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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und Krawatte, der am Fenster saß. Ein kräftiger County Deputy stand neben ihm. »Verhaften Sie ihn!«, verlangte Chilton von Dance, ohne sie auch nur zu begrüßen.
    Der andere Mann sprang unterdessen auf. »Er! Er gehört hinter Gitter!«
    »Mr. Brubaker, bitte setzen Sie sich«, sagte der Deputy mit genug Nachdruck, dass der Mann innehielt, Chilton mit einem wütenden Blick durchbohrte und sich wieder auf den Fiberglas-Sitz fallen ließ.
    Der Beamte kam zu Dance und berichtete ihr, was geschehen war. Eine halbe Stunde zuvor hatte Arnold Brubaker sich mit einem Vermessungsteam auf das Gelände seiner geplanten Entsalzungsanlage begeben und Chilton dabei ertappt, wie dieser dort diverse Tierbauten fotografierte. Er hatte versucht, dem Blogger die Kamera zu entreißen, und ihn zu Boden gestoßen. Die Landvermesser hatten die Polizei gerufen.
    Die Verletzung sah nicht weiter schlimm aus, fand Dance.
    Dennoch führte Chilton sich wie ein Besessener auf. »Dieser Mann vergewaltigt die Halbinsel. Er zerstört unsere Lebensgrundlage. Unsere Flora und Fauna. Ganz zu schweigen von der Vernichtung einer Begräbnisstätte der Ohlone.«
    Die Ohlone-Indianer hatten als Erste in diesem Teil Kaliforniens gelebt.
    »Wir bauen nicht einmal in der Nähe der Stammesgebiete!«, schrie Brubaker. »Das war ein Gerücht. Und vollständig unwahr!«
    »Aber die Verkehrsdichte in diesem Gebiet wird bewirken...« »Und wir geben Millionen für die Umsiedlung von Tierpopulationen aus...«
    »Ruhe!«, rief Dance. »Alle beide!«
    Chilton war jedoch richtig in Fahrt geraten. »Meine Kamera hat er auch zerbrochen. Genau wie bei den Nazis.«
    Brubaker lächelte kalt. »James, ich glaube, zuvor haben Sie das Gesetz gebrochen, indem Sie unbefugt ein Privatgelände betreten haben. Haben die Nazis das nicht auch so gemacht?«
    »Ich habe das Recht, über die Zerstörung unserer Umwelt zu berichten.«
    »Und ich...«
    »Okay«, sagte Dance. »Schluss jetzt!«
    Die beiden verstummten. Dance ließ sich von dem Deputy die Einzelheiten der diversen Verstöße nennen. Dann ging sie zu Chilton. »Sie haben widerrechtlich ein privates Grundstück betreten. Das ist eine Straftat.«
    »Ich...«
    »Psst. Und Sie, Mr. Brubaker, haben Mr. Chilton tätlich angegriffen, was illegal ist, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr befinden. Sie hätten die Polizei verständigen müssen.«
    Brubaker schäumte vor Wut, aber er nickte. Er schien sich in erster Linie darüber zu ärgern, dass er lediglich Chiltons Wange erwischt hatte. Der Verband war ziemlich klein.
    »Sie beide haben sich minderer Vergehen schuldig gemacht. Und falls Sie Anzeige erstatten wollen, werde ich Sie festnehmen, ebenfalls alle beide. Den einen wegen unbefugten Betretens, den anderen wegen Körperverletzung. Nun?«
    »Aber er...«, setzte der rotgesichtige Brubaker jammernd an.
    »Ihre Antworten?«, fragte Dance so bedrohlich ruhig, dass er sofort verstummte.
    Chilton verzog das Gesicht und nickte. »Also gut.«
    Die Enttäuschung war Brubaker deutlich anzusehen. »Okay. Meinetwegen«, murmelte er schließlich. »Aber es ist nicht fair! Seit einem Jahr arbeite ich sieben Tage die Woche dafür, den Wassermangel zu beenden. Das ist mein Lebensziel. Und er hockt in seinem Büro und macht mich nieder, ohne auch nur einen Blick auf die Fakten zu werfen. Die Leute lesen, was er in seinem Blog schreibt, und halten es für die Wahrheit. Wie soll ich mich dagegen wehren? Soll ich ein eigenes Blog schreiben? Wer hat schon die Zeit für so was?« Brubaker seufzte theatralisch auf und eilte zum Haupteingang hinaus.
    Nachdem er gegangen war, wandte Chilton sich an Dance. »Er baut diese Anlage nicht aus lauter Herzensgüte. Es gibt viel Geld zu verdienen, und nur das interessiert ihn. Und ich habe die Story recherchiert.« Dann hielt er inne, denn er bemerkte Kathryns ernste Miene.
    »James, Sie haben es vermutlich noch nicht gehört«, sagte sie. »Travis Brigham hat heute Lyndon Strickland ermordet.«
    Chilton blieb einen Augenblick still. »Lyndon Strickland, den Anwalt? Sind Sie sicher?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Die Augen des Bloggers richteten sich auf den grün-weiß gefliesten Boden der Notaufnahme, der sauber gewischt, doch im Laufe der Jahre von unzähligen Absätzen und Sohlen abgenutzt worden war. »Aber Lyndon hat in dem Entsalzungs-Thread gepostet, nicht in >Kreuze am Straßenrand<. Nein, Travis hätte doch überhaupt kein Problem mit ihm gehabt. Es muss jemand anders gewesen sein. Lyndon

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