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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Jannik Filser?«
    Kromppein schluckte kurz. »Nun ja. Allerdings befindet sich besagter Jannik Filser aus Stockenhausen laut Aussagen seiner Eltern auf einer dreiwöchigen Freizeit im schweizerischen Wallis mit Handyverbot und so weiter. Wir haben jetzt mal ein Amtshilfeersuchen an die Schweizer Behörden gestellt.«
    »Hat man ein Handy bei der Leiche gefunden?«
    »Völlig zertrümmert.«
    »Na, solange die SIM-Karte noch halbwegs intakt ist!«
    »Gemach, Frau Nerz! Wir sind eine Behörde, und es ist Samstag. Ich habe aber veranlasst, dass ein paar Beamte zu den Eltern des mutmaßlichen Geschädigten geschickt werden.«
    Er meinte das Todesopfer, das war Juristendeutsch.
    »Sie sollen sich ein paar Haarproben für einen Genabgleich geben lassen. Das Ergebnis haben wir frühestens am Montag. Mehr kann ich heute nicht tun.«
    »Das sind doch schon sehr konkrete Ermittlungen«, konstatierte ich.
    »Wir gehen von Amts wegen allen Hinweisen nach, Frau Nerz. Kleinstadtpolitik! Ich sage Ihnen, da wird mit harten Bandagen gekämpft. Da wollen die einen Bauland und die anderen Naturschutz. Da will ein Bauer seine Kälber vaterlos stellen. Da werden Zäune durchgeschnitten. Eine heikle Gemengelage.«
    »Nicht zu vergessen, der Sonntagsverkauf im Hofladen von Frommern«, bemerkte ich.
    Kromppein schluckte. »Woher wissen Sie das?«
    »Informantenschutz. Allerdings kann ich Ihnen versichern, dass ich diese Information nicht aus dem Bereich der Stuttgarter Staatsanwaltschaft habe, die ja für alle Verfallssachen über hunderttausend zuständig ist.«
    »So weit sind wir noch nicht, Frau Nerz. Wir befinden uns erst im Zwischenverfahren. Es liegt ein Einspruch der betroffenen Landwirtin vor. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.«
    »Wer hat die betroffene Landwirtin denn angezeigt?«
    »Die Verwaltungsbehörde. Allerdings … Nun, es liegt auch eine Strafanzeige von privater Seite vor. Der Anzeigeerstatter hat gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen die betroffene Landwirtin Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft eingereicht und mit einem Klageerzwingungsverfahren gedroht. Da er allerdings nicht unmittelbar Geschädigter war, besteht keine Aussicht …«
    »Sie reden von Martinus Weber, nicht wahr?«
    »Glauben Sie mir, ich hatte bis gestern Abend nicht den blassesten Schimmer, dass dieser – mit Verlaub – als eher querulatorischer Charakter bekannte alte Herr der Vater unseres geschätzten Oberstaatsanwalts Dr. Weber ist.«
    »Und dass die betroffene Landwirtin, Barbara Binder, Dr. Webers Cousine ist, das wussten Sie natürlich auch nicht.«
    Kromppein verschluckte sich und hustete. »Das höre ich zum ersten Mal.« Er fing an, angestrengt zu lachen.
    »Unter vier, Herr Staatsanwalt«, sagte ich.
    »Was ist das schon wieder?«
    »Sie lügen!«
    Es gab eine kurze Pause. »Sie sind ziemlich tough, Frau Nerz. Man hat mich ja gewarnt.« Er lachte. »Natürlich verwahre ich mich gegen diesen Vorwurf. Aber der Neugierde halber. Wie kommen Sie darauf?«
    »Seit Jahren schlagen Sie jedes Bußgeldverfahren gegen Frau Binder nieder. Inzwischen ist eine Verfallssache daraus geworden, über die die Staatsanwaltschaft Stuttgart informiert werden musste. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau Binder Sie nicht ihrerseits darauf hingewiesen hat, dass sie mit einem Oberstaatsanwalt verwandt ist, der, wie Sie wissen, zufällig auch für solche Verfallssachen zuständig ist. Ich weiß ja nicht, worin Ihr Interesse an der Sache besteht, aber ich will nicht hoffen, dass Sie das Verfahren immer wieder niederschlagen, weil Ihre Frau in dem Laden Rabatt bekommt. Archerind ist ja nicht billig.«
    »Wer behauptet denn so was?«
    Ich schwieg bedeutungsvoll.
    »Und, Frau Nerz, wenn Sie mir die Frage erlauben«, echauffierte er sich. »Was ist eigentlich Ihr Interesse an der Sache?«
    »Ein rein journalistisches.«
    »Ja, glauben Sie denn wirklich, damit sei der Gerechtigkeit gedient, wenn Sie mich in der Presse als korrupt hinstellen, nur weil ich mich nicht instrumentalisieren lasse von den Leuten, denen die Herde Archerinder ein Dorn im Auge ist und die diese Frau deshalb mit Strafanzeigen und Klagen überziehen? Oder wollen Sie Frau Binder vernichten?«
     

20
     
    »Vermisst dich dein Richard nicht?«, fiel eine tiefe Frauenstimme mir in den Rücken und wirbelte meine Vitalfunktionen auf. Sie stand in der Tür, die nackten Füße in Trekkingsandalen, die Jeans hochgekrempelt, das T-Shirt im Gürtel. Mit einem

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