Allwissend
vermutlich brauchen werden.«
»Nun, das kommt darauf an. Wie ich sehe, sammeln Sie Schuhe.« Ihre Schranktür stand offen, und Boling musste einen Blick ins Innere geworfen haben, wo ein Dutzend Paare mehr oder weniger ordentlich auf dem Boden stand - für die Abende, wenn Dance nach der Arbeit ausgehen wollte, ohne zuvor nach Hause zu fahren. Sie lachte auf. Erwischt.
»Wie sieht's aus mit Geräten zur Körperpflege?« »Körperpflege?«
»Ich brauche einen Haartrockner.«
Sie kicherte. »Meine kleinen Hilfsmittel sind leider alle zu Hause.«
»Dann sollten wir mal lieber einkaufen gehen.«
Kapitel 8
Wie sich herausstellte, benötigte Jon Boling etwas mehr als einen Haartrockner. Aber nicht viel.
Sie brachten von ihrer Einkaufstour einen Fön, einen Satz Feinmechanikerwerkzeug und ein externes Festplattengehäuse mit - ein acht mal dreizehn Zentimeter großes Metallkästchen, aus dem ein Kabel mit einem USB-Stecker zum Vorschein kam.
Diese Gegenstände lagen nun auf dem Beistelltisch von Dances Büro beim CBI.
Boling betrachtete Tammy Fosters Designer-Laptop. »Darf ich ihn auseinandernehmen? Ich werde dabei doch wohl hoffentlich keine Spuren vernichten, oder?«
»Man hat das Gerät auf Fingerabdrücke untersucht, aber nur die von Tammy gefunden. Tun Sie ruhig, was Sie wollen - sie ist keine Verdächtige. Außerdem hat sie mich angelogen, also darf sie sich auch nicht beschweren.«
»Rosafarben«, sagte er abermals, als wäre das ein gravierender Verstoß gegen Anstand und Moral.
Er drehte den Computer um, löste mit Hilfe eines winzigen Kreuzschlitzschraubenziehers innerhalb weniger Minuten die Verkleidung der Rückseite und nahm sie ab. Dann entfernte er ein kleines Rechteck aus Metall und Plastik.
»Die Festplatte«, erklärte er. »Nächstes Jahr um diese Zeit wird eine solche Gehäusegröße als riesig gelten. Wir steuern auf Flash Memory mitten in der Zentraleinheit zu. Ohne Festplatten - ohne irgendwelche beweglichen Teile.« Das Thema schien ihn zu begeistern, aber er spürte, dass dies definitiv der falsche Moment für einen Vortrag war. Boling verstummte und nahm die Festplatte genau in Augenschein. Er schien keine Kontaktlinsen zu tragen; Dance, die seit ihrer Jugend auf eine Brille angewiesen war, empfand einen Anflug von Neid.
Der Professor hob die Festplatte vorsichtig an sein Ohr und schüttelte sie. »Okay.« Er legte sie auf den Tisch.
»Okay?«
Er grinste, packte den Haartrockner aus, stöpselte ihn in die nächstgelegene Wandsteckdose ein und hüllte die Festplatte in einen Strom warmer Luft. »Es dürfte nicht lange dauern. Ich glaube, sie ist gar nicht nass geworden, aber wir sollten kein Risiko eingehen. Elektrischer Strom und Wasser sind keine gute Mischung.«
Mit seiner freien Hand hob er die Kaffeetasse und trank einen Schluck. »Wissen Sie«, sagte er nachdenklich, »wir Professoren sind überaus neidisch auf die sogenannte >Privatwirtschaft< - das ist lateinisch für >echtes Geld Verdienen<.« Er nickte in Richtung der Tasse. »Nehmen Sie Starbucks... Kaffee war eine ziemlich gute Idee für ein Franchise-Unternehmen. Ich suche schon ewig nach dem nächsten großen Hit, aber mir sind bloß Sachen wie >Haus der Gewürzgurken< und >Pökelfleischpalast< eingefallen. Getränke eignen sich am besten, aber die guten sind alle schon weg.«
»Vielleicht eine Milchbar«, schlug Dance vor. »Sie könnten sie >Zur schwarzbunten Tränke< nennen.«
Seine Augen leuchteten auf. »Oder wie wäre es mit >Euter-schenke«
»Das wäre wirklich nicht schlecht«, sagte sie und fiel in sein Lachen ein.
Nachdem er die Festplatte getrocknet hatte, schob er sie in das externe Gehäuse und verband das USB-Kabel mit seinem eigenen Laptop, der trostlos grau war, wie es sich offenbar für Computer gehörte.
»Ich bin neugierig, was Sie da machen.« Sie verfolgte, wie seine Finger zielsicher über die Tastatur huschten. Viele der Buchstaben waren abgenutzt, aber Boling brauchte gar nicht hinzusehen.
»Das Wasser hat einen Kurzschluss im eigentlichen Computer bewirkt, aber die Festplatte müsste noch intakt sein. Und nun werde ich sie wieder lesbar machen.« Nach einigen Minuten blickte er lächelnd auf. »Bitte sehr. So gut wie neu.«
Dance rückte mit ihrem Stuhl näher heran.
Auf dem Monitor war Tammys Festplatte im Windows Explorer als »Lokales Laufwerk (G:)« aufgeführt.
»Da dürfte alles drauf sein - ihre E-Mails, die Internetseiten, die sie besucht hat, ihre Favoriten und Listen
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