Allie kommt gross raus Band 4
sie positiv bestärken, obwohl sie es nicht verdient haben.«
»Das kann auch funktionieren«, sagte Onkel Jay. »Und was die Motivierung deiner Rolle angeht, kann ich dir, glaube ich, nicht helfen. Es ist eine sehr persönliche Erfahrung, so eine Rolle zu entwickeln, und es wäre falsch, wenn ich mich da einmischte.
Bleib dran. Ich bin sicher, dass dir bald was Inspirierendes einfällt.«
Ich glaubte nicht so fest daran wie Onkel Jay, aber mir blieb nichts anderes übrig, als es auszuprobieren.
Als ich am nächsten Morgen zum Stoppschild kam, musste ich Caroline, Sophie und Erica darüber informieren, dass wir von nun an Cheyenne, Dominique und Marianne immer wieder sagen würden, wie gut sie als Elfen waren. Sophie sah mich an, als wäre ich verrückt geworden.
»Aber sie sind grauenhaft als Elfen. Sie spielen sie extra grauenvoll. Erinnerst du dich? Sie haben es uns ins Gesicht gesagt.«
»Ich weiß«, antwortete ich. »Aber vielleicht geben sie sich mehr Mühe, wenn wir ihnen sagen, wie gut wir sie finden. Das nennt man positive Verstärkung. Außerdem können sie kaum schlechter Theater spielen.«
»Also, das stimmt«, sagte Caroline nachdenklich.
»Heißt das, wir sollen lügen?« Erica sah besorgt aus. Sie lügt nicht gerne, nicht mal, wenn sich jemand dadurch besser fühlt. Ich habe früher schon versucht, ihr zu erklären, dass solche Lügen erlaubt sind, aber sie fühlt sich immer noch nicht wohl dabei. Ich war glatt in Versuchung, Erica mein Regelbuch zu zeigen, denn da steht drin: Man darf lügen, wenn es jemandem nach der Lüge besser geht .
Doch als ich mein Regelbuch das letzte Mal jemandem
gezeigt habe, ist es nicht so gut gelaufen, deshalb behalte ich es lieber für mich.
»Nur eine klitzekleine Lüge«, sagte ich besänftigend. »Zum Wohle des Stücks.«
»Dafür sollten wir es schon tun«, sagte Sophie. »Zum Wohle des Stücks.«
Da sie darin die Hauptrolle spielte, passte es natürlich, dass sie mitlügen wollte.
»Schaden kann es nicht«, sagte Caroline. »Vor allem besteht die unmittelbare Gefahr, dass die anderen Mädchen wie Elizabeth und Shamira auch anfangen, schlecht zu spielen, jetzt, da sie wissen, dass Cheyenne und die anderen es extra machen.«
Sophie schnappte nach Luft. »Nein! Du glaubst doch nicht etwa, dass sie…«
»Oh ja«, erwiderte Caroline grimmig, »das glaube ich. Das wäre einfach schrecklich. Es könnte so weit kommen, dass außer uns alle absichtlich schlecht spielen. Deshalb hat Allie vollkommen recht. Das ist unser einziger Plan. Irgendwas müssen wir tun.«
»Ich finde auch, ihr solltet das machen«, mischte Kevin sich ein.
Er nahm immer an unseren morgendlichen Unterhaltungen teil, ob ich wollte oder nicht. Schließlich musste ich ihn jeden Tag zum Kindergarten bringen.
»Kevin hat recht«, seufzte Sophie. »Wir wollen so tun, als
wären sie gut und sagen das auch. Zum Wohle des Stücks. Einverstanden?«
Sophie hielt ihre Hand hoch, damit wir mit der Faust dagegen schlugen.
»Einverstanden«, sagte ich und hielt die Faust hoch.
»Einverstanden«, sagte Caroline und hob ihre Hand.
»Einverstanden«, sagte Kevin und reckte ebenfalls seine kleine Faust.
Alle sahen forschend auf Erica. Letzten Endes sagte sie: »Ach, na gut. Aber das mit dem Lügen fühlt sich nicht gut an, Leute.«
Damit schlug sie mit der Faust nacheinander an unsere Fäuste.
Nachmittags fanden keine Proben statt. Wir mussten am Bühnenbild arbeiten. Wir bauten Bäume aus Pappe (für den Wald, durch den Prinzessin Penelope irrt, wenn sie in das Recycling-Reich gelangt) und die Mauern des verwunschenen Plastikschlosses (Königin Melissa die Mordlustige wohnte in dem Schloss, von wo aus sie in ihrem Kristallbildschirm alles beobachtete, was Prinzessin Penelope erlebte) und noch viel mehr, zum Beispiel eine Höhle aus Pappmaché für Lenny, den wiederaufbereiteten Papierdrachen.
Je eine Gruppe von Schülern kümmerte sich um einen Teil des Bühnenbilds - was sich vor allem danach richtete, was man gerne machte. Caroline, Joey Fields und Elizabeth Pukowski
stellten die ganzen Pappmaché-Teile her, weil sie es schön fanden, tropfende Papierstreifen in Kleber zu tauchen und rumzumatschen. Stuart, Sophie, Shamira, Lenny und ich erledigten die Malerarbeiten, weil wir gut in Kunst waren und gerne zeichneten und anmalten. Patrick Day, Rosemarie und Mrs Hunter fügten mit Heißkleberpistolen die Pappbäume und die Schlossmauern zusammen, weil Patrick und Rosemarie viel für
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