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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zu erfragen, ob Dance sich im Gebäude aufhielt, und dann noch einmal, um die Assistentin in sein Büro zu bitten, weil er mit ihr über ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz sprechen wollte, was er noch nie getan hatte.
    Daraufhin hatte die Frau zwar ihren Platz verlassen, sich aber in einem Seitengang des Mädchenflügels versteckt und Hamilton Royce dabei beobachtet, wie er sich in Dances Büro schlich. Nach etwa fünf Minuten war er wieder zum Vorschein gekommen und hatte vom Gang aus telefoniert. Maryellen hatte einen Teil der Unterredung mit anhören können - Royce sprach mit einem Richter in Sacramento, bei dem es sich anscheinend um einen Freund handelte, und bat ihn um einen Haftbefehl gegen Chilton. Der Vorwurf sollte »Unbefugtes Betreten« lauten.
    Maryellen hatte zwar nicht gewusst, worauf die Sache hinauslief, aber sie hatte sofort Dance telefonisch davon in Kenntnis gesetzt und war erst dann in Overbys Büro gegangen.
    Dance erzählte Chilton nun eine Kurzfassung der Geschichte und ließ dabei Royces Namen weg.
    »Wer hat dahintergesteckt?«, fragte er kochend vor Wut.
    Sie wusste, dass Chilton den Namen des Verantwortlichen in seinem Blog publik machen würde, und sie konnte sich den daraus resultierenden Publicity-Alptraum nicht leisten. »Das werde ich Ihnen nicht verraten. Ich sage nur, dass manche Leute den Report vom Netz nehmen wollen, bis wir Travis erwischt haben.«
    »Warum?«
    »Aus den gleichen Gründen, aus denen ich das wollte«, sagte sie ernst. »Damit die Leute nicht mehr posten und Travis weitere Ziele liefern können.« Sie lächelte matt. »Und weil die Behörden schlecht aussehen, wenn sie nicht alles tun, um die Öffentlichkeit zu schützen - was bedeutet, Ihnen den Saft abzudrehen.«
    »Dem Blog einen Riegel vorzuschieben ist gut für die Öffentlichkeit? Ich enthülle Korruption und Probleme und rufe nicht etwa dazu auf.« Dann stieg er von seiner imaginären Rednertribüne. »Und Sie haben mich festgenommen, damit der Haftbefehl nicht ausgeführt werden konnte?«
    »Ja.«
    »Was passiert nun?«
    »Eines von zwei Dingen. Die beiden Staatspolizisten kehren nach Hause zurück und melden ihrem Vorgesetzten, dass sie keine Verhaftung durchführen konnten, weil Sie bereits in Gewahrsam genommen wurden. Und dabei bleibt es.«
    »Und die andere Möglichkeit?«
    Eine Kollision von Scheiße und Ventilator, dachte Dance. Sie sagte nichts, sondern zuckte nur die Achseln.
    Chilton verstand, was sie meinte. »Sie gehen für mich ein beträchtliches Risiko ein. Warum?«
    »Ich bin Ihnen was schuldig. Sie haben mit uns kooperiert. Und falls Sie noch einen Grund möchten: Ich stimme nicht mit all Ihren Ansichten überein, aber Sie haben eindeutig das Recht, zu sagen, was Sie wollen. Falls Sie dabei über die Stränge schlagen, kann man Sie verklagen und die Gerichte entscheiden lassen. Aber ich beteilige mich nicht an irgendeiner Form von Selbstjustiz, nur weil den Leuten Ihre Haltung nicht gefällt.«
    »Vielen Dank«, sagte er, und sein Blick verriet, dass er es aufrichtig meinte.
    Sie gaben sich die Hand.
    »Und jetzt gehe ich mal lieber wieder online«, sagte Chilton.
    Dance ging zu Miguel Herrera und bedankte sich bei dem verblüfften Deputy. Dann kehrte sie zu ihrem Wagen zurück. Sie rief TJ an und hinterließ die Nachricht, er solle über Hamilton Royce umfassende Nachforschungen anstellen. Sie wollte wissen, welche Art von Feind sie sich soeben gemacht hatte.
    Ein Teil der Frage schien offenbar direkt beantwortet zu werden; ihr Telefon summte, und im Display stand Overbys Nummer.
    Oje, sie hatte von Anfang an befürchtet, es würde Tür Nummer zwei sein.
    Scheiße und Ventilator... »Charles.«
    »Kathryn, ich glaube, wir haben ein kleines Problem. Hamilton Royce ist hier und hört mit; ich habe die Freisprechanlage eingeschaltet.«
    Sie war versucht, das Telefon ein Stück vom Ohr weg zu halten.
    »Agent Dance, was soll das heißen, Sie haben Chilton festgenommen? Und die CHP konnte den Haftbefehl nicht vollstrecken?«
    »Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Keine andere Wahl? Wie meinen Sie das?«
    Sie bemühte sich, möglichst ruhig zu bleiben. »Ich bin zu der Entscheidung gelangt, dass der Chilton Report erreichbar bleiben soll. Wir wissen, dass Travis ihn liest. Chilton hat ihn gebeten, sich zu stellen. Falls der Junge das mitbekommt, wird er sich im Blog vielleicht zu Wort melden und über die Bedingungen verhandeln.«
    »Tja, Kathryn.« Overby klang verzweifelt. »Sacramento hält

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