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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sicher, aber dennoch ein Makel.
    Durch die Rückkehr in die Stadt, in der er so lange mit Sarah gelebt hatte, schien ein Teil von ihr wieder zum Leben erweckt worden zu sein. Die Erinnerungen prasselten wie ein Feuerwerk auf ihn herein.
    Hier in Monterey, mit Sarah als zuvorkommender Gastgeberin, leidenschaftlicher Kunstsammlerin, kluger Geschäftsfrau.
    Hier, mit Sarah als glutvoller, tatkräftiger und verzehrender Liebhaberin.
    Hier, mit Sarah, die sich furchtlos in einen Neoprenanzug zwängte und im rauen Ozean schwimmen ging, am Ende aber abgekühlt und erfrischt wieder zurückkehrte - im Gegensatz zu ihrem letzten Tag bei La Jolla, als sie nicht von selbst aus dem Meer stieg, sondern angetrieben wurde, schlaff und mit offenen, aber blicklosen Augen, die Haut exakt so kalt wie das Wasser.
    Bei diesem Gedanken schlug Hawkens Herz nun etwas schneller.
    Dann atmete er mehrmals tief durch und schob die Erinnerungen beiseite. »Soll ich dir helfen?« Er schaute zu Lily und den Vorhängen.
    Seine Frau hielt inne und legte ihre Arbeit hin. Sie ging zu ihm, nahm seine Hand und legte sie auf das Grübchen unterhalb ihrer Kehle. Dann küsste sie ihn zärtlich.
    Die beiden lächelten sich an, und Lily widmete sich wieder den Fenstern.
    Hawken wurde mit dem Tisch aus Glas und Chrom fertig und zog ihn vor die Couch.
    »Liebling?« Das Maßband hing schlaff von Lilys Hand herab. Sie sah aus dem hinteren Fenster.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, da draußen ist jemand.« »Wo, im Garten?«
    »Ich weiß nicht, ob das noch zu unserem Grundstück gehört. Es ist auf der anderen Seite der Hecke.«
    »Dann ist es der Garten von jemand anderem.«
    Hier am zentralen Küstenabschnitt Kaliforniens bekam man nicht allzu viel Land für sein Geld.
    »Er steht einfach da und starrt das Haus an.«
    »Vermutlich fragt er sich, ob hier irgendwelche Rockmusiker oder Drogensüchtigen einziehen.«
    Sie stieg eine Stufe der Leiter herab. »Er steht einfach da«, wiederholte sie. »Ich weiß nicht, Schatz, aber es ist ein wenig unheimlich.«
    Hawken ging zum Fenster und schaute hinaus. Aus dieser Perspektive ließ sich nicht viel erkennen, aber es war klar, dass jemand durch die Sträucher spähte. Er trug ein graues Sweatshirt und hatte die Kapuze aufgesetzt.
    »Vielleicht der Sohn des Nachbarn. Man ist doch immer neugierig, wer nebenan einzieht. Womöglich fragt er sich, ob wir Kinder in seinem Alter haben. Ich war früher auch so.«
    Lily entgegnete nichts. Hawken konnte ihr Unbehagen spüren, als sie mit in die Seite gestemmten Händen dastand, die gerunzelte Stirn von blondem Haar eingerahmt, in dem der Staub der Umzugskartons hing.
    Jetzt war Ritterlichkeit angesagt.
    Hawken ging in die Küche und öffnete die Hintertür. Der Besucher war weg.
    Er trat ein Stück hinaus. »Schatz!«, rief plötzlich seine Frau.
    Erschrocken drehte Hawken sich um und lief wieder hinein.
    Lily, die immer noch auf der Leiter stand, zeigte auf ein anderes Fenster. Der Besucher befand sich nun neben dem Haus und inzwischen eindeutig auf ihrem Grundstück, auch wenn er immer noch von Pflanzen verdeckt wurde.
    »Verdammt. Wer, zum Teufel, ist das?«
    Er musterte kurz das Telefon, beschloss aber, nicht den Notruf zu wählen, denn wenn es sich tatsächlich um den Nachbarn oder dessen Sohn handelte, wäre damit auf ewig jede Aussicht auf ein friedliches Miteinander ruiniert.
    Als er wieder nach draußen sah, war die Gestalt weg.
    Lily stieg von der Leiter. »Wo ist er? Er ist einfach verschwunden. Blitzschnell.«
    »Keine Ahnung.«
    Sie schauten aus dem Fenster und suchten die Gegend ab. Keine Spur von dem Kerl.
    Ihn nicht sehen zu können war noch viel unheimlicher. »Ich glaube, wir sollten...«
    Hawken verstummte mit entsetztem Keuchen, denn Lily schrie:
    »Eine Waffe - er hat eine Waffe, Don!« Sie starrte zu einem der vorderen Fenster hinaus.
    Ihr Mann nahm das Telefon. »Schließ die Tür ab!«, rief er.
    Lily sprang vor.
    Doch sie kam zu spät.
    Die Tür schwang bereits auf.
    Lily schrie. Don Hawken riss sie zu Boden und warf sich schützend auf sie. Es war, wie er wusste, ein nobler, aber letztlich zweckloser Versuch, das Leben seiner Frau zu retten.
     

Kapitel 27
    nun... Zeiten...
    Jonathan Boling saß allein in Kathryn Dances Büro und durchsuchte Travis Brighams Computer hektisch nach der Bedeutung dieses Codes.
    nun... Zeiten...
    Er saß vorgebeugt da, tippte mit flinken Fingern und dachte, dass Dance als Kinesik-Expertin aus seiner Haltung und dem

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