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Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Titel: Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Gorbatschow
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Andropows Nachprüfungen hatten in der Abteilung verschiedene Fälle von Missbrauch und Manipulation zutage gefördert, besonders viele im Zusammenhang mit dem Bau des Hotels Oktober in der Dimitrow-Straße in Moskau und des Sanatoriums Juschnyj auf der Krim. Viele Unregelmäßigkeiten und Missstände wurden auch bei dem Verlag Prawda entdeckt, der direkt dieser Abteilung unterstand.
    Einen Nachfolger für Pawlow zu finden, war schwer. Tschernenko wollte einen Mann seiner Wahl. Ich bestand auf Krutschina, den ich seit vielen Jahren kannte. Er war ein anständiger, sehr kompetenter, tatkräftiger und zugleich vorsichtiger Mann mit großem Verantwortungsbewusstsein. Man konnte sich auf ihn verlassen, und ich vertraute ihm.
    Ein großer Einschnitt war der Wechsel auf Ministerebene. Ich habe schon erwähnt, dass Andropow sofort nach seiner Wahl drei Minister absetzte. Bei der »Kaderstabilität«, die zwei Jahrzehnte lang geherrscht hatte, war selbst ein Faulenzer oder Arbeitsunfähiger unmöglich zu entlassen gewesen. Und erst recht nicht Leute wie Nowikow, der, wenn die Mängel des Bauwesens angesprochen wurden, jeden Gesprächspartner ganz unaufdringlich und vertraulich wissen ließ: »Weißt du eigentlich, dass ich dieselbe Schulbank wie Breschnew gedrückt habe?!«
    Nowikow war in Verruf geraten, als bei dem in Wolgodonsk hochgezogenen Komplex Atommasch auf einmal die Gebäude absackten, ein Beweis dafür, dass bei den Berechnungen und dem Bau eklatante Verantwortungslosigkeit am Werk gewesen war. Bei der Politbürositzung, wo das besprochen wurde, lief das Gespräch zuerst wie gewohnt: Eine Kommission muss geschaffen, die Sache analysiert und dann entschieden werden.
    Andropow unterbrach die Diskussion schroff und erklärte, das sei alles pures Gequatsche, immer dieselbe verantwortungslose Unterhaltung, nicht auszuhalten. Und er schlug vor, Nowikow sofort abzusetzen. Später wurde diese Entscheidung zwar etwas korrigiert: Nowikow reichte seine Pensionierung ein. Aber die »Explosion« Andropows, eines im Umgang taktvollen Menschen, nahmen sich alle zu Herzen.
    Einen regelrechten Schock löste die Entlassung des Innenministers Schtscholokow im Dezember 1982 aus. Andropow hatte mehr als einmal gesagt, das System des Innenministeriums sei korrupt, es gäbe Zeichen für seine Verbindung zu mafiösen Strukturen, und in diesem Zustand könne das Ministerium nicht der wachsenden Kriminalität begegnen. Aber er konnte Schtscholokow nicht antasten, solange Breschnew ihn in Schutz nahm.
    Unzufriedenheit löste bei ihm auch die Tätigkeit des neuen KGB -Vorgesetzten Fedortschuk aus. Als ich Andropow noch unter Breschnew fragte, wie sein Nachfolger sei, antwortete er unwillig: »Weißt du, ich rede nur mit ihm, wenn er mich anruft. Und das ist äußerst selten. Er soll bestimmte Umstrukturierungen in Frage gestellt haben, die ich im KGB vorgenommen habe. Er demonstriert seine Eigenständigkeit, obwohl er sich sehr an der Führung der Ukraine orientiert. Aber ich halte mich aus der Situation heraus, das ist Sache des Generalsekretärs.«
    Das war klar, denn der KGB -Vorsitzende hatte einen direkten Draht zum Generalsekretär, und Breschnew selbst hatte Fedortschuk gewählt. Nun schlug Andropow zwei Fliegen mit einer Klappe: Schtscholokow wurde abgesetzt und in Pension geschickt, und damit Fedortschuk nicht in Konflikt mit Schtscherbizkij und der Ukraine käme, wurde er neuer Innenminister. Auf den Posten des KGB -Vorsitzenden kam der frühere Vertreter Andropows Tschebrikow, der ein Jahr später zum Kandidaten des Politbüros gewählt wurde. Die Änderungen betrafen, wie wir sehen, die oberste Etage.
    Am 22 . November 1982 endete die lange Geschichte mit der Entbindung des ZK -Sekretärs Kirilenko von seinen Pflichten als Politbüromitglied. Seine Gesundheit, oder einfacher gesprochen: sein Irrsinn, hatte einen solchen Grad erreicht, dass es nicht mehr zu verbergen war. Aufgrund tiefer Hirnveränderungen hatte sich der Prozess des Zerfalls seiner Persönlichkeit stark beschleunigt. Als er im März 1981 , auf dem 26 . Parteitag, die Vorschläge für die neue Zusammensetzung des ZK verkünden sollte, verhaspelte er sich mit den Namen vieler Kandidaten, obwohl sie für ihn extra mit Riesenbuchstaben gedruckt worden waren. Der Saal reagierte mit Unverständnis und Gelächter. Solche Episoden vergisst man nicht, sie machen einen weit größeren Eindruck als alle politischen Einschätzungen.
    Trotzdem übernahm Breschnew Kirilenko

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