Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
sah ihre Verwirrung. »Verstehen Sie, DQ ist zwar ein Spiel, aber es ist auch real«, fügte er hinzu. »Ich meine, man ist mitten im Südgebirge, die Temperatur fällt auf vierzig Grad unter null, und dann muss man wissen, wie man sich warm hält, oder man erfriert. Und man muss sich Nahrung und Wasser und alles Mögliche besorgen. Man lernt, welche Pflanzen sicher und welche Tiere essbar sind. Und wie man Essen zubereitet und haltbar macht. Ich meine, es gibt echte Rezepte. Man muss die Speisen im Spiel richtig kochen, oder sie haben keine Wirkung.« Er lachte. »Es hat Newbies gegeben, die es versucht haben und jammerten: >Wir wollen doch bloß gegen Trolle und Dämonen kämpfen<, und am Ende sind sie verhungert, weil sie nicht für sich selbst sorgen konnten.«
    »Sie spielen noch mit anderen Leuten, nicht wahr? Könnte einer von denen wissen, wo Travis ist?«
    »Ich habe schon alle in der Familie gefragt, und keiner weiß was.«
    »Wie viele gehören denn zu Ihrer Familie?« »Ungefähr zwölf. Aber er und ich sind die Einzigen in Kalifornien.«
    Dance war fasziniert. »Und in Aetheria leben Sie alle zusammen?«
    »Ja. Ich kenne diese Leute besser als meine richtigen Brüder.« Er lachte verbittert auf. »Und in Aetheria verprügelt mich auch niemand und stiehlt mir mein Geld.«
    »Haben Sie Eltern?«, fragte Dance interessiert.
    »In der echten Welt?« Er zuckte die Achseln, eine Geste, die Dance als »irgendwie schon« übersetzte.
    »Nein, in dem Spiel«, sagte sie.
    »Manche Familien haben welche. Wir nicht.« Er sah sie versonnen an. »So gefällt es uns besser.«
    Sie lächelte. »Wissen Sie, wir beide sind uns schon mal begegnet, Jason.«
    Der Junge senkte den Kopf. »Ja, ich weiß. Mr. Boling hat es mir erzählt. Ich hab Sie wohl getötet. Tut mir leid. Ich dachte, Sie sind bloß irgendein Noob, der uns wegen Travis dissen will. Ich meine, unsere Familie - nun ja, sogar unsere gesamte Gilde -wird wegen ihm und all der Postings in dem Blog total gedisst. Das passiert ständig. Ein Stoßtrupp aus dem Norden ist den ganzen Weg von Crystal Island angereist, um uns zu vernichten. Wir haben uns Verbündete gesucht und sie zurückgeschlagen. Aber Morina wurde getötet. Sie war unsere Schwester. Sie ist zurückgekommen, aber sie hat ihre komplette Ausrüstung verloren.«
    Der hagere Junge zuckte die Achseln. »Wissen Sie, in der Schule werde ich oft herumgeschubst. Deshalb habe ich mir als Avatar auch einen Krieger ausgesucht. Damit fühle ich mich irgendwie besser. Und niemand schubst mich herum.«
    »Jason, da ist noch etwas, das uns weiterhelfen könnte: Welche Taktik wendet Travis beim Angriff an? Wie kundschaftet er seine Ziele aus? Was für Waffen benutzt er? Wie schaffen wir es, ihm einen Schritt voraus zu sein?«
    Doch der Junge wirkte beunruhigt. »Sie wissen wirklich nicht sehr viel über Travis, oder?«
    Dance wollte schon erwidern, sie wüssten mehr als genug. Doch Vernehmungsbeamte erkennen, wann es am besten ist, dem Gegenüber die Gesprächsführung zu überlassen. »Ja, da haben Sie wohl recht«, sagte sie mit einem kurzen Blick zu Boling.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, sagte Jason und stand auf.
    »Wo?«
    »In Aetheria.«
     
    Kathryn Dance nahm ein weiteres Mal die Identität des Avatars Greenleaf an. Die Figur war vollständig wiederhergestellt.
    Jason drückte ein paar Tasten, und Greenleaf erschien auf einer Lichtung im Wald. Auch diesmal wieder war die Szenerie wunderschön und die Grafik erstaunlich detailliert. Dutzende von Leuten schlenderten umher, manche trugen Waffen, andere schleppten Säcke oder Bündel, und wieder andere führten Tiere am Zügel.
    »Das ist Otovius, wo Travis und ich oft herumhängen. Es ist hübsch hier... Darf ich?«
    Er wies auf die Tastatur.
    »Nur zu«, sagte Dance.
    Er tippte etwas ein und erhielt die Nachricht:
     
    > »Kiaruya ist nicht eingeloggt.«
     
    »Mist.«
    »Wer ist das?«, fragte Boling.
    »Meine Frau.«
    »Ihre was?«, fragte Dance den Siebzehnjährigen.
    Er wurde rot. »Wir haben vor einigen Monaten geheiratet.«
    Sie lachte verblüfft auf.
    »Ich hab dieses Mädchen letztes Jahr im Spiel kennengelernt. Sie ist total cool. Sie hat sich quer durch das Südgebirge geschlagen. Ganz allein! Und sie ist dabei kein einziges Mal gestorben. Sie und ich kommen super miteinander aus. Wir haben zusammen einige Abenteuer erlebt. Dann habe ich ihr einen Antrag gemacht. Na ja, eigentlich hat sie mich gefragt. Aber ich hatte es auch schon vor. Und dann

Weitere Kostenlose Bücher