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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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des Raumes und hob zwei Vorhänge in Plastikschutzhüllen. »Was meinst du?«
    Hawken war im Augenblick etwas überlastet und hatte andere Sorgen als den Fensterschmuck, aber die Frau, mit der er seit neun Monaten und drei Tagen verheiratet war, hatte den Großteil des Umzugs von San Diego hierher organisiert, also legte er das Werkzeug hin, mit dem er gerade den Couchtisch zusammenbaute, und schaute von Rot zu Rostfarben und wieder zurück.
    »Die Linken«, sagte er und war bereit, sofort umzuschwenken, falls das die falsche Antwort sein sollte.
    Doch offenbar war es die Richtige. »So hatte ich mir das auch überlegt«, sagte sie. »Und die Polizei bewacht jetzt sein Haus? Die glauben, dass der Junge ihn überfallen wird?«
    Hawken machte mit dem Tisch weiter. Ikea. Verflucht, die haben ganz schön clevere Designer. »Jim glaubt das nicht. Aber du kennst ihn ja. Auch wenn er es glauben würde, wäre er nicht der Typ dafür, die Beine in die Hand zu nehmen.«
    Dann fiel ihm ein, dass Lily ihn keineswegs kannte; sie hatte James Chilton noch nicht mal kennengelernt. Ihr Eindruck von ihm beruhte einzig und allein auf Donalds Erzählungen.
    Umgekehrt kannte auch er viele Aspekte von Lilys Leben nur aus Gesprächen, Andeutungen und Schlussfolgerungen. So lief es nun mal unter diesen Voraussetzungen - es war für sie beide die zweite Ehe; Donalds erste Frau war gestorben, und Lily hatte eine schwere Scheidung hinter sich. Sie hatten sich bei Freunden getroffen und dann begonnen, miteinander auszugehen. Nach anfänglicher Zurückhaltung war ihnen fast gleichzeitig klar geworden, wie sehr sie sich nach Intimität und Zuneigung sehnten. Hawken, der überzeugt gewesen war, er werde nie wieder heiraten, hatte Lily nach sechs Monaten einen Antrag gemacht - in der schmucklosen Strandbar auf dem Dach des W Hotels in der Innenstadt von San Diego, weil er es einfach nicht länger aushielt, um eine geeignetere Umgebung zu suchen.
    Lily jedoch hatte den Moment später als den romantischsten beschrieben, den sie sich vorstellen könne. Der große Diamantring, der an einem weißen Band um den Hals ihrer Bierflasche hing, hatte sicherlich dazu beigetragen.
    Und hier waren sie nun und fingen in Monterey ein neues Leben an.
    Wenn Donald Hawken über seine gegenwärtige Situation nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass er glücklich war. Wie ein verliebter Teenager. Freunde hatten ihn gewarnt, nach dem Tod seiner ersten Frau werde die zweite Ehe ganz anders sein, denn die Zeit als Witwer habe ihn grundlegend verändert. Er werde nicht mehr in der Lage sein, sich bis in die letzte Zelle seines Körpers von Glück durchdrungen zu fühlen. Es werde Kameradschaft geben und auch Momente der Leidenschaft. Aber die Beziehung werde im Wesentlichen auf eine Freundschaft hinauslaufen.
    Falsch.
    Es war so intensiv wie eh und je.
    Er hatte mit Sarah eine tiefe und erfüllende Ehe geführt, denn sie war eine temperamentvolle, wunderschöne Frau gewesen, in die Hawken sich von ganzem Herzen verliebt hatte.
    Doch seine Liebe zu Lily war genauso stark.
    Und okay, er war endlich an dem Punkt angelangt, an dem er zugeben konnte, dass der Sex mit Lily besser war - im Sinne von deutlich weniger anstrengend. Sarah hatte im Bett, nun ja, gelinde gesagt, beträchtliche Ansprüche gestellt. (Bei dem Gedanken daran musste Hawken nun beinahe lächeln.)
    Er fragte sich, was Lily wohl von Jim und Pat Chilton halten würde. Hawken hatte ihr erzählt, wie eng befreundet sie gewesen waren und wie viel die Ehepaare zusammen unternommen hatten. Schul- und Sportveranstaltungen der Kinder, Partys, Grillabende... Ihm war nicht entgangen, dass Lilys Lächeln bei diesen Erzählungen oft ein wenig gequält gewirkt hatte. Doch er hatte ihr versichert, dass Jim Chilton auch ihm in gewisser Weise fremd geworden sei. Hawken war nach Sarahs Tod so deprimiert gewesen, dass er fast zu all seinen Freunden den Kontakt verloren hatte.
    Nun jedoch kehrte er ins Leben zurück. Er und Lily würden das Haus fertig einrichten und dann die Kinder holen, die derzeit noch bei ihren Großeltern in Encinitas untergebracht waren. Das Dasein würde wieder in den angenehmen Bahnen verlaufen, an die er sich noch von früher erinnerte. Er würde viel mit seinem besten Freund, Jim Chilton, zu tun haben, aufs Neue in den Country Club eintreten und alte Bekannte treffen.
    Ja, das war die richtige Entscheidung gewesen. Doch eine Wolke war aufgetaucht. Nur eine kleine, vorübergehende, da war er sich

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