

    »Natürlich haben Sie das nicht persönlich in die Hand genommen«, sagte ich. »Für solche unangenehmen Aufgaben haben Sie Ihre qualifizierten Mitarbeiter. Ich frage mich nur, wie Sie es geschafft haben, Jens Defries dazu zu bringen, nach Ihrer Pfeife zu tanzen.«

    »Defries?« Der Fleischmann schüttelte den Kopf. »Da verwechseln Sie schon wieder etwas. Der Junge ist schließlich Götz’ Sprössling und nicht meiner.«

    »Was sagen Sie da? Wallenstein ist sein Vater? Dann wäre ja Laura Brück seine Schwester.«

    Wir unterquerten die Von-Richthofen-Straße. Als wir fast durch waren, bemerkte ich aus den Augenwinkeln zwei Gestalten, die sich an Seilen von der Brücke herabließen und versuchten, nach SEK-Manier auf der Meatball zu landen. Kittel und Kim Armbruster.

    Kittel schaffte es nicht ganz, er seilte sich zu ungeschickt ab, und als er losließ, verpasste er das Boot und plumpste ins Wasser.

    Kim jedoch kam genau richtig herunter und verlor keine Sekunde. Castrop hatte sie noch gar nicht bemerkt, denn er holte gerade Luft, um mir irgendetwas zu antworten. Sein Mitarbeiter mit dem Goldkettchen reagierte zwar umgehend, aber Kim setzte ihn mit wenigen gezielten Schlägen außer Gefecht. Der Kerl taumelte und stürzte, ohne einen Laut von sich zu geben, in den Kanal.

    »Alle Achtung!«, staunte ich. »Lernt man so was auch in Emsdetten?«

    »Mogadischu«, antwortete sie. »Spezialtraining zur Piratenabwehr.«

    Castrop war so beeindruckt, dass er erst gar keinen Versuch zur Gegenwehr unternahm. Allerdings fing er sich erstaunlich schnell. »Und was kommt jetzt?«, erkundigte er sich spöttisch. »Wollen Sie mich auf einer einsamen Insel aussetzen oder was?«

    Kim stieß ihn zur Seite, übernahm das Steuer und rammte den Gashebel bis zum Anschlag. Das Boot machte einen Sprung nach vorn. Gischt spritzte auf. Als wir unter der Wolbecker Straße wendeten, holten die picknickenden Eltern ihre Kinder vom Ufer weg. Ein entgegenkommender Sportpaddler kenterte bei dem Versuch, uns auszuweichen.

    »Hi, Henk.« Kittel grinste, als er an Bord kletterte. »Du bist ja doch noch gekommen.«

    »Es hat sich auch gelohnt«, antwortete ich. »Ich denke, die Morde können jetzt aufgeklärt werden.«

    »Castrop ist aber nicht der Täter«, meinte Kittel.

    »Natürlich nicht, aber er ist der Auftraggeber.«

    »Negativ.« Mein Expartner schüttelte den Kopf. »Der Kerl hat keinen umgebracht. Nicht weil er ein Menschenfreund ist, sondern weil sich mit faulem Fleisch einfach mehr Geld machen lässt.«

    »Und wer ist der Täter?«

    »Eine junge Dame namens Laura Brück.«

    »Laura!« Mein Auflachen klang ziemlich schrill. »So einen Schwachsinn habe ich selten gehört.«

    Kim warf mir einen langen, wissenden Blick zu. »Dann warst du also auch schon in ihrem Bett, was? Hätte ich mir denken können, Henki, dass sie dich auch umdreht.«

    »Umdreht? Wovon redest du, zum Teufel?«

    »Wir haben nur ein wenig über sie recherchiert«, sagte Kittel. »Konnten dabei allerdings von den Aufzeichnungen des verblichenen Herrn Bölling einigermaßen profitieren.«

    »Frau Brück hat dir die tränenreiche Geschichte von ihrem bösen Daddy erzählt, stimmt’s?«, fragte Kim. »Der sie nie verstanden und stattdessen nur seine Karriere verfolgt hat. Ich sag dir was, Henki: Diese Frau spielt das Rührstück der unverstandenen Tochter, dass man vom theatralischen Standpunkt seine Freude daran haben könnte. Dabei ist sie in Wirklichkeit eine restlos verbohrte Tieraktivistin.«

    »Jetzt macht mal einen Punkt«, widersprach ich ärgerlich. »Die Tatsache, dass Frau Brück sich auf zugegeben naive Art und Weise der Sache der Tiere verschrieben hat, bedeutet noch lange nicht, dass sie deswegen −«

    »Frau Brück«, unterbrach mich Miss Armbruster resolut, »erpresste Fricke mit dem Totenfinger. Dass ein zweiter Finger im Grünen Winkel auftauchte, war ein Versehen.«

    »Ich dagegen bin der Auffassung, dass es genau umgekehrt war. Der Finger im Biotop −«

    »Wusstest du, dass diese Person in ihrer Schulzeit einen Jungen halb totgeprügelt hat, weil der einer Biene die Flügel ausgerissen hatte?«, mischte sich Kittel ein. »Laura ist eine fanatische und gewaltbereite Tierschützerin. Mit ihrer

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