Allwissend
schlimm es bei Onkel Joe war, am Ende seiner Krebserkrankung. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen, hat sie gesagt. Und was für eine Schande es sei, dass es kein Recht auf Sterbehilfe gibt.
Nun aber noch etwas Erfreulicheres: Die Internetseite ist wieder online, und Martine und ich haben ein Dutzend Songs dieser Indianergruppe aus Ynez hochgeladen. Hör sie Dir mal an, falls Du Zeit hast. Sie sind toll!
Ach, und ich war bei Victoria's Secret einkaufen. Ich glaube, es wird Dir gefallen. Ich mache für Dich eine Modenschau!! Komm bald nach Hause!
Ihr Gesicht brannte - vor Schreck und Zorn. »Woher haben Sie das?«, fuhr sie ihn an.
»Von einem Computer, den wir im Haus Ihrer Mutter sichergestellt haben.«
Dance erinnerte sich. »Das war mein alter Computer. Ich habe ihn ihr gegeben.«
»Er befand sich in ihrem Besitz und war damit durch den Durchsuchungsbefehl abgedeckt.«
»Das können Sie nicht verwenden.« Sie hob den Ausdruck der E-Mail.
»Warum nicht?« Er runzelte die Stirn.
»Es ist irrelevant.« Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. »Und es ist die geschützte Kommunikation zwischen zwei Ehepartnern.«
»Selbstverständlich ist es relevant. Es belegt die Einstellung Ihrer Mutter zur aktiven Sterbehilfe. Und was den vermeintlichen Schutz angeht: Da weder Sie noch Ihr Ehemann Gegenstand der strafrechtlichen Verfolgung sind, dürfte jede Art von Kommunikation in vollem Umfang zugelassen werden. Wie dem auch sei, darüber wird das Gericht befinden.« Er schien überrascht zu sein, dass ihr das nicht klar gewesen war. » Istdas Ihre E-Mail?«
»Ohne Gerichtsbeschluss werde ich keine Ihrer Fragen beantworten.«
»Gut.« Ihre Weigerung schien ihn kaum zu stören. »Ferner möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich es für einen Interessenkonflikt halte, wenn Sie sich an diesen Ermittlungen beteiligen. Das können Sie auch nicht dadurch umgehen, dass Sie Special Agent Consuela Ramirez vorschicken, um in Ihrem Auftrag zu handeln.«
Wie hatte er das denn herausgefunden?
»Dieser Fall fällt ausdrücklich nicht in die Zuständigkeit des CBI, und falls Sie sich weiterhin einmischen, werde ich beim Generalstaatsanwalt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie einreichen.«
»Sie ist meine Mutter.«
»Ich glaube gern, dass die Situation Ihnen nahegeht. Aber es handelt sich um laufende Ermittlungen und demnächst um eine aktive Strafverfolgung. Jegliche Behinderung Ihrerseits ist inakzeptabel.«
Bebend vor Wut stand Dance auf und ging zur Tür.
Harper schien noch etwas einzufallen. »Eine Sache noch, Agent Dance. Bevor ich Ihre E-Mail den Beweisstücken hinzufüge, möchte ich Sie wissen lassen, dass ich die Information über Ihren Kauf von Unterwäsche, oder von was auch immer, bei Victoria's Secret herausstreichen werde. Das halte ich wirklich für irrelevant.«
Dann nahm der Staatsanwalt das Dokument zur Hand, in das er bei ihrer Ankunft vertieft gewesen war, drehte es um und fing wieder an zu lesen.
Kathryn Dance saß in ihrem Büro und starrte die zusammengewachsenen Baumstämme vor ihrem Fenster an. Sie war immer noch wütend auf Harper. Und sie dachte wieder darüber nach, was geschehen würde, falls man sie zwang, gegen ihre Mutter auszusagen. Sollte sie sich weigern? Das wäre eine Missachtung des Gerichts, eine Straftat. Es konnte Gefängnis und das Ende ihrer Laufbahn als Polizistin bedeuten.
TJ kam herein und riss sie aus ihren Überlegungen.
Er sah erschöpft aus und erklärte, er habe den Großteil der Nacht mit der Spurensicherung zusammengearbeitet, um Greg Schaeffers Zimmer im Cyprus Grove Inn, seinen Wagen und das Haus der Chiltons zu untersuchen. Nun liege der Bericht des MCSO schließlich vor.
»Hervorragend, TJ.« Sie musterte seine müden roten Augen. »Hast du überhaupt etwas Schlaf bekommen?«
»Was ist das doch gleich, Boss? >Schlaf«
»Ha ha.«
Er gab ihr den Bericht der Spurensicherung. »Und ich weiß endlich etwas mehr über unseren Freund.«
»Welchen?« »Hamilton Royce.«
Das spielt jetzt keine Rolle mehr, dachte sie. Der Fall war abgeschlossen, und Royce hatte sich entschuldigt - mehr oder weniger. Aber sie war neugierig. »Schieß los.«
»Sein letzter Auftraggeber war der Planungsausschuss für Nuklearanlagen. Bis Royce hergekommen ist, hat er den Atomleuten sechzig Stunden pro Woche in Rechnung gestellt. Und übrigens, er ist teuer. Ich glaube, ich brauche eine Gehaltserhöhung, Boss. Bin ich ein sechsstelliges Jahreseinkommen
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