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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Und dann drei Fehlgeburten. Damals sprach man über so was nicht. Geflüstert hat man, wenn man nur sagen wollte, dass man in anderen Umständen ist. Und Fehlgeburten! Am Ende hätte noch ebber gemunkelt, wer weiß, wofür das Gottes Strafe ist. Aber, was plappere ich Sie voll mit den Geschichten einer alten Frau? Nein, hier finden wir auch nichts. Dieser Flachmann ist ja eigentlich auch ganz schrecklich! So etwas Unchristliches! Ich hab ihn nie anfassen mögen, ich hatte immer das Gefühl, die Schlangen auf dem Kopf von dem Weib möchten zubeißen. Albern, ich weiß, aber ich bin alt genug, um mir ein paar Wunderlichkeiten zu erlauben. Allerdings, wenn ich mir Sie so anschaue … Aber ich sag lieber nichts, sonst schimpft Richard mich wieder aus. Ihm müssen Sie ja gefallen, nicht mir. Und Sie haben ja selber Geld und sind auf ihn nicht angewiesen. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten. Aber das kennt man ja, wie so was läuft. Die Heidegisela hat auf die Weise alles verloren. Hat Hab und Gut an die Tochter überschrieben mit lebenslänglichem Wohnrecht, und ein Jahr später war das Haus überschuldet und weg, und alles wegen diesem Heiratsschwindler, den wo sie sich angelacht hat und der nur auf ihr Geld aus war, und die Heidegisela hat einen Schlaganfall bekommen vor Aufregung und ist pflegebedürftig geworden und sitzt im Heim. Ja, jetzt haben wir gar nichts für die Mädchen gefunden.«

 

19
     
    Die Stufe in der Tür vom Waschküchengang zum Wäschetrockenplatz lud zu einer Zigarette im Schatten der Blautanne ein, die hier nicht hergehörte. Ich wählte die Mobilnummer von Dr. Reinhold Zittel. Sein Handyanbieter vertröstete mich auf ein andermal. Dafür stellte mich die Auskunft zu Frau Kromppein nach Hechingen durch, die mir bereitwillig die Handynummer ihres Mannes gab.
    »Kromppein, Staatsanwaltschaft Hechingen«, meldete er sich.
    »Schwabenreporterin Lisa Nerz. Ich rufe an wegen des Toten in der Eyach.«
    Er fingierte einen Seufzer. »Was wollen Sie wissen?«
    »Ist er inzwischen identifiziert?«
    »Nein. Und einfach wird das nicht, bei dem Zustand, in dem sich die Leiche befindet. Zudem fehlt uns ein Vermisster, mit dem wir Genmaterial vergleichen könnten.«
    »Was wissen wir im Moment?«
    »Männliche Person, zwischen 15 und 18 Jahre alt, mitteleuropäischer Typ, rotblond. Augenfarbe unbekannt, da keine Augen mehr vorhanden sind. Die hat vermutlich der Fuchs geholt. Wollen Sie noch mehr hören, oder hat es Ihnen den Appetit verschlagen?«
    »Den hat es mir schon vor Jahren verschlagen.«
    »Entschieden besser für die Figur. Ich wünschte, bei mir wäre das auch so. Aber ich kann Ihnen tatsächlich nicht viel mehr sagen. Tod durch Ertrinken kann wohl ausgeschlossen werden. Ob Alkohol im Spiel war, muss noch geklärt werden.«
    »Keine Anzeichen äußerer Gewalteinwirkung?«
    Kromppein lachte. »Sie sind gut, Frau Nerz! Der Kadaver besteht förmlich aus Spuren äußerer Gewalteinwirkungen. Erwarten Sie, dass wir die Hufe zählen, die über ihn hinweggetrampelt sind?«
    »Sie gehen von einem Unfalltod aus, Herr Staatsanwalt?«
    »Nach derzeitigem Kenntnisstand, ja. Aber bitte schreiben Sie auf Nachfrage. Nicht dass mein Chef wieder meint, ich hätte Pressekonferenzen abgehalten. Und was ich Ihnen jetzt sage, bleibt unter eins … Sie verstehen?« Jetzt verspulte er sich förmlich vor Professionalität. »Also nur für Ihren Hinterkopf …«
    »Sie meinen unter drei?«
    Kromppein lachte. »Ich verwechsle das immer. Eins klingt doch viel mehr nach Geheimhaltung als drei, finden Sie nicht? Aber Sie haben das unter drei, unter zwei und unter eins ja auch nicht erfunden. Kommt sicher aus Amerika.«
    »Nein, aus der Bundespressekonferenz.«
    »Ach, äh …«
    »Die Bundespressekonferenz ist ein Verein von Journalisten, der Bundespolitiker zu Pressekonferenzen einlädt. Und die haben sich Regeln gegeben. Unter eins heißt: Feuer frei, zitieren, Namen nennen. Unter zwei heißt: Information verbreiten, aber keine Namen nennen. Unter drei heißt: Kameras und Mikrofone aus, Bleistifte hinlegen, zuhören und draußen über alles schweigen oder unter drei weitererzählen.«
    »Man kann doch immer noch etwas lernen. Ja, also, was ich Ihnen jetzt sage, bleibt unter drei.« Er lachte sich in den Ernst zurück. »Bei einem Todesfall muss man sich immer fragen, ob es wirklich nur ein Unfall war. Und hier gibt es gewisse Hinweise auf gewisse Konflikte. Aber es ist noch zu früh …«
    »Dann handelt es sich also doch um

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