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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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überprüft. Bisher wissen wir nur, dass es ein Mann Anfang vierzig ist.«
    Dance schaute sich um. »Er wurde nicht hier ermordet, schätze ich.« Es gab in der Nähe keine Gebäude. Und gejoggt oder gewandert war der Tote hier auch nicht - denn es gab auch keine Pfade.
    »Richtig«, bestätigte der Beamte. »Da war kaum Blut. Anscheinend hat der Täter den Leichnam im Auto hergebracht und abgeladen. Im Sand gab es ein paar Reifenspuren. Wir nehmen an, dass der Wagen dem Opfer gehört hat. Travis hat ihn geklaut und den Besitzer in den Kofferraum geworfen. Wie bei dem Mädchen, Tammy. Nur dass er diesmal nicht auf die Flut gewartet, sondern ihn erstochen hat. Sobald wir wissen, wer der Mann ist, können wir das Fahrzeug zur Fahndung ausschreiben.«
    »Sind Sie sicher, dass Travis es gewesen ist?«, fragte Dance.
    »Sie werden es selbst sehen.«
    »Und wurde das Opfer gefoltert?«
    »Es sieht danach aus.«
    Sie blieben an dem Absperrband stehen, ungefähr drei Meter von dem Toten entfernt. Der Kriminaltechniker sah in seinem Overall wie ein Astronaut aus. Er nahm gerade irgendwelche Messungen vor. Dann blickte er auf und bemerkte die beiden Neuankömmlinge. Er nickte ihnen zu und hob hinter seiner Schutzbrille fragend eine Augenbraue. »Wollen Sie mal sehen?«, rief er.
    »Natürlich«, antwortete Dance und fragte sich, ob er glaubte, eine Frau könne den Anblick eines solchen Blutbads eventuell nicht verkraften. Ja, solche Auffassungen kamen auch heutzutage noch vor.
    Wenngleich sie sich tatsächlich innerlich wappnete. Sie hatte bei ihrer Arbeit meistens mit Lebenden zu tun, und es war ihr nie gelungen, vom Anblick des Todes unbeeindruckt zu bleiben.
    Der Mann wollte gerade die Plane anheben, als hinter ihr jemand rief: »Agent Dance?«
    Sie drehte sich um und sah einen weiteren uniformierten Beamten auf sich zukommen. Er hielt etwas in der Hand.
    »Ja?«
    »Kennen Sie einen gewissen Jonathan Boling?«
    »Jon? Ja.« Sie starrte auf die Visitenkarte in seiner Hand. Und erinnerte sich daran, dass jemand die Brieftasche des Toten mitgenommen hatte, um seine Identität zu überprüfen.
    Ihr kam ein entsetzlicher Gedanke: War Jon das Opfer?
    Kathryns Verstand vollführte einen seiner Sprünge - von A nach B nach X. Hatte der Professor bei der Überprüfung von Travis' Computer oder der Suche nach weiteren potenziellen Opfern etwas herausgefunden und - da Dance unterwegs war - beschlossen, der Sache selbst auf den Grund zu gehen?
    Bitte nicht!
    Sie warf O'Neil einen entgeisterten Blick zu und lief zu der Leiche.
    »He!«, rief der Techniker. »Sie verunreinigen den Tatort!« Sie ignorierte ihn und schlug die Plane zurück. Und keuchte auf.
    Halb erleichtert, halb von Grauen gepackt. Es war nicht Boling.
    Der schlanke, bärtige Mann mit Stoffhose und weißem Hemd hatte mehrere Stichwunden erlitten. Eines seiner glasigen Augen war halb geöffnet. Der Täter hatte ihm ein Kreuz in die Stirn geritzt und die Blütenblätter roter Rosen auf seinem Körper verstreut.
    »Aber wie kommen Sie dann auf Boling?«, fragte Dance mit zitternder Stimme den anderen Deputy und wies auf die Visitenkarte.
    »Das wollte ich ja gerade sagen - er steht hinten an der Absperrung. Ist eben mit seinem Wagen vorgefahren. Er will mit Ihnen sprechen. Es ist dringend.«
    »Ich komme gleich.« Dance atmete tief durch. Sie war ziemlich mitgenommen.
    Ein anderer Deputy kam und brachte die Brieftasche des Mannes in einer Plastiktüte mit. »Wir wissen jetzt, wer er ist. Mark Watson, ein Ingenieur. Vor ein paar Stunden ist er einkaufen gegangen und nicht nach Hause zurückgekehrt.«
    »Kennen wir ihn?«, fragte O'Neil. »Warum wurde er ausgesucht?«
    Dance suchte in ihrer Jackentasche und zog die Liste all derjenigen hervor, die in dem Blog vorkamen und als mögliche Opfer galten.
    »Er hat im Report gepostet - eine Antwort im Thread >Volksverstromung<. Wo es um das Atomkraftwerk geht. Er war weder für noch gegen Chiltons Ansicht über den Standort der Anlage, sondern hat sich neutral geäußert.«
    »Demnach könnte mittlerweile jeder in Gefahr sein, der auch nur irgendwie mit dem Blog zu tun hat.«
    »Es sieht so aus.«
    O'Neil sah sie forschend an. Er berührte sie am Arm. »Alles okay?«
    »Es war nur so... so ein Schreck.«
    Dance ertappte sich dabei, dass sie Bolings Visitenkarte zwischen den Fingern knetete. Sie sagte O'Neil, sie würde nachsehen, was der Professor wollte, und ging los. Erst jetzt fing ihr Herz an, wieder normal zu schlagen.
    Boling

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