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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kommen ständig hier vorbei. Werfen Steine, Ziegel, beschmieren das Haus und die Garage. So geht das schon eine ganze Weile.« Sie winkte verächtlich ab, vermutlich in die Richtung, in die der Vandale verschwunden war. »Seit alle angefangen haben, diese schlimmen Dinge über Travis zu sagen. Erst neulich hat jemand einen Backstein durch das Wohnzimmerfenster geschmissen und beinahe meinen jüngeren Sohn getroffen. Und sehen Sie nur.« Sie deutete auf das Graffito, das mit grüner Farbe auf die Seitenwand eines baufälligen Schuppens in etwa fünfzehn Metern Entfernung gesprüht war.
    KILL3R!!
    Leetspeak, bemerkte Dance.
    Sie reichte die Sprühdose an einen der uniformierten Beamten aus Pacific Grove weiter, der versprach, sie würden der Sache nachgehen. Dann beschrieb sie ihnen den Jungen - der aussah wie jeder fünfte Oberschüler der Gegend. Die Männer nahmen von Dance und O'Neil sowie von Travis' Mutter je eine kurze Aussage auf, stiegen in ihre Wagen und fuhren weg.
    »Die sind hinter meinem Jungen her. Dabei hat er doch gar nichts getan! Es ist wie der verfluchte Ku-Klux-Klan! Dieser Ziegel hat Sammy nur ganz knapp verfehlt. Der Junge ist ein wenig beeinträchtigt. Er war kaum mehr zu beruhigen. Hatte einen Anfall.«
    Racheengel, dachte Dance. Wenngleich die Schikanen nicht mehr nur im Cyberspace stattfanden; sie hatten von der synthetischen auf die echte Welt übergegriffen.
    Ein rundgesichtiger Teenager kam auf die Veranda. Sein argwöhnisches Lächeln ließ ihn begriffsstutzig wirken, aber seine Augen musterten die Neuankömmlinge wach und interessiert. »Was ist denn, was ist denn?«, drängte er.
    »Es ist alles in Ordnung, Sammy. Geh wieder rein. In dein Zimmer.«
    »Wer ist das?«
    »Geh wieder in dein Zimmer. Bleib dort. Geh nicht zu dem Teich.«
    »Ich will zum Teich gehen.«
    »Nicht jetzt. Jemand war da draußen.«
    Er trollte sich zurück ins Haus.
    »Mrs. Brigham«, sagte Michael O'Neil. »Es hat sich letzte Nacht ein Verbrechen ereignet, ein Mordversuch. Das Opfer war jemand, der einen Kommentar über Travis in einem Blog gepostet hat.«
    »Oh, etwa dieser Chilton-Mist?«, stieß Sonia zwischen ihren gelben Zähnen hervor, die sogar noch schneller gealtert waren als das Gesicht der Frau. »Damit hat alles angefangen. Jemand sollte mal einen Backstein durch sein Fenster werfen. Nun haben sich alle gegen unseren Jungen verschworen. Dabei hat er doch gar nichts getan. Warum nur glaubt jeder das Gegenteil? Es heißt, er habe den Wagen meiner Mutter gestohlen, um auf der Lighthouse damit herumzufahren und sich, na ja, zu entblößen. Tja, meine Mutter hat ihr Auto aber schon vor vier Jahren verkauft. So viel zu den Behauptungen der Leute.« Dann kam Sonia auf einen Gedanken und wurde schlagartig wieder vorsichtig. »Oh, Moment mal, geht es etwa um das Mädchen in dem Kofferraum, das jemand ertrinken lassen wollte?« »Ganz recht.«
    »Nun, dann lassen Sie sich sagen, dass mein Junge so etwas nie und nimmer tun würde. Ich schwöre es bei Gott! Sie wollen ihn doch nicht verhaften, oder?« Sie wirkte verschreckt.
    Womöglich zu verschreckt?, dachte Dance. Hatte auch sie ihren Sohn im Verdacht?
    »Wir möchten nur gern mit ihm sprechen.«
    Die Frau war plötzlich verunsichert. »Mein Mann ist nicht da.«
    »Sie allein reichen aus. Es brauchen nicht beide Eltern anwesend zu sein.« Doch Dance konnte sehen, dass Sonia sich vor der Verantwortung drücken wollte.
    »Tja, Trav ist aber auch nicht da.«
    »Kommt er bald zurück?«
    »Er hat einen Teilzeitjob bei Bagel Express, um sein Taschengeld aufzubessern. Bald fängt seine Schicht an. Er muss herkommen, um seine Arbeitskleidung abzuholen.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er geht manchmal zu diesem Videospiel-Laden.« Sie verstummte. Wahrscheinlich dachte sie, sie solle lieber nichts mehr sagen. »Mein Mann ist bald wieder hier.«
    Und abermals fiel Dance der Tonfall auf, in dem Sonia diese Worte aussprach. Mein Mann.
    »War Travis gestern noch spät unterwegs? Gegen Mitternacht?«
    »Nein«, lautete die prompte Antwort.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Dance streng. Sonia hatte soeben ausweichend weggesehen und sich die Nase gerieben, was eine abblockende Geste war, die Dance zum ersten Mal an ihr beobachtet hatte.
    Sonia schluckte vernehmlich. »Ich glaube, er war hier, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ich bin früh zu Bett gegangen. Travis bleibt immer lange auf. Er könnte noch mal weg gewesen sein. Aber gehört habe ich

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