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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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brauchen.
    Derek betrachtete ihn abwartend.
    Langsam faltete Tim die Serviette auseinander. Nervös.
    »Mir geht’s beschissen. Ich bin seit einer Woche arbeitslos. Gekündigt.« Er biss in den Burger. Tomatenstücke fielen an den Seiten herunter auf die Serviette.
    Dereks Gesicht wirkte ehrlich überrascht. »Das wusste ich nicht.« Für einen Moment schien er aus der Bahn geworfen.
    »Dass deine Mutter mit ihrem Lover weg ist, weißt du ja sicher. Ich war ein paar Tage unterwegs, bin von fünf Typen verprügelt worden. Auf einem Campingplatz.« Tim sprach schnell, fast teilnahmslos. Er riss sich zusammen.
    Derek war im Begriff gewesen, von seinem Burger abzubeißen, als Tim angefangen hatte zu reden. In der Bewegung erstarrt, glotzte er seinen Vater mit offenem Mund an.
    »Habe eine Dreiundzwanzigjährige kennengelernt. Sue. Wir hatten Sex, im Gästezimmer ihrer Oma.«
    Kurze Pause. Warum sollte er jetzt nicht alles sagen.
    »Wusstest du, dass Peter Heffner, der übrigens seit zwei Jahren tot ist, und deine Mutter eine Affäre hatten?«
    Scharf sah er Derek an. Derek blickte verschlossen zurück.
    Der Burger war gut. Ein bisschen zu blutig, aber gut, dachte Tim.
    Als der Kellner den nächsten Scotch brachte, griff Derek nach dem Glas, bevor Tim die Hand danach ausstrecken konnte, und leerte es in einem Zug.
    »Noch zwei«, sagte Derek bestimmt.
    Der Kellner nickte artig.
    Tim nahm einen Bissen von seinem Burger. Fürs Erste war alles gesagt. Gespannt wartete er auf die Reaktion des Sohns, dessen Gesicht sich plötzlich aufhellte. Aber sein Grinsen wirkte wie eine Grimasse.
    Derek sprang auf.
    Der Typ im Anzug kam aus dem Nichts. Älter. Typ Anwalt.
    »Wilkins! Wie geht’s?« Schulterklopfen.
    »Kann nicht klagen.« Derek sprach zu laut.
    »Oh, mein Vater …« Derek zeigte auf seinen Vater.
    Tim blieb sitzen. Sie tauschten einen lockeren Händedruck aus. »Freut mich.« Der ältere Typ beachtete ihn kaum.
    Zu Derek sagte er: »Ruf mich nächste Woche an wegen Universal. Mit den Backends, das bekommen wir hin. Und: gute Arbeit!«
    Dann war der Spuk vorbei. Derek setzte sich wieder. Starrte auf den Teller, räusperte sich und griff in sein Jackett. Noch bevor der Umschlag die Tischplatte berührte, wusste Tim, was es war.
    »Von Moms Anwalt.« In Dereks Blick lag Trauer. Die Scheidungspapiere.
    »Sie wollte, dass ich es dir gebe.«
    Tim blickte auf den Umschlag. »Silberberg & Knupp LLP «, stand darauf.
    Er sah Derek an. »Wusstest du davon?« Tim sprach leise. Es klang ungewollt drohend.
    Derek kaute lange. »Ich wusste, dass sie unglücklich war. Ja.«
    »Wer ist ihr Typ?«
    »Keine Ahnung.« Die Antwort kam zu schnell.
    »Kenn ich ihn?«
    Eine steile Falte lag jetzt auf Dereks Stirn. »Dad, ich habe keine Ahnung.«
    Still aßen sie eine Weile.
    »Wo ist Mom jetzt? Ich muss mit ihr reden.«
    Tim sah, wie Derek die Kiefer aufeinanderpresste.
    Der Kellner brachte die zwei Scotch. Statt einer Antwort biss Derek trotzig in den Burger.
    »Derek, ich hatte keine Ahnung. Ich hatte keine Ahnung, dass Peter tot ist. Ich hatte keine Ahnung, dass deine Mutter einen Lover hat und plante, mich zu verlassen.«
    Die Alte vom Nebentisch sah zu ihnen herüber. Derek knetete seine Stoffserviette. »Ich weiß. Du hast nie was mitbekommen.«
    »Was soll das heißen?«
    Nervös rutschte Derek auf seinem Stuhl herum. Blickte sich um. »Das ist hier nicht der Ort …«
    »Was soll das heißen?« Er war nicht in dieses beschissene Lokal gekommen, um Smalltalk zu machen. Um sich die Scheidungspapiere abzuholen.
    Ein paar Leute schauten zu ihnen herüber. Gezupfte Augenbrauen gingen nach oben.
    Derek lehnte sich vor. »Du hättest alles mitbekommen können. Aber du hast immer weggeguckt. Hast immer gearbeitet! Ignoranz enthebt dich nicht deiner Verantwortung! Du hättest es wissen müssen.« Er flüsterte gepresst. Dann lehnte er sich wieder zurück. »Als Peter krank wurde, hattet ihr längst keinen Kontakt mehr. Sie sind umgezogen, und das war’s! Peter war tabu!«
    Von was redete Derek? Seinem Sohn stand Schweiß auf der Stirn.
    »Was heißt tabu?«
    Derek starrte ihn ungläubig an. Dann bekam der Blick etwas Verächtliches. »Mein Gott … Du hast wirklich alles verdrängt, oder?«
    Tim spürte, wie sich seine Zehen in den Schuhen verkrampften. Blut begann in den Schläfen zu pochen.
    Sein Sohn kippte den Scotch herunter. »Du hast verdrängt, dass du Mom geschlagen hast? Das glaubst du doch selber nicht!«
    Triumph lag in seinem

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