Allwissend
leite die Ermittlungen in einem Bandenmord. Und dann ist da noch der Container-Fall.« »Ach, der.«
Die Halbinsel war von Terrordrohungen bisher weitgehend verschont geblieben. Es gab hier keine großen See-, sondern nur Fischereihäfen, und der Flughafen war klein und gut gesichert. Vor etwa einem Monat hatte man jedoch einen Container von Bord eines in Oakland ankernden indonesischen Frachtschiffes geschmuggelt und ihn per Lastwagen nach Süden in Richtung Los Angeles geschickt. Es deutete manches darauf hin, dass die Fracht in Salinas ausgeladen, versteckt und dann zum Weitertransport auf andere Laster verteilt worden war.
Bei dieser Fracht konnte es sich um reguläre Schmuggelware wie Drogen oder Waffen gehandelt haben... oder, wie ein anderer glaubwürdiger Geheimdienstbericht nahelegte, um Personen, die auf diese Weise unbemerkt ins Land gelangt waren. In Indonesien lebte die größte islamische Bevölkerung der Welt, und es gab dort eine Reihe gefährlicher radikaler Gruppierungen. Die amerikanische Heimatschutzbehörde war daher verständlicherweise beunruhigt.
»Aber ich kann das für ein oder zwei Tage zurückstellen«, fügte O'Neil hinzu.
»Gut«, sagte Overby erleichtert, weil der Kreuz-Fall damit von zwei Behörden bearbeitet wurde. Er war stets darauf bedacht, das Risiko eines Fehlschlags der Ermittlungen möglichst breit zu verteilen, auch wenn das hieß, den eventuellen Ruhm ebenfalls teilen zu müssen.
Dance war einfach nur froh, dass sie und O'Neil zusammenarbeiten würden.
»Ich besorge uns von Peter Bennington den Abschlussbericht der Spurensicherung«, sagte O'Neil.
Der gründliche, beharrliche Cop war nicht als Kriminaltechniker ausgebildet, aber er verließ sich bei seiner Arbeit am liebsten auf traditionelle Verfahren: Nachforschungen, Befragungen und Tatortuntersuchungen. Gelegentlich auch mit robusten Mitteln. Dessen ungeachtet leistete er einfach gute Arbeit. Er konnte eine der höchsten Verhaftungs- und - noch wichtiger - Verurteilungs-quoten in der Geschichte des MCSO vorweisen.
Dance sah auf die Uhr. »Und ich vernehme die Zeugin.«
Overby benötigte einen Moment. »Zeugin? Ich wusste gar nicht, dass es eine gibt.«
Dance verriet ihm nicht, dass sie ihm auch diese Information in ihrer Nachricht hinterlassen hatte. »Doch, es gibt eine«, sagte sie, schwang sich die Handtasche über die Schulter und verließ das Büro.
Kapitel 4
»Oh, wie traurig«, sagte die Frau.
Ihr Mann am Steuer des Geländewagens, den er soeben für siebzig Dollar vollgetankt hatte, schaute zu ihr hinüber. Er war sauer. Wegen der Benzinpreise und weil er gerade erst einen quälend langen Blick auf den Golfplatz von Pebble Beach geworfen hatte, auf dem zu spielen er sich nicht leisten konnte, selbst wenn seine Frau es ihm erlaubt hätte.
Wenn er jetzt eines ganz gewiss nicht hören wollte, dann etwas Trauriges.
Dennoch, sie waren seit zwanzig Jahren verheiratet... Also fragte er: »Was denn?« Vielleicht ein wenig barscher als beabsichtigt.
Sie bemerkte den Tonfall nicht oder störte sich nicht daran. »Das da.«
Er sah nach vorn, aber sie schien lediglich die leere Straße zu betrachten, die sich durch den Wald schlängelte. Ihr ausgestreckter Finger zeigte auf nichts Bestimmtes. Das ärgerte ihn nur noch mehr.
»Was da wohl geschehen ist?«
»Wovon redest du bloß?«, wollte er sie anfahren, aber dann sah er, was sie meinte.
Und bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
Dort im Sand etwa dreißig Meter voraus befand sich eine dieser Gedenkstätten am Ort eines Verkehrsunfalls. Es war ein Kreuz, ein ziemlich primitives Ding, und vor ihm lagen ein paar Blumen. Dunkelrote Rosen.
»Ja, das ist traurig«, bestätigte er und musste an ihre Kinder denken - zwei Teenager, um die er sich immer noch schreckliche Sorgen machte, sobald sie sich ins Auto setzten. Er wusste, wie er sich fühlen würde, falls ihnen bei einem Unfall etwas zustoßen sollte. Seine anfängliche Schroffheit tat ihm leid.
Er schüttelte den Kopf und warf einen Blick auf die bekümmerte Miene seiner Frau. Sie fuhren an dem handgefertigten Kreuz vorbei. »Mein Gott«, flüsterte sie. »Es ist eben erst passiert.«
»Wirklich?«
»Ja. Auf dem Schild steht das Datum von heute.«
Er erschauderte und fuhr weiter. Sie wollten zu einem nahen Strand, den ihnen jemand wegen seiner Spazierwege empfohlen hatte. »Irgendwie seltsam«, sagte er.
»Was denn, Liebling?«
»Hier darf man nur fünfzig fahren. Man sollte doch meinen, dass das
Weitere Kostenlose Bücher