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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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dürfen?
    Dann habe ich im Blog über einen Diakon aus San Francisco geschrieben, der eine Anti-Schwulen-Bewegung leitete - und, wie sich herausstellte, insgeheim selbst homosexuell war. Ich musste diese Heuchelei bloßstellen.« Er sah Dance direkt in die Augen. »Und der Mann hat sich umgebracht. Wegen dem, was ich geschrieben habe. Er hat sich das Leben genommen. Und ich lebe nun jeden Tag mit diesem Wissen. Aber habe ich das Richtige getan? Ja. Falls Travis sich weitere Opfer sucht, werde ich mich auch deswegen schrecklich fühlen. Aber es geht hier um höhere Ziele, Agent Dance.«
    »Ich war auch mal Journalistin«, sagte sie.
    »Wirklich?«
    »Gerichtsreporterin. Ich bin gegen jegliche Zensur. Wir beide reden aneinander vorbei. Ich bitte Sie nicht, Ihre Texte zu ändern. Ich möchte doch nur die Namen einiger Poster erfahren, damit wir die Leute beschützen können.«
    »Das geht nicht.« Es lag wieder Härte in seiner Stimme. Er sah auf die Uhr. Dance wusste, dass das Gespräch beendet war. Er stand auf.
    Sie unternahm trotzdem einen letzten Versuch. »Niemand wird es je erfahren. Wir werden sagen, wir hätten uns die Informationen auf anderem Wege besorgt.«
    Chilton lachte. Es klang aufrichtig. »Geheimnisse in der Blogosphäre, Agent Dance?«, fragte er, während er sie zur Tür begleitete. »Wissen Sie, wie schnell eine Nachricht sich in der heutigen Welt verbreitet? ... Mit Lichtgeschwindigkeit.«
     

Kapitel 13
    Vom Highway aus rief Kathryn Dance bei Jon Boling an.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte er fröhlich.
    »Wie hat es doch in einem der Blog-Beiträge über Travis geheißen? Ein totaler Griff...«
    »Oh.« Deutlich weniger vergnügt. »... ins Klo.«
    »Ja, das ist eine ziemlich treffende Beschreibung. Ich habe es mit dem Gute-Publicity-Ansatz versucht, aber er hat Tür Nummer zwei gewählt: Die Faschisten behindern die freie Presse. Mit einer Spur von >die Welt braucht mich<.«
    »Autsch. Das tut mir leid. Da hab ich mich wohl geirrt.«
    »Es war den Versuch wert. Aber ich glaube, Sie sollten lieber anfangen, möglichst viele Namen irgendwie selbst in Erfahrung zu bringen.«
    »Das habe ich bereits. Nur für den Fall, dass Chilton Sie rauswerfen würde. Ich müsste bald die ersten Ergebnisse vorweisen können. Oh, hat er gesagt, er würde Ihren Vorstoß in seinem Blog publik machen?«
    Sie lachte in sich hinein. »Es hat nicht viel gefehlt. Die Überschrift hätte gelautet: >CBTAgentin bietet Bestechung an<.«
    »Ich bezweifle, dass es dazu kommt - Sie sind bloß ein kleiner Fisch, und das ist jetzt nicht persönlich gemeint. Aber da mehrere Hunderttausend Leute lesen, was er schreibt, steht es eindeutig in seiner Macht, Ihnen Kummer zu bereiten.« Dann verfinsterte sich seine Stimme. »Sie sollten wissen, dass die Postings schlimmer werden. Manche der Leute behaupten, sie hätten Travis dabei beobachtet, dass er den Teufel angebetet und Tieropfer dargebracht hat. Und er soll angeblich seine Mitschüler befummelt haben, Mädchen und Jungen. Ich halte das alles für reine Erfindungen. Es ist, als würden die Poster sich gegenseitig übertreffen wollen; die Geschichten werden immer abstruser.«
    Gerüchte...
    »Die eine Sache, die immer wieder mal erwähnt wird und an der daher tatsächlich etwas Wahres sein könnte, sind die Online-Rollenspiele. Die Leute schreiben, der Junge sei von Kampf und Tod regelrecht besessen. Vor allem von Schwertern und Messern und dem Aufschlitzen seiner Opfer.«
    »Er ist in die synthetische Welt abgeglitten.«
    »Es sieht so aus.«
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, drehte Dance die Lautstärke ihres iPod Touch auf - sie hörte gerade Badi Assad, die wunderbare brasilianische Gitarristin und Sängerin. Es war eigentlich verboten, während der Fahrt Ohrhörer zu tragen, aber wenn man die Musik über die Lautsprecher des Polizeiwagens abspielte, kam dabei nicht unbedingt die beste Tonqualität zustande.
    Und im Augenblick hatte Dance eine kräftige Dosis tröstlicher Musik nötig.
    Sie verspürte den Drang, sofort weiter an dem Fall zu arbeiten, aber sie war auch Mutter, und sie hatte ihr Privat- und Berufsleben schon immer sorgfältig ausbalanciert. Daher würde sie nun ihre beiden Kinder vom Krankenhaus aus der Obhut ihrer Mutter abholen, etwas Zeit mit ihnen verbringen und sie beim Haus ihrer Eltern absetzen, wo Stuart Dance die Betreuung übernehmen würde, sobald er von seiner Verabredung im Aquarium zurückgekehrt war. Erst dann würde sie sich wieder auf

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