Allwissend
hatte viele Gegner. Er war Zivilrechtler und hatte oft mit umstrittenen Themen zu tun.«
»Die Spurenlage ist eindeutig. Es war Travis.«
»Aber warum?«
»Wir glauben, der Grund war, dass Lyndon Sie unterstützt hat. Es spielt keine Rolle, dass es in einem anderen Thread war. Wir nehmen an, dass Travis die Gruppe seiner möglichen Zielpersonen erweitert hat.«
Chilton schwieg eine Weile. »Nur weil er mir in einem Posting zugestimmt hat?«, fragte er dann.
Sie nickte. »Und das bringt mich zu dem nächsten Punkt, über den ich mir Sorgen mache. Dass Travis es auf Sie abgesehen haben könnte.«
»Aber welchen Vorwurf will er mir machen? Ich habe kein Wort über ihn gesagt.«
»Er hat jemanden getötet, der auf Ihrer Seite war«, fuhr sie fort. »Daraus folgt für mich, dass er auch auf Sie wütend ist.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Ich glaube, wir können es uns nicht leisten, die Möglichkeit zu ignorieren.«
»Aber meine Familie ist...«
»Ich habe einen Wagen vor Ihrem Haus postiert. Mit einem Deputy des Sheriff's Office darin.«
»Danke ... vielen Dank. Ich sage Pat und den Jungs, sie sollen auf alles Ungewöhnliche achten.«
»Geht es Ihnen gut?« Sie wies auf den Verband.
»Das ist bloß eine Schramme.«
»Soll jemand Sie nach Hause fahren?«
»Pat kommt und holt mich ab.«
Dance schickte sich an zu gehen. »Ach, und um Himmels willen, lassen Sie Brubaker in Ruhe.«
Chiltons Augen verengten sich. »Aber wissen Sie, was für Auswirkungen diese Anlage haben wird... ?« Er verstummte und hob entschuldigend beide Hände. »Okay, okay. Ich halte mich von seinem Gelände fern.« »Danke.«
Dance ging hinaus und schaltete ihr Telefon wieder ein. Dreißig Sekunden später klingelte es. Michael O'Neil. Sie freute sich, seine Nummer aufleuchten zu sehen.
»Hallo.«
»Ich habe gerade eine Meldung gehört. Chilton. Er wurde überfallen?«
»Es geht ihm gut.« Sie erklärte, was geschehen war.
»Unbefugtes Betreten. Das geschieht ihm recht. Ich habe im Büro angerufen. Der Bericht der Spurensicherung über den Strickland-Tatort liegt noch nicht vor. Ich habe gesagt, sie sollen sich beeilen. Aber es scheint sowieso keine neuen Erkenntnisse zu geben.«
»Danke.« Dann senkte Dance die Stimme - und ertappte sich belustigt dabei -, um O'Neil von der merkwürdigen Begegnung mit Hamilton Royce zu erzählen.
»Klasse. Noch ein Koch mehr, um den Brei zu verderben.«
»Ich würde ihn am liebsten in dem Breitopf versenken«, murmelte Dance. »Und die Herdflamme aufdrehen.«
»Dieser Royce will das Blog schließen?«
»Ja. Wegen der schlechten Publicity, würde ich sagen.«
»Chilton tut mir fast leid«, gestand O'Neil.
»Verbring mal zehn Minuten mit ihm, dann denkst du anders.«
Der Deputy kicherte.
»Ich wollte dich ohnehin anrufen, Michael. Mom und Dad kommen heute zum Abendessen vorbei. Es wird ihr guttun. Ich würde mich freuen, wenn du auch kommen könntest.« Eine Pause. »Mit Anne und den Kindern, natürlich.«
Er überlegte. »Ich werd's versuchen. Dieser Container-Fall nimmt mich wirklich voll in Beschlag. Und Anne ist nach San Francisco gefahren. Eine Galerie will eine Auswahl ihrer neuesten Fotos ausstellen.«
»Wirklich? Das ist beeindruckend.« Dance erinnerte sich an das gestrige Telefonat über Anne O'Neils bevorstehende Reise, als sie beide nach dem Treffen mit Ernie Seybold versucht hatten, ein Frühstück zu bestellen. Kathryn hatte ihre eigenen Ansichten über die Frau; jedenfalls aber war Anne eine talentierte Fotografin, so viel stand fest.
Sie beendeten das Gespräch, und Dance ging weiter zu ihrem Wagen. Unterwegs entwirrte sie das Kabel der Ohrhörer. Sie brauchte jetzt eine Dosis Musik. Während sie noch durch die Titelliste scrollte und sich nicht zwischen Latin und Irish Folk entscheiden konnte, klingelte ihr Telefon. Im Display stand Jonathan Bolings Name.
»Hallo«, sagte sie.
»Im ganzen CBI wird nur von dem Angriff auf Chilton geredet. Was ist passiert? Geht es ihm gut?«
Sie brachte ihn auf den neuesten Stand. Er war erleichtert, dass niemand ernstlich verletzt worden war, aber sie hörte ihm an, dass er außerdem Neuigkeiten für sie hatte.
»Kathryn, sind Sie in der Nähe?«, fragte er.
»Ich hatte eigentlich nicht vor, heute noch mal ins Büro zu kommen, sondern wollte die Kinder abholen und eine Weile von zu Hause aus arbeiten.« Sie erzählte ihm nicht, dass sie vor allem Hamilton Royce und Overby aus dem Weg gehen wollte. »Warum?«
»Aus zwei
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