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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und Rennspiele geht man nicht online.«
    Er erklärte das ganz geduldig, obwohl es ihn zu überraschen schien, dass sie den Unterschied nicht kannte.
    »Sie sind also nicht eingeloggt gewesen?«
    »Das hab ich doch gerade gesagt.«
    »Wie lange warst du dort?« Seine Mutter hatte die Befragung übernommen.
    »Ich weiß nicht, ein oder zwei Stunden.«
    »Was kosten diese Spiele? Fünfzig Cent, ein Dollar alle paar Minuten?«
    Ach darum ging es Sonia. Um Geld.
    »Wenn man gut spielt, bekommt man Freiminuten. Der ganze Abend hat mich drei Dollar gekostet. Es war mein selbst verdientes Geld. Und ich habe außerdem etwas gegessen und zwei Red Bull getrunken.«
    »Travis, fällt Ihnen jemand ein, der Sie dort gesehen haben könnte?«
    »Keine Ahnung. Kann sein. Muss ich erst drüber nachdenken.« Er musterte angestrengt den Fußboden.
    »Gut. Und wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Halb zwei. Vielleicht zwei. Ich weiß es nicht.«
    Sie stellte noch weitere Fragen über den letzten Abend, die Schule und seine Klassenkameraden, konnte aber nicht zweifelsfrei erkennen, ob er die Unwahrheit sagte, weil er kaum von seinem Standardverhalten abwich. Ihr fiel wieder ein, was Jon Boling ihr über die synthetische Welt erzählt hatte: Falls Travis im Geiste dort war und nicht in der wirklichen Welt, konnte ihre Analysemethode sich als nutzlos erweisen. Womöglich folgten Leute wie Travis Brigham gänzlich anderen Regeln.
    Dann richteten die Augen der Mutter sich jäh auf den Eingang. Die des Jungen ebenfalls.
    Dance und O'Neil wandten sich um und sahen einen großen, massigen Mann eintreten. Er trug einen Arbeitsoverall, auf dessen Brust der Schriftzug Central Coast Landscaping prangte. Sein ruhiger und unfreundlicher Blick schweifte über alle Anwesenden. Er hatte dunkle Augen und dichtes braunes Haar.
    »Bob, dies sind Polizeibe...«
    »Die sind nicht wegen der Schadensmeldung an die Versicherung da, oder?« »Nein. Sie...«
    »Haben Sie einen Gerichtsbeschluss?« »Sie sind hier, weil...«
    »Ich rede mit ihr da.« Ein Nicken in Richtung von Dance.
    »Ich bin Agent Dance vom California Bureau of Investigation. « Sie zeigte ihren Dienstausweis, doch der interessierte ihn nicht. »Und das ist Senior Deputy O'Neil vom Monterey County Sheriff's Office. Wir stellen Ihrem Sohn soeben einige Fragen über ein Verbrechen.«
    »Es gab kein Verbrechen. Das war ein Unfall. Diese Mädchen sind bei einem Unfall gestorben. Das ist alles, was passiert ist.«
    »Wir sind wegen einer anderen Angelegenheit hier. Es wurde jemand überfallen, der zuvor einen Beitrag über Travis gepostet hatte.«
    »Ach, diese Blog-Scheiße«, knurrte er. »Dieser Chilton ist eine Gefahr für die Allgemeinheit. Er ist wie eine verfluchte Giftschlange.« Er wandte sich an seine Frau. »Ich hätte Joey unten am Dock heute fast eine runtergehauen, weil er das Maul aufgerissen und die anderen Jungs gegen mich aufgestachelt hat. Bloß weil ich sein Vater bin. Die lesen keine Zeitung, die lesen kein Newsweek. Aber diesen Chilton-Mst, den lesen sie. Jemand sollte...« Er hielt inne und sah seinen Sohn an. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst mit niemandem reden, solange wir keinen Anwalt haben. Hab ich's dir nicht gesagt? Eine falsche Bemerkung zur falschen Person, und wir werden verklagt. Und dann nehmen sie uns das Haus weg und für den Rest meiner Tage die Hälfte meines Wochenlohns.« Er senkte die Stimme. »Und dein Bruder muss in ein Heim.«
    »Mr. Brigham, wir sind nicht wegen des Unfalls hier«, erinnerte O'Neil ihn. »Wir untersuchen den Überfall von letzter Nacht.«
    »Das spielt doch keine Rolle, oder? Alles wird notiert und kommt in die Akten.«
    Er schien sich weitaus mehr Sorgen um die Schuldfrage im Zusammenhang mit dem Unfall zu machen als um die Möglichkeit, dass sein Sohn wegen versuchten Mordes verhaftet werden könnte.
    »Wieso hast du sie reingelassen?«, herrschte er seine Frau an, ohne die beiden Beamten zu beachten. »Das hier ist nicht Nazideutschland, noch nicht. Du kannst ihnen sagen, dass sie verschwinden sollen.«
    »Ich dachte...«
    »Nein, das hast du nicht. Du hast überhaupt nicht gedacht.« Und zu O'Neil: »Bitte gehen Sie jetzt. Und falls Sie zurückkommen, dann nur mit einem Gerichtsbeschluss.«
    »Dad!«, rief Sammy, der urplötzlich aus seinem Zimmer gerannt kam und Dance vor Schreck zusammenzucken ließ. »Es funktioniert! Ich will's dir zeigen!« Er hielt eine Platine hoch, an der mehrere Kabel hingen.
    Brighams Schroffheit

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