Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Wahrheit hatte sie bereits eine erste Einschätzung seiner Persönlichkeit vorgenommen. Er war ein denkender, rationaler Extrovertierter. Und hatte vermutlich die Lügnerpersönlichkeit eines Machiavellisten. Dance war entsprechend auf der Hut.
    »Nun, wir hören wirklich viel Gutes über Sie. Der Fall am Anfang des Monats, dieser Verrückte hier auf der Halbinsel... das war ein harter Brocken. Aber Sie haben den Kerl erwischt.«
    »Wir hatten ein paarmal Glück.«
    »Nein, nein«, unterbrach Overby sofort. »Glück hatte nichts damit zu tun. Agent Dance war schlauer als er.«
    Dance erkannte, dass ihre Behauptung als Kritik aufgefasst werden konnte - an sich selbst, an der CBI-Dienststelle von Monterey und an Overby.
    »Und was genau tun Sie, Hamilton?« Sie würde seinen Status nicht durch die Anrede »Mr.« untermauern, nicht in einer Situation wie dieser.
    »Ach, dies und das. Ich bin so eine Art Feuerwehrmann. Falls es Probleme bei staatlichen Behörden gibt, im Büro des Gouverneurs, im Parlament oder sogar bei den Gerichten, schaue ich mir die Sache an und schreibe einen Bericht.« Ein Lächeln. »Sogar jede Menge Berichte. Ich hoffe, sie werden gelesen. Man kann nie wissen.«
    Das war eigentlich keine Antwort auf ihre Frage. Sie sah auf die Uhr. Royce bemerkte es, Overby nicht. Ganz wie beabsichtigt.
    »Hamilton ist wegen des Falls Chilton hier«, sagte Overby, schaute kurz zu dem Mann aus Sacramento, um sich zu vergewissern, dass er alles richtig machte, und dann wieder zu Dance. »Bericht!«, verlangte er wie der Kapitän eines Schiffs.
    »Gern, Charles«, erwiderte Dance ironisch und registrierte sowohl seinen Tonfall als auch die Tatsache, dass Overby von dem »Fall Chilton« gesprochen hatte. Sie hatte im Zusammenhang mit den Überfällen stets an den Kreuz-Fall gedacht. Oder an den Fall Travis Brigham. Nun hatte sie eine Ahnung, weshalb Royce hier war.
    Sie erzählte von dem Mord an Lyndon Strickland, beschrieb den Tathergang und die Rolle des Opfers in Chiltons Blog.
    Royce runzelte die Stirn. »Er hat den Kreis seiner möglichen Ziele erweitert?«
    »Davon gehen wir aus, ja.«
    »Gibt es Spuren?«
    »Sicher, ein paar. Aber keine spezifischen Hinweise auf Travis' Versteck. Eine gemeinsame Einsatzgruppe von CHP und Sheriff's Office führt eine Großfahndung durch.« Dance schüttelte den Kopf. »Sie kommen kaum voran. Er ist mit einem Fahrrad unterwegs, nicht mit einem Wagen, und er hält sich bedeckt.« Sie sah Royce an. »Unser Berater glaubt, dass der Junge Fluchttechniken anwendet, die er in Online-Spielen gelernt hat.« »Wer?«
    »Jon Boling, ein Professor von der Uni Santa Cruz. Er ist sehr hilfreich.«
    » Und er stellt seine Zeit gratis zu Verfügung«, schob Overby beiläufig ein, als wären die Worte geölt.
    »Noch mal zu diesem Blog«, sagte Royce langsam. »Welche genaue Rolle spielt es in dieser Angelegenheit?«
    »Einige der Postings haben den Jungen wütend gemacht«, erklärte Dance. »Er wurde verbal angegriffen.«
    »Und dann ist ihm eine Sicherung durchgebrannt.«
    »Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um ihn zu finden«, sagte Overby. »Er kann nicht weit sein. Es ist eine kleine Halbinsel.«
    Royce hatte nicht viel von sich preisgegeben. Doch Dance entnahm seinem konzentrierten Blick, dass er die Travis-Brigham-Situation nicht nur einschätzte, sondern sie mit einem konkreten Anliegen verband.
    Auf das er nun endlich zu sprechen kam.
    »Kathryn, ich muss Ihnen sagen, dass Sacramento wegen dieses Falls besorgt ist. Alle sind nervös. Es geht um Teenager, Computer, Internet-Communitys. Und nun auch noch um eine Schusswaffe. Da denkt man automatisch an Virginia Tech und Columbine. Diese Jungs aus Colorado waren anscheinend seine Idole.«
    »Das ist bloß ein Gerücht. Ich weiß nicht, ob es zutrifft. Es wurde in dem Blog von jemandem gepostet, der ein Bekannter von Travis sein könnte oder auch nicht.«
    Das Zucken von Augenlid und Mundwinkel verriet ihr, dass sie Royce damit womöglich in die Hände gearbeitet hatte. Bei Leuten wie ihm konnte man nie sicher sein, ob sie aufrichtig waren oder taktierten.
    »Dieses Blog... ich habe mit dem Generalstaatsanwalt darüber gesprochen. Wir befürchten, die immer neuen Postings sind wie Öl, das ins Feuer geschüttet wird. Wissen Sie, was ich meine? Wie eine Lawine. Nun, ich bin nicht gut bei Metaphern, aber Sie verstehen mich schon. Wir haben uns überlegt: Wäre es nicht besser, das Blog zu schließen?«
    »Ich habe Chilton sogar

Weitere Kostenlose Bücher