Allwissend
aktuellen Tätigkeit sprach, war sein kinesisches Verhalten stressfrei.
Allerdings spielte er auch weiterhin sein technisches Geschick herunter, und Dance war enttäuscht. Er wirkte intelligent und mehr als hilfsbereit - immerhin war er sofort hergekommen -, und sie hätte ihn auch gern engagiert, aber für die Arbeit an Tammy Fosters Computer würde offenbar ein versierter Techniker erforderlich sein. Sie hoffte, dass Boling ihnen wenigstens jemanden empfehlen konnte.
Maryellen Kresbach brachte ein Tablett mit Kaffee und Keksen. Mit ihren toupierten braunen Haaren und den roten Kevlar-fingernägeln sah sie wie eine attraktive Countrysängerin aus. »Der Empfang hat angerufen. Jemand aus Michaels Büro ist mit einem Computer hier.«
»Gut. Er soll raufkommen.«
Maryellen hielt kurz inne, und Dance fragte sich belustigt, ob sie den Professor wohl als potenziellen Kandidaten in Erwägung zog. Die Assistentin befand sich nämlich seit geraumer Zeit auf dem recht offensichtlichen Feldzug, Dance einen Ehemann zu besorgen. Als die Frau nun Bolings freien Ringfinger musterte, Dance ansah und eine Augenbraue hob, verzog Kathryn erbost das Gesicht. Maryellen nahm es zur Kenntnis und ignorierte es anschließend geflissentlich.
Boling bedankte sich, rührte drei Stücke Würfelzucker in seine Tasse und aß zwei Kekse. »Gut. Nein, besser als gut.« »Sie backt sie selbst.«
»Ehrlich? So was gibt's noch? Die kommen nicht alle fertig aus der Tüte?«
Dance gönnte sich einen halben Keks und einen Schluck Kaffee, obwohl sie bei dem Treffen mit Michael O'Neil eigentlich schon genug Koffein getankt hatte".
»Lassen Sie mich Ihnen schildern, worum es geht.« Sie erzählte Boling von dem Überfall auf Tammy Foster. »Und wir müssen wissen, was sich in ihrem Laptop befindet.«
Boling nickte verständig. »Ah, der Computer war im Pazifischen Ozean schwimmen.«
»Er ist im Eimer...«
»Ein Eimer hätte ihn vermutlich vor Schlimmerem bewahrt, wenn ich die Metapher mal aufgreifen darf«, sagte er lächelnd.
Da betrat ein junger Deputy des MCSO den Raum und brachte eine große Papiertüte mit. Er wirkte nett und eifrig, war aber eher niedlich als stattlich. Seine blauen Augen strahlten hell, und einen Moment lang schien er salutieren zu wollen. »Agent Dance?«
»Die bin ich.«
»Ich bin David Reinhold. Von der Spurensicherung beim Sheriff's Office.«
Sie nickte zum Gruß. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Danke, dass Sie uns die Lieferung vorbeigebracht haben.«
»Gern geschehen. Was immer ich tun kann.«
Er und Boling gaben einander die Hand. Dann überreichte der adrette Beamte in der perfekt gebügelten Uniform Dance die Papiertüte. »Ich habe absichtlich kein Plastik genommen, damit das Gerät atmen kann und möglichst viel Feuchtigkeit verdunstet.«
»Danke«, sagte Boling.
»Und ich habe mir erlaubt, den Akku zu entfernen«, fuhr der junge Deputy fort und hielt eine versiegelte Metallröhre hoch. »Ein Lithium-Ionen-Akku. Falls Wasser in ihn eindringt, besteht Brandgefahr.«
Boling nickte. Er war sichtlich beeindruckt. »Gut mitgedacht.«
Dance hatte keine Ahnung, wovon er da redete. Boling bemerkte ihre fragende Miene und erläuterte, dass manche Lithiumbatterien unter gewissen Umständen in Flammen aufgehen konnten, wenn sie mit Wasser in Berührung kamen.
»Sind Sie ein Computerfreak?«, fragte Boling den Deputy.
»Nicht wirklich«, antwortete Reinhold. »Aber man schnappt hier und da was auf, Sie wissen schon.« Er ließ Dance den Empfang des Geräts quittieren und erinnerte sie an die Beweismittel-Registrierkarte, die an der Tüte befestigt war. »Falls ich sonst noch etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich bitte wissen.« Er gab ihr eine Visitenkarte.
Sie bedankte sich, und der junge Mann ging.
Dance griff in die Tüte und zog Tammys Laptop heraus. Er war rosa.
»Was für eine Farbe«, sagte Boling kopfschüttelnd. Er drehte den Computer um und untersuchte die Rückseite.
»Also, kennen Sie jemanden, der das Ding in Gang setzen und einen Blick auf die Dateien werfen könnte?«, fragte Dance.
»Klar. Mich selbst.«
»Ach, ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie hätten nicht mehr viel mit moderner Technik zu tun.«
»Das ist keine moderne Technik, jedenfalls nicht nach heutigen Maßstäben.« Er lächelte erneut. »Das hier ist wie ein Reifenwechsel am Auto. Ich benötige bloß ein paar Werkzeuge.«
»Wir haben hier kein Labor und keine Werkstatt. Wenigstens nichts so Ausgeklügeltes, wie Sie
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