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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Poster, die sich im Laufe der letzten Monate positiv über Chilton geäußert hatten. Es waren siebzehn.
    Könnte schlimmer sein, dachte sie.
    Sie brachte die nächste Stunde damit zu, die Telefonnummern derjenigen herauszufinden, die im Umkreis von etwa hundertfünfzig Kilometern wohnten, und rief die Leute an, um sie vor der drohenden Gefahr zu warnen. Dabei musste sie einiges an - teils vernichtender - Kritik über sich ergehen lassen, weil das CBI und die Polizei es noch nicht geschafft hatten, Travis Brigham aufzuhalten.
    Dance sah sich den aktuellen Chilton Report an.
     
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Http://www.thechiltonreport.com/html/june27.html
     
    Sie scrollte durch alle Abschnitte und stellte fest, dass fast überall neue Postings hinzugekommen waren. Die jüngsten Äußerungen in den Threads über Reverend Fisk beziehungsweise die Entsalzungsanlage nahmen ihre jeweilige Sache sehr ernst - und wurden immer wütender. Nichts davon ließ sich jedoch mit den gehässigen Kommentaren im Thread »Kreuze am Straßenrand« vergleichen; mittlerweile schlugen die Leute voll unverhohlener Wut genauso aufeinander ein wie auf Travis.
    Manche der Postings waren seltsam formuliert, andere schienen auf Informationen aus zu sein, und wieder andere klangen wie offene Drohungen. Dance hatte den Eindruck, es könnten sich Hinweise auf Travis' Versteck darunter befinden - vielleicht sogar einzelne Fakten, aus denen sich Rückschlüsse auf sein nächstes Opfer ziehen lassen würden. Gehörte Travis womöglich selbst zu den Postern und trat unter einem falschen Namen oder gar unter dem allgemeinen Platzhalter »Anonym« auf? Dance las die Wortwechsel sorgfältig durch und kam zu dem Schluss, dass sie die Anhaltspunkte, falls es welche gab, nicht erkennen würde. Ihre Domäne war das gesprochene Wort, und all diese frustrierend stummen Ausführungen entzogen sich ihrer Analyse.
    Schließlich loggte sie sich aus.
    Eine E-Mail von Michael O'Neil traf ein. Er teilte ihr die entmutigende Neuigkeit mit, dass die Immunitätsanhörung im Fall J. Doe auf Freitag verschoben worden war. Staatsanwalt Ernie Seybold wertete es als schlechtes Zeichen, dass der Richter dem Antrag der Verteidigung auf Terminverschiebung stattgegeben hatte. Dance verzog das Gesicht und bedauerte, dass Michael nicht angerufen hatte, um ihr die Nachricht telefonisch zu überbringen. Und er hatte auch nicht erwähnt, ob er und die Kinder am Abend vorbeikommen würden.
    Dance fing an, das Essen vorzubereiten. Sie räumte gern ein, dass sie keine besonders gute Köchin war. Aber sie wusste, wo man die besten vorbereiteten Speisen kaufen konnte; das Essen würde allen schmecken.
    Aus Wes' Zimmer drangen gedämpft die schrillen Geräusche eines Videospiels an ihre Ohren, und Maggie übte Tonleitern auf dem Keyboard. Dance ertappte sich dabei, dass sie in den Garten starrte und an das Gesicht ihrer Mutter vom gestrigen Nachmittag dachte, als die eigene Tochter sie im Stich ließ, um nach dem zweiten gefundenen Kreuz zu sehen.
    Deine Mutter wird es verstehen.
    Nein, wird sie nicht...
    Dance verharrte über den Behältern mit Rinderbrust, grünen Bohnen, Salat, Lachs und zweimal gebackenen Kartoffeln und durchlebte noch einmal den Moment vor drei Wochen, als ihre Mutter sie nach nebenan ins Wohnzimmer gebeten hatte, um ihr von Juan Miliar zu erzählen. Edies Gesicht spiegelte seine Qualen wider, und sie vertraute ihrer Tochter an, was er ihr auf der Intensivstation zugeflüstert hatte.
    Tötet mich...
    Ein Klingeln an der Tür riss sie nun aus ihren beunruhigenden Gedanken.
    Sie folgerte daraus, wer der Neuankömmling war, denn die meisten Freunde und Angehörigen stiegen einfach die Treppe zur hinteren Terrasse hinauf und kamen ohne zu klingeln oder anzuklopfen einfach in die Küche. Dance öffnete die Tür und sah Jon Boling vor sich stehen. Er lächelte auf seine inzwischen vertraute, freundliche Art und hatte eine kleine Einkaufstüte sowie eine große Laptoptasche mitgebracht. Er trug nun schwarze Jeans und ein dunkel gestreiftes Hemd. »Hallo.«
    Er nickte und folgte ihr in die Küche.
    Die Hunde kamen angerannt. Boling ging in die Hocke und umarmte sie beide gleichzeitig.
    »Okay, ihr zwei, raus jetzt!«, befahl Dance. Sie warf ein paar Kauknochen zur Hintertür hinaus. Die Hunde liefen die Treppe hinunter und in den Garten.
    Boling stand da und wischte sich lachend das abgeleckte Gesicht sauber. Er griff in die Einkaufstüte. »Ich habe Zucker als Gastgeschenk

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